
Das war eine ganz bittere Niederlage für die Drittliga-Fußballer der Würzburger Kickers. Statt nach der Verpflichtung von Felix Magath als Fußball-Chef bei Investor Flyeralarm mit neuem Schwung und neuer Hoffnung an die Tabellenspitze ranzuschnuppern, stecken die Rothosen nun erst einmal weiter fest in der unteren Tabellenhälfte. Dabei war die Mannschaft von Trainer Michael Schiele an diesem neblig-trüben Samstag-Nachmittag gegen die SpVgg Unterhaching sicherlich nicht die schlechtere Mannschaft. Trotzdem nahmen die Oberbayern am Ende die drei Punkte mit aus Unterfranken. 2:1 siegte die Spielvereinigung.
"In der Summe sehr glücklich und äußerst bitter für Würzburg", nannte selbst Unterhachings Trainer Claus Schromm die Tatsache, dass die Münchner Vorstädter in dieser Saison sämtliche sechs Zähler gegen die Kickers eingesackt hatten. Im Hinspiel hatte sein Team nach einer völlig verrückten Aufholjagd in der Nachspielzeit mit 5:4 die Oberhand behalten. Und diesmal gab es nicht wenige im Würzburger Lager, die nach Schlusspfiff schnell einen Schuldigen für die Niederlage gefunden hatten: Schiedsrichter Robin Braun aus Wuppertal. Der 23-jährige Drittliga-Neuling hatte am Dallenberg sein insgesamt fünftes Drittliga-Spiel gepfiffen. Er sei mit der Spielleitung nicht zufrieden gewesen, gab denn auch Kickers-Trainer Michael Schiele zu Protokoll. Eine gute Spielleitung hatte er sicherlich nicht gezeigt. Dass sich dazu noch ein Linienrichter gegenüber Schiele im Ton vergriffen haben soll, tat sein übriges zur hitzigen Stimmung.
Schiedsrichter in den entscheidenden Situationen ohne Fehler
In den entscheidenden Situationen freilich war dem Referee kein grober Fehler unterlaufen. Natürlich hatte Würzburgs Rechtsaußen Fabio Kaufmann, als Braun in der 67. Minute für die Gäste pfiff, die Hand am Ball gehabt. Ob strafwürdig, das ist freilich Auslegungssache. "Ich sage natürlich: Ganz klar kein Elfmeter. Die Hachinger werden das Gegenteil sagen." Der Schiedsrichter schloss sich der Sichtweise der bis zu diesem Zeitpunkt im Angriff recht zahnlos wirkenden Gäste an. Dass Christoph Greger den folgenden Strafstoß zum 1:1 verwandelte, darf man zweifelsohne als Wendepunkt in der Partie bezeichnen.

Beim zweiten Unterhachinger Treffer reklamierten die Kickers auf Abseits. Die Fernsehbilder legen die Vermutung nahe, dass der Treffer durch Lucas Hufnagel (75.) auch in seiner Entstehung regelkonform war. Und auch die Gelb-Roten Karten für Würzburgs Luca Pfeiffer und Unterhachings Markus Schwabl waren eher die Folge von ungeschicktem Agieren der Spieler, als die Folge von überharten Schiedsrichterentscheidungen.
Also viel Lärm um Nichts? Nun, an Kleinigkeiten, an der Zweikampfbewertung, am Auftreten des Unparteiischen-Gespanns konnte man ich schon reiben. Am Ende aber hatte Kickers-Rechtsverteidiger Luke Hemmerich Recht, wenn er feststellte: "Wir sollten nicht zu viel über den Schiedsrichter reden und uns auf uns selbst konzentrieren und darauf, was wir besser machen können."
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Und da in der Rückschau auf diese Partie wohl vor allem auf die Chancenverwertung. Die Kickers hätten sich für eine couragierte und engagierte Leistung nämlich mit deutlich mehr Treffern belohnen müssen als mit dem einen von Luca Pfeifer, der gerade einmal 19 Sekunden nach Wiederanpfiff in der zweiten Halbzeit eine Flanke von Fabio Kaufmann mit einem wuchtigen Kopfball zum zwischenzeitlichen 1:0 verwertete (46.).
Zum diesem Zeitpunkt schien nämlich alles für die Kickers zu laufen. Die hatten sich die Ausfälle der Stammkräfte Daniel Hägele, der nach seinem Muskelfaserriss aus dem Spiel beim FC Bayern II kurz vor Weihnachten noch nicht rechtzeitig fit geworden war, und Dave Gnaase, der sich im Vorbereitungsspiel gegen Jahn Regensburg verletzt hatte, gut weggesteckt. Eine Viertelstunde lang hatten die Kickers noch Anlaufschwierigkeiten gehabt, dann übernahmen sie das Kommando und hatten letztlich ein klares Chancenplus. In den entscheidenden Situationen fehlte den Kickers bisweilen neben dem Glück auch der letzte Funke Entschlossenheit und Konzentration, so als Fabio Kaufmann bei einem flüssig vorgetragenen Konter mit seinem Schuss von der Strafraumgrenze den herangrätschenden Hachinger Alexander Winkler traf (38.).
Auch in der emotionalen Schlussphase war es Kaufmann, der den Ausgleich auf dem Fuß hatte, in der Nachspielzeit aus kurzer Distanz den Pfosten traf. Es schien "wie verhext", stellte Abwehrmann Hansen fest: "Der Knackpunkt war der Elfmeter. Der zweite Gegentreffer war dann auch zu einfach für den Gegner. Das darf uns nicht passieren. Und am Schluss fehlt uns dann auch noch das Glück." Es kam viel zusammen bei den Rothosen an diesem Nachmittag. Die Blickrichtung im Kickers-Team ist nach der Winterpause indes offenbar weiterhin in Richtung Tabellenspitze gerichtet. "Wir hätten das zweite oder dritte Tor nachlegen sollen. Das müssen wir in Zukunft besser machen, wenn wir oben angreifen wollen," so Kickers-Akteur Hemmerich.