Es ist ein kleiner Schritt zurück in die Normalität. "Die Jungs freuen sich darauf, ein paar Stangen und Hütchen auf dem Platz zu sehen", sagt Kickers-Trainer Michael Schiele. An diesem Donnerstag starten die Würzburger Drittliga-Profis ins Training in Kleingruppen. Wir beantworten drängende Fragen rund um den Neustart bei den Rothosen.
Es dürfen neben den Trainern höchstens vier Spieler auf dem Platz stehen. Die Trainingsgruppen dürfen sich nicht begegnen. Auf dem Platz halten alle Spieler und Trainer einen Abstand von zwei Metern, auch bei den Übungen. "Das ist nicht leicht", sagt Schiele. "Man will gerne mal einen Spieler in den Arm nehmen oder abklatschen. Aber das geht derzeit halt nicht." Trainiert wird generell unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Sämtliche 28 Akteure aus dem Kader nehmen an den Einheiten teil. Die Anzahl der Akteure im Training soll nicht zu klein sein, sodass im Fall eines Krankheits- oder Quarantänefalls im Team genügend Spieler bereit stünden.
Die Spieler dürfen höchstens zu zweit im Auto fahren, kommen mit Mundschutz zum Training. Dort wird in einer Sicherheitsschleuse zunächst die Körpertemperatur gemessen. Die Trainingsklamotten wäscht jeder Spieler selbst daheim, auch geduscht wird zu Hause. Trainingsutensilien dürfen nur mit Handschuhen angefasst werden. Alles wird regelmäßig desinfiziert. Nur auf dem Trainingsplatz darf der Mundschutz abgelegt werden. Jedem Spieler wurde außerdem Blut abgenommen, um einen Antikörper-Test durchzuführen.
Was kann unter diesen Umständen überhaupt trainiert werden?
Die Kicker sollen sich wieder an den Ball gewöhnen. Üben Passspiel und Torschüsse. Aber auch Schnellkraft und "Abbremsbewegungen" seien im Heimtraining nur schwer zu trainieren, sagt Schiele. "Manche Spieler tun sich leichter den inneren Schweinehund zu überwinden, manchen fällt das im individuellen Training schwer." Ob jene Teams, die schon früher mit dem Training in kleinen Gruppen begonnen haben, im Vorteil sind? Möglicherweise, glaubt Schiele. "Aber wir hätten uns ja um eine Sondergenehmigung bemühen und dann vielleicht schon vergangene Woche mit dem Training anfangen können. Wir haben das nicht für nötig gehalten." Nun hofft der Kickers-Coach, dass es vor einem Neustart womöglich noch Lockerungen der Bestimmungen gibt und in ein paar Wochen in größeren Gruppen trainiert werden darf.
Sollte die laufende Saison - wie von den Kickers gewünscht - mit Geisterspielen zu Ende gebracht werden, müssten sich alle Teams auf eine ungewöhnliche Situation einstellen, glaubt Schiele: "Es ist gut möglich, dass da noch das ein oder andere Komische oder Überraschende passiert. Jede Mannschaft muss sich, so gut es geht, auf die veränderten Umstände einstellen." Partien ohne Zuschauer werden auf jeden Fall einen eigenen Charakter haben. Und die Kickers haben, angesichts von nur drei Punkten Rückstand auf die Aufstiegsränge, durchaus noch Ambitionen. "Natürlich macht man sich Hoffnung. Aber das werden alle Teams tun, die Abstände sind so gering, da kann nach vorn und nach hinten noch viel passieren", sagt Schiele, auch wenn sein Team durch die Corona-Zwangspause in seinem Lauf gebremst wurde. Nur eines der letzten zehn Liga-Spiele ging verloren. "Es wird spannend werden, wie wir nach einer solch langen Pause wieder in Schwung kommen. Nach der letzten Winterpause hat das ja ganz gut geklappt."
Der Kickers-Coach antwortete am Mittwoch auf die Frage nach seiner Zukunft: "Wenn es weitergehen sollte, dann kann womöglich etwas bekannt gegeben werden." Ist die Entscheidung in der Trainerfrage also nun gefallen? Schiele berichtet jedenfalls auch von Gesprächen mit Felix Magath. Der Fußball-Chef von Investor Flyeralarm und neue starke Mann am Dallenberg hatte sich in der Vergangenheit stets zurückhaltend geäußert, wenn es um eine Verlängerung des zum Saisonende auslaufenden Vertrags des 41-Jährigen ging. "Er hat immer viele Ratschläge und einen großen Erfahrungsschatz", sagt der Rothosen-Trainer über Magath: "Aber eine Situation wie die jetzige, die hat er auch noch nicht erlebt."