
Am Ende seiner Ausführungen wurde Braunschweigs Trainer Andre Schubert bei der Pressekonferenz versöhnlich. „Ich hoffe, dass wir uns nächste Saison wiedersehen.“ Dass die Würzburger Kickers in der kommenden Spielzeit in der Dritten Liga kicken, daran gibt es auch nach dem 2:2 beim Ex-Erstligisten in Niedersachsen nur wenige Zweifel. Auch wenn die Abstiegsränge nun wieder näher sind als der Aufstiegsrelegationsplatz. Aber neun Zähler sind für den Liga-Zehnten doch ein beruhigendes Polster. Da muss die Eintracht als aktueller 17. schon noch mehr strampeln, um das Klassenziel zu erreichen. Schuberts frommer Wunsch bildete den Abschluss einer Veranstaltung, bei der mal wieder klar wurde, dass man im Fußball vieles von zwei Seiten betrachten kann. „Ein klarer Handelfmeter“, urteilte der Braunschweiger Coach über jene Szene, die dazu geführt hatte, dass dieses von beiden Mannschaften mit viel Vehemenz geführte Kampfspiel mit einer Punkteteilung endete. Das musste man nicht so sehen. Der Ball hatte eher zufällig die Hand von Kickers-Abwehrspieler Daniel Hägele touchiert. Der hatte sogar noch versucht, die Hand wegzuziehen. Ein Gegenspieler stand zudem nicht in der Nähe, die Situation erschien an sich ungefährlich. „Das war definitiv kein Elfmeter“, fand Hägele selbst und stellte auch deshalb fest: „Das Unentschieden fühlt sich heute an wie eine Niederlage.“ Jetzt können sie am Dallenberg bei der aktuellen Debatte darüber, was nun ein Handspiel ist oder nicht, aus eigener Erfahrung mitreden.
Dass Schiedsrichterin Katrin Rafalski auf den Punkt zeigte, passte freilich irgendwie zum ohnehin diskussionswürdigen Auftritt der Unparteiischen. „Das immer zu diskutieren, macht doch keinen Sinn“, sagte Schubert. Er hatte nach dem Elfmertertreffer von Marc Pfitzner (82.) leicht reden. Was Kickers-Coach Michael Schiele davon hielt, war ihm am Gesicht abzulesen. Wie überhaupt er und Schubert in der Bewertung des Spiels offensichtlich verschiedene Ansichten hatten. Schiele hatte gleich mehrere „Großchancen“ seines Teams gesehen, der Braunschweiger Trainer widersprach. „Wenn wir die Möglichkeiten nutzen, gewinnen wir hier“, stellte Schiele fest. Tatsächlich kam alleine Dominic Baumann zweimal in der zweiten Spielhälfte im Strafraum zum Abschluss – ohne Erfolg.
Die Noten der Roten: die Kickers in der Einzelkritik
So reichte es am Ende nicht, dass die Kickers die nach der Winterpause in sechs Spielen nur einmal besiegten Braunschweiger über weite Strecken vom eigenen Tor fernhalten konnten. Die beiden eher glücklich zustande gekommenen – weil abgefälschten – Kickers-Tore durch Caniggia Elva (27.) und Peter Kurzweg (68.) bescherten den Rothosen nicht den vierten Sieg im vierten Auswärtsspiel des Jahres 2019, denn Glück und Pech hielten sich am Schluss die Waage. Auch Braunschweigs Tor durch Yari Otto (60.) war das Produkt einiger Zufälle.
Was bleibt am Anfang der Englischen Woche, die für die Kickers am Dienstag in Meppen weitergeht, als Lehre? Dass in dieser Dritten Liga eine Kleinigkeit wie Hägeles vermeintliches Handspiel große Auswirkungen haben kann. Zehn Minuten vor Schluss standen die Kickers auf Tabellenplatz fünf – der Ausgleichstreffer ließ sie auf den zehnten Platz purzeln.
Die Statistik des Spiels
Eintracht Braunschweig – Würzburger Kickers 2:2 (0:1)
Braunschweig: Fejzic – B. Kessel, R. Becker, Menz (67. Nkansah), Kijewski – Otto, Rütten (72. Pfitzner), Nehrig – Bulut (74. Feigenspan), P. Hofmann, Bär. Würzburg: Drewes – P. Göbel, Hägele, Schuppan, Kurzweg – F. Kaufmann, Bachmann, Gnaase (72. Sontheimer), Elva (88. P. Breitkreuz) – Baumann, Ademi (88. Küc). Schiedsrichterin: Rafalski (Baunatal). Zuschauer: 17 030. Tore: 0:1 Elva (27.), 1:1 Otto (60.), 1:2 Kurzweg (68.), 2:2 Pfitzner (82./Handelfmeter). Gelb: R. Becker (6), Menz (2), Rütten (2), Nehrig (2) / Gnaase (9), Baumann (2).