Es wird ernst für die Drittliga-Fußballer der Würzburger Kickers. Am Montag wurde bei allen Akteuren und Betreuern ein Abstrich für einen Corona-Test genommen. Ende der Woche soll eine zweite Testung folgen. Mit den Ergebnissen will der Klub "transparent" umgehen, wie Vorstandsvorsitzender Daniel Sauer am Dienstag bei einer Telefonkonferenz mit Pressevertretern betonte. Die Rothosen machen sich bereit für einen Liga-Neustart, den der Deutsche Fußball-Bund am 26. Mai plant. Wenn es denn so weit kommt, denn die Pläne stehen noch immer unter Vorbehalt. Er erwarte "sehr zeitnah" eine politische Entscheidung, ob eine Fortsetzung der Drittliga-Saison möglich ist. Und die Spieler? Kickers-Kapitän Sebastian Schuppan hatte am Montag in seinem im Internet abrufbaren Podcast "Rasengeflüster" gesagt, er würde gerne aufs Feld zurückkehren. "Ich habe das Gefühl, alle haben Bock", ist Sauer überzeugt.
Die strengen Vorgaben des Hygienkonzepts umzusetzen sei letztlich "eine Frage des Wollens", so Sauer. Der Wille, die Spielzeit unter ungewöhnlichen Umständen fortzusetzen, ist unter den Drittligisten je nach Tabellenstand weiterhin sehr unterschiedlich groß. "Für die Zukunft der Dritten Liga schädlich" fand der Kickers-Vorstandschef die Diskussion der vergangenen Wochen und zielt mit seiner Kritik in Richtung der Befürworter eines Saisonabbruchs, die in den letzten Tagen und Wochen immer wieder neue Argumente ins Feld führten. "Äußerst fragwürdig" findet Sauer das: "Es gilt irgendwann auch die Mehrheitsmeinung zu akzeptieren." Bei einer internen Abstimmung hatten sich zehn der 20 Klubs für ein Weiterspielen ausgesprochen, zwei hatten sich enthalten.
Am Ende sei es "wichtig für den Verein, die Liga und den Fußball", die Drittliga-Saison zu beenden. Auch wenn der Trainingsstand bei den Teams derzeit sehr unterschiedlich ist. Das liege freilich auch daran, dass einige Klubs ihre Spieler aus wirtschaftlichen Gründen nicht aus der Kurzarbeit holen wollten. "Dann weigere ich mich, von einem Wettbewerbsnachteil zu sprechen", so Sauer. Letztlich liege es, so findet der Kickers-Vorstandschef, an den Vereinen selbst, zur Not "kreative Lösungen" zu finden. "Jeder sollte selbst alles dafür tun, um eine Wettbewerbsverzerrung zu verhindern."
In der emotionalen Diskussion rund um den Neu-Start des Profifußballs hätte sich zuletzt auch der ein oder andere Politiker "profilieren" wollen, vermutet Sauer. Letztlich wolle die Fußball-Branche doch nur wie andere Wirtschaftszweige auch wieder an die Arbeit. Es sei aber auch an der Zeit, in die Zukunft zu schauen und den Streit der letzten Wochen beizulegen. "Letztlich sind doch wieder die Probleme der Dritten Liga zu Tage getreten, die schon vor der Corona-Krise bekannt waren." Es gelte deshalb weiter an der finanziellen Ausstattung der Klubs zu arbeiten. Eine Zweiteilung der Liga, für die von vielen Regionalligisten ein Antrag beim DFB-Bundestag am 25. Mai eingereicht wird, hat Sauer schon in der Vergangenheit abgelehnt.
"Wir setzen uns keine Grenzen!"
Bei den Kickers wird derzeit weiterhin in Kleingruppen trainiert. Mannschaftstraining ist erst nach einem zweiten Corona-Test möglich. "Wir tun alles dafür, auf den Punkt fit zu sein", sagt Sauer. Bei nur drei Punkten Rückstand auf einen Aufstiegsplatz scheint die Motivation bei den Kickers groß zu sein, in diesem Frühjahr noch Anlauf in Richtung zweite Liga zu nehmen. "Wir setzen uns keine Grenzen", sagt Sauer auf die Frage nach Zielen für die Restsaison. Die Zukunft von Trainer Michael Schiele, der als Kandidat bei Eintracht Braunschweig gehandelt wird, wurde bei der Telefonkonferenz nicht thematisiert.