18 Spieltage bleiben den Fußball-Drittligisten noch, ihre Ziele zu erreichen. Für die einen ist es das Rangeln um die gut gefüllten TV-Geld-Fleischtöpfen der zweiten Liga, für die anderen ein Wandeln am Abgrund zur Regionalliga. Dass der Deutsche Fußball-Bund im vergangenen Herbst bereits an die Vereine appellierte, auf die Personalkosten zu achten, weil die Spielergehälter ligaweit im Vergleich zu den Einnahmen zu hoch seien, schreckt offenbar nicht alle Klubs. Zumindest wurde in dieser Winterpause bei vielen Vereinen eifrig am Kader geschraubt – freilich aber längst nicht bei allen. Fünf Klubs, Zwickau, Unterhaching, Kaiserslautern, Münster und 1860 München, verzichteten bislang ganz und gar auf Neuzugänge. Die Würzburger Kickers holten mit Eric Verstappen bislang nur einen Ersatztorhüter.
Trotz nur drei Punkten Vorsprung vor der Abstiegszone und lediglich einem Sieg aus den letzten elf Spielen sagt Trainer Michael Schiele: „Wir sind zum Glück nicht in der misslichen Lage, irgendetwas machen zu müssen.“ Man beobachte zwar den Markt. „Es ist aber nicht so, dass etwas geplant ist. Warten wir einmal das erste Spiel ab“, so Schiele vor dem Saison-Neustart am Sonntag (15 Uhr) in Duisburg gegen den gastgebenden KFC Uerdingen.
Nachlegen im Tabellenkeller
Da sind andere Klubs aus der Sorgenzone der Liga schon aktiver. Allen voran Tabellen-Schlusslicht Eintracht Braunschweig. Die Niedersachsen vor gut anderthalb Jahren in den Relegationsspielen gegen den VfL Wolfsburg noch an der Schwelle zur Erstklassigkeit, wollen den Absturz in Liga vier mit einem kompletten Umbruch noch verhindern: Sieben Spieler gingen fort, zehn Neue kamen hinzu. Darunter neben dem erfahrenen Ex-Fürther und bisherigen St.-Pauli-Kapitän Bernd Nehrig mit Marcel Bär der Torjäger vom Tabellenvorletzten VfR Aalen. Bär erzielte für den direkten Kontrahenten der Aalener in dieser Saison bislang sieben Treffer. Die Aalener freilich haben mit Petar Sliskovic, vom in finanzielle Turbulenzen geratenen Regionalligisten Viktoria Berlin einen Angreifer als Ersatz geholt, der beim FSV Mainz 05 auch schon in der ersten Liga aktiv war. Ein anderer der vier Neuen auf der Ostalb ist in Würzburg bestens bekannt: Abwehrspieler Clemens Schoppenhauer, der mit den Kickers von 2014 bis 2017 zunächst von der Regionalliga in die zweite Bundesliga hinaufkletterte und schließlich wieder in die Dritte Liga abstieg, wechselt nach einem unglücklichen Gastspiel beim FC St. Pauli und nur einem Zweitliga-Einsatz in den letzten anderthalb Jahren zu den Schwaben und kehrt mit seinem neuen Klub bereits am zweiten Spieltag 2019 an den Dallenberg zurück.
Überhaupt haben alle Teams, die in der Tabelle hinter den Rothosen stehen, in der Winterpause personell nachgelegt. So holte der SV Meppen mit René Guder (zuletzt Wehen-Wiesbaden) einen Akteur, der bei Regionalligist Weiche Flensburg Torjäger-Qualitäten unter Beweis gestellt hatte. Laut Meldungen vom Donnerstag steht der Tabellen-13. Sportfreunde Lotte unmittelbar vor der Verpflichtung des zuletzt vertragslosen Angreifers Justin Eilers. Der Ex-Dresdner bringt es auf eine beeindruckende Statistik von 42 Toren in 74 Drittliga-Spielen. Nach seinem Wechsel zu Werder Bremen warfen Eilers aber immer wieder Verletzungen zurück. Zuletzt stand er ein halbes Jahr beim griechischen Klub Apollon Smyrnis unter Vertrag.
Theater um Grimaldi
Für das größte Transfertheater des Winters sorgte indes Adriano Grimaldi. Der Angreifer, an dem im Sommer auch die Würzburger Kickers Interesse gezeigt hatten, war erst zu Saisonbeginn von Preußen Münster zu 1860 München gewechselt. Trotz eines guten Starts und bislang fünf Saisontoren sowie sechs Torvorlagen fühlte sich Grimaldi in der bayerischen Landeshauptstadt nicht sonderlich wohl. Der KFC Uerdingen zeigte sich hartnäckig und buhlte weiter um die Dienste des 27-Jährigen – mit Erfolg. Grimaldi reiste nicht mit den Löwen ins Trainingslager, zog sich im Training mit dem Reserveteam eine Sprunggelenksverletzung zu und geht nun also doch zum nächsten Kickers-Gegner ins Rheinland. Uerdingen ist bereits die achte Profistation des einstigen U-19-Nationalspielers. 200 000 Euro Ablöse sollen sich die Krefelder den Wechsel haben kosten lassen. Aber Geld scheint beim Ex-Erstligisten dank des Engagements des russischen Investors Michail Ponomarew kaum eine Rolle zu spielen: Mit Osaymen Osawe (FC Ingolstadt) und Roberto Rodriguez (FC Zürich) zog der KFC zwei weitere Verstärkungen für die Offensive an Land. Die unter anderem mit Ex-Nationalspieler Kevin Großkreutz ohnehin namhaft besetzte Mannschaft von Trainer Stefan Krämer dürfte damit im Aufstiegsrennen unter Druck stehen. Doch auch Tabellenführer VfL Osnabrück blieb nicht untätig. Auch die Niedersachsen holten sich einen weiteren Stürmer in den Kader. Benjamin Girth, der in der vergangenen Saison 19 Treffer für den SV Meppen erzielte, kommt vom Zweitligisten Holstein Kiel.
