Nicht nur mit einem, nein, gleich mit zwei Treffern ließ der eingewechselte Robert Herrmann beim 3:1-Sieg der Würzburger Kickers im Geisterspiel beim SV Meppen aufhorchen. Der Joker von Trainer Michael Schiele stach nur wenige Minuten nach seiner Einwechslung, markierte seine ersten Tore für die Rothosen und besiegelte gleichzeitig Meppens Würzburg-Fluch: Noch nie hat das Team aus dem Emsland gegen die Kickers gewonnen.
"Es ist ein super Gefühl, nach so einer langen Pause gleich zwei Mal zu treffen", sagte Herrmann zu seinem Premieren-Doppelpack. Ob die Aue-Leihgabe damit die spielfreie Zeit wegen des Corona-Virus oder seine Durststrecke für die Kickers meinte, ließ er offen. "Absolut vermeidbar" waren die Tore für SVM-Coach Christian Neidhart, Schiele freute sich bei der virtuellen Pressekonferenz dagegen, dass "Herrmann seine Chance gleich genutzt hat. Das freut mich sehr für ihn".
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Schiele vertraut gewohntem Personal
Die Elf, die Michael Schiele in der Meppener Hänsch-Arena auf den Rasen schickte, wartete mit lediglich einer Überraschung auf: Hendrik Hansen startete neben Kapitän Sebastian Schuppan in der Innenverteidigung. Rechts beziehungsweise links vor sich hatte Keeper Vincent Müller Frank Ronstadt und Leroy Kwadwo. Zum Aufräumen beorderte der Coach Dave Gnaase und Patrick Sontheimer auf die Doppelsechs.
Um die Offensive kümmerten sich die üblichen Verdächtigen: Der frisch erblondete Fabio Kaufmann und Albion Vrenezi übernahmen die Außenbahnen, Dominic Baumann und Luca Pfeiffer bildeten im Zentrum eine Doppelspitze. Luke Hemmerich (Innenbandzerrung), Dominik Meisel (Schulterprellung), Jonas David und Saliou Sanè (beide muskuläre Probleme) mussten verletzungsbedingt passen.
Spritziger Beginn der Würzburger Kickers
Die Rothosen machten von Beginn an klar, dass sie die lange Heimreise aus dem Emsland nicht mit leeren Händen antreten wollten. Sie kontrollierten das Spiel von hinten heraus, standen den Meppenern bei Ballverlust sofort auf den Füßen und kamen vom Anpfiff weg zu Torchancen: Noch fanden die Hereingaben von Kaufmann oder Kwadwo aber keine Abnehmer. Das erste Lebenszeichen der Hausherren gab es in der neunten Minute: Nach Vorarbeit von Ex-Kicker Valdet Rama schob Deniz Undav den Ball zwar ins Tor, Schiedsrichter Eric Müller entschied jedoch sofort auf Abseits.
In der Folge bekam Meppen mehr Zugriff auf das Spiel, brenzlig wurde es für die Würzburger zunächst nur nach Standardsituationen - beim Freistoß von Hassan Amin war Kickers-Keeper Müller aber zur Stelle (26.). Das war's bis zum Pausenpfiff auch schon mit guten Gelegenheiten, sowohl für die Gastgeber als auch für den FWK. Flanken, Freistöße und Eckbälle der Rothosen waren zu unplatziert, um wirklich für Gefahr zu sorgen. Die Kickers arbeiteten in der Abwehr bis auf ein, zwei Szenen astrein, offensiv hatten beide Teams noch Luft nach oben.
Viel Glück für die Kickers nach dem Seitenwechsel
Mächtig Dusel hatten die Kickers gleich zu Beginn der zweiten Hälfte: Zunächst fehlte Meppens Valdet Rama die Feinjustierung, als er den Ball nach Vorarbeit von Amin über den Querbalken drosch. Mit der nächsten Szene wurde es richtig kurios: Direkt vor Müllers Gehäuse bekamen die Kickers den Ball nicht geklärt, schossen sich zwei Mal selbst an, Rama traf noch die Latte, ehe Hansen die Kugel aus der Gefahrenzone donnerte. Dem SVM gehörte die Anfangsphase nach dem Seitenwechsel - die Mannschaft von Christian Neidhart schnürte die Rothosen regelrecht ein. Einzig ein Tor gelang den Hausherren nicht.
Ab der 60. Minute befreiten sich die Kickers wieder aus dem Meppener Klammergriff, entschleunigten das Spiel zunächst. Trotzdem hatten die Blau-Weißen immer wieder ihre Möglichkeiten und zeigten, dass deren vierter Tabellenplatz nicht von ungefähr kommt: Vor allem Undav, Rama und Amin machten mächtig Alarm - hatten in dieser Phase aber nichts zu bestellen gegen gut verteidigende Würzburger.
Joker Herrmann sticht, Pfeiffer tänzelt durch die Abwehr
Ein sauber vorgetragener Angriff genügte schließlich, um die SVM-Abwehr auszuhebeln und in Führung zu gehen: Pfeiffer machte den Ball auf halbrechts überragend fest, bediente Sontheimer - und der bewies Übersicht, legte auf den für Vrenezi eingewechselten Robert Herrmann ab - der brauchte nur noch zum 1:0 einzuschieben (73.). Und nur vier Minuten später legten die Kickers nach: Baumann arbeitete stark vor für Pfeiffer, und der Fast-Zwei-Meter-Mann tänzelte grazil durch die SVM-Abwehr und schob aus spitzem Winkel zum 2:0 ein (77.).
Mit diesem Doppelschlag war der Drops gelutscht, dem SV Meppen der Zahn gezogen, aber die Kickers hatten noch immer Bock: Herrmann schnürte seinen Doppelpack und erhöhte in der 89. Minute auf 3:0. Zwar gewährte Schiedsrichter Müller den Emsländern noch vier Minuten Nachspielzeit, die kamen aber nur noch zum Ehrentreffer: Undav verkürzte auf 1:3 (90.), den Kickers-Fluch konnte aber auch er freilich nicht beenden: Der FWK bleibt gegen den SV Meppen weiterhin ungeschlagen.
In der Tabelle bleibt es eng. Nach den Samstagsspielen der Dritten Liga steht der FWK auf Rang sechs, punktgleich mit Waldhof Mannheim auf dem Relegationsplatz. Ob es für die Kickers weiter bergauf geht, wird sich am Dienstag zeigen: Dann kommt der FC Magdeburg zu Besuch an den Dallenberg.
Magath reagieren, ansonsten Magath raus!!!!