Der FC Würzburger Kickers scheint sich in der Dritten Liga tatsächlich zu einem echten Schlussspurt aufgemacht zu haben. Das souverän herausgespielte 3:1 beim Halleschen FC war der vierte Sieg in Serie. Vier könnten bis zum Saisonende noch folgen. Angesichts des Restprograms gegen Chemnitz, Lotte, Großaspach und Erfurt nicht unmöglich. „Derzeit macht es einfach Spaß, für die Kickers zu spielen“, sagt Kapitän Sebastian Neumann. Vielleicht sogar so viel, dass sich der Abwehrchef am Ende noch entschließt, trotz auslaufendem Kontrakts beim FWK zu bleiben? Zu Vertragsangelegenheiten wollte sich Neumann in Halle nicht äußern. „Nur zum Spiel“, sagte er zu Beginn des Gesprächs nur wenige Minuten nach dem Schlusspfiff.
Halten wir uns also auch erst einmal an das Geschehen auf dem Rasenviereck im schmucken, 2011 eingeweihten Hallenser Stadion. Es war durchaus ein anspruchsvoller Gegner gewesen, der sich da den Kickers am Samstagnachmittag entgegenstellte. Zumindest auf dem Papier. Sechs Spiele hatte Halle nicht mehr verloren, dabei viermal gewonnen. Daheim hatte das Team aus Sachsen-Anhalt zuletzt dreimal keinen Treffer kassiert. „Gemessen daran war das schon eines der besseren Drittliga-Teams“, stellte Kickers-Trainer Michael Schiele fest. Dass davon über die gesamte Spielzeit rein gar nichts zu sehen war, lag sehr wahrscheinlich auch an einer sehr reifen und abgeklärten Kickers-Vorstellung. „Wir sind heute an einem sehr guten Gegner gescheitert“, sagte auch Halles zum Saisonende scheidender Trainer Rico Schmitt.
Vom Start weg waren es die Würzburger gewesen, die den Rhythmus des Spiels bestimmten. Der einst in Halles Jugend ausgebildete Kickers-Mittelfeld-Mann Dennis Mast fand: „Wir haben sehr intelligent gespielt.“ Tatsächlich erarbeiteten sich die Gäste mit Ballsicherheit und Zweikampfstärke eine Überlegenheit, die fast schon zwangsläufig zur Führung führte.
- Spiel verpasst? Hier können sie nochmal mit dem Liveticker mitfiebern!
„Das Tor hatte sich angekündigt“, sagte Halle Trainer Nico Schmitt über den Kickers-Führungstreffer, der bildlich gesehen aber aus heiterem Himmel fiel. Nach einigen Irrungen in der Heim-Abwehr war der Ball dem aufgerückten Jannis Nikolaou förmlich auf den Kopf gefallen. Der zentrale Mittelfeldmann der Rothosen platzierte die Kugel dann aber auch unhaltbar in den Maschen. Die verdiente Führung für die Gäste, die die Hausherren stetig in der Defensive beschäftigten und so die eigene Abwehr entlasteten.
Mast trifft an alter Wirkungsstätte
Das blieb auch nach dem Seitenwechsel so. Bevor Dennis Mast an alter Wirkungsstätte zum 2:0 einschob (63.), hätten Dominic Baumann (49.) und Fabio Kaufmann (51.) bereits treffen können, ja müssen. Auch als Kai Wagner vor dem zweiten Würzburger Treffer dem Hallenser Tobias Schilk den Ball geklaut hatte und allein aufs Tor zugsprintet war, schien es zunächst so, als ob die Kickers erneut eine große Chance leichtfertig liegen lassen würden. „Etwas komplizierter als nötig“ hätten sich die Kickers die Sache gemacht, fand auch Torschütze Mast, der, als Wagner den Ball zu vertändeln schien, entschlossen nachsetzte und traf. Auf eine Jubelgeste verzichtete Mast anschließend. Die Freude über den gelungenen Auftritt war dem Schiele-Team aber deutlich anzumerken.
Zehn wacklige Minuten, dann trifft Bytyqi zur Entscheidung
Auch wenn die Würzburger zwischenzeitlich auch einmal unter Druck gerieten. Nachdem der Ball nach einem Freistoß ans Bein von Maximilian Ahlschwede und von dort ins Kickers-Tor sprang (66.), witterte Halle Morgenluft. „In dieser Phase haben wir zu viel Fouls gemacht, Halle zu viele Standardchancen ermöglicht“, analysierte Schiele: „Aber wir haben nur zehn Minuten gewackelt. Spätestens als der eingewechselte Enis Bytyqi mit seinem zweiten Saiontreffer zum 3:1 (88.) – übrigens nach einer klasse Vorarbeit des engagierten Angreifers Orhan Ademi – den Zwei-Tore-Abstand wieder herstellte, war die Partie gelaufen.
„Eine absolute Charaktersache“, seien die Erfolge der letzten Wochen, findet Kapitän Sebastian Neumann: „Man sieht, dass wir, unabhängig vom Tabellenstand, ob es noch um etwas geht oder nicht, jedes Spiel gewinnen wollen.“ Und ein Versprechen für die Zukunft ist dieser Sieg in Halle ja womöglich auch gewesen. Denn, das stellte Trainer Schiele fest: Bis auf Kapitän Neumann besitzen alle beim 3:1-Erfolg eingesetzten Akteure noch einen Vertrag für die kommende Saison.