
Es ist ein Spiel, das schon im Vorfeld gleich mehrere Geschichten zu bieten hat: am Sonntag empfangen die Drittliga-Fußballer der Würzburger Kickers zu ungewohnter Zeit - Anstoß ist bereits um 13 Uhr (Tageskasse ab 11.30 Uhr) - den Tabellenzweiten FC Ingolstadt.
Der Gegner
Ein Heimspiel gegen den FC Ingolstadt ist derzeit wahrscheinlich die größte Herausforderung für einen Drittligisten. Seit September hat der Zweitliga-Absteiger nun kein Spiel mehr verloren. Nach der 1:2-Niederlage beim FC Bayern München II, damals musste der FCI nach einer Roten Karte für den Ex-Würzburger Peter Kurzweg mehr als eine Halbzeit lang in Unterzahl spielen, blieb die Mannschaft von Trainer Jeff Saibene in 13 Spielen in Serie unbesiegt. Das liegt auch daran, dass auf fremden Plätzen die Abwehr felsenfest steht. In den fünf Auswärtsspielen seit der Niederlage in München kassierten die Oberbayern gerade mal zwei Gegentore. "Es ist ganz klar, wie die Favoritenrolle verteilt ist", sagt Kickers-Trainer Michael Schiele. Dabei hofft er auch auf die Heimatmosphäre am Dallenberg. 5500 Karten wurden im Vorverkauf abgesetzt.
Würzburgs neue Sturmstärke
Das 6:0 in Großaspach am Montag war der bislang höchste Dritttliga-Sieg der Kickers, die nur eines der letzten fünf Spiele verloren haben. Plötzlich liegen die Rothosen, was die geschossenen Tore angeht, auf Platz vier im liga-internen Vergleich. Und Trainer Schiele hat ein Luxusproblem: ein Überangebot an Stürmern. In der Vorrunde fiel Maximilian Breunig nach seinem Autounfall komplett aus. Dominic Baumann fehlte nach seinem Knöchelbruch monatelang. Beide erzielten in Großaspach ihren ersten Saisontreffer. Und auch Saliou Sané, erst vor einer Woche aus Karlsruhe verpflichtet, traf nach seiner Einwechslung bei der Kickers-Premiere in den gegnerischen Kasten. Dass der am Montag gelb-rot-gesperrte Luca Pfeiffer, über weite Strecken der bisherigen Saison Alleinunterhalter im Rothosen-Sturm, beim 1:2 gegen Unterhaching sein siebtes Tor erzielte, macht die Qual der Wahl für Schiele noch größer. Sprich: Vier Stürmer haben beim letzten Auftritt getroffen.

Heimpremiere für die Neuzugänge
"Ein Traumstart" sei das in Großaspach für ihn gewesen, sagte Sané beim Pressegespräch am Freitag. Neben ihm hatte mit Niklas Hoffmann (FC St. Pauli) noch ein weiterer Winter-Neuzugang gleich im ersten Spiel für die Rothosen ein Tor erzielt. "Ich hatte hier vom ersten Tag an ein gutes Gefühl", sagt Sané über seine neue Aufgabe in Würzburg. Nun würde er natürlich auch gerne beim Heimspiel auf dem Feld stehen. Dabei lässt sich Schiele noch nicht in die Karten schauen, welche taktische Formation er wählen wird, ob er mit zwei oder nur mit einem nominellen Angreifer anfangen wird. Allerdings überlegt der Würzburger Übungsleiter auch, gegen Ingolstadt zu einem System mit einer Dreierkette zurückzukehren. Das würde die Einsatzchancen von Hofmann oder Jonas David (ausgeliehen vom Hamburger SV) erhöhen. Beide könnten den Posten neben dem gesetzten Innenverteidiger-Duo mit Daniel Hägele und Sebastian Schuppan einnehmen.
Das Wiedersehen mit Ex-Spielern
Im Sommer wechselten Cannigia Elva und Peter Kurzweg vom Dallenberg nach Ingolstadt. Elva kam in der Winter-Vorbereitung so richtig in Fahrt, spielte zuletzt in neuer Rolle zentral hinter den Spitzen. "Ich freue mich jetzt sehr darauf, auch am Dallenberg auflaufen zu können. Die Stadt ist mir ans Herz gewachsen, ich bin immer noch ab und zu dort, wenn es die Zeit zulässt. Es sind einige enge Freundschaften entstanden in Würzburg - doch für 90 Minuten stehen diese hinten an", wird er auf der Internetseite der Schanzer zitiert. "Peter ist ein Spieler, wie ihn jeder Trainer gerne in seiner Mannschaft hat", sagt Kickers-Coach Schiele indes über Linksverteidiger Kurzweg. Ein weiterer Ex-Würzburger im Ingolstädter Kader ist Tobias Schröck, der in der Zweitliga-Saison 2016/17 eine prägende Figur bei den Kickers war. Er fehlte allerdings zuletzt wegen Adduktorenproblemen.

Schiele unter Beobachtung
Das Thema werden die Kickers und Trainer Schiele nicht so schnell los. Die offene Trainerfrage sorgt weiter für Diskussionsstoff. Vor der Winterpause hatte der Coach noch selbst über eine mögliche Vertragsverlängerung gesagt: "Die Spieler wollen wissen, wie es weitergeht. Bis April sollten wir nicht warten." Im Trainingslager stellte er fest: "Es sieht schon ganz gut aus." Nun liegt die Sache auf Eis, nachdem der neue Flyeralarm-Fußball-Chef Felix Magath öffentlich angekündigt hatte, in dieser ein gewichtiges Wort mitzusprechen. Schiele gibt sich nach Außen gelassen. "Es macht Spaß. Ich fühle mich wohl", sagt er über die Zusammenarbeit mit Magath, der am Sonntag wieder auf der Tribüne sitzen wird. Auf die Frage, ob er selbst auch irgendwann eine Entscheidung hören wolle, wie es weitergeht, wenn sein Arbeitsvertrag im Sommer endet, sagt er: "Ich konzentriere mich wie letzte Woche auf das Sportliche, auf die Jungs, auf Gespräche, auf das Training. Daran tue ich gut."