Die Art und Weise des Arbeitens hat sich dieser Tage in rascher Geschwindigkeit verändert. Das gilt für die Protagonisten des Fußball-Profizirkus und auch für die Berichterstatter. Eigentlich hätte man sich dieser Tage am Dallenberg getroffen, um im Plausch auf die Ereignisse einer englischen Woche zurückzublicken. An diesem Samstag stand einmal das Gastspiel der Würzburger Kickers bei 1860 München auf dem Programm. Eine Partie, die versprach ein echtes Top-Spiel zu werden. Und jetzt?
Am Freitagmorgen hatten die Kickers eine Telefonkonferenz mit Pressevertretern geschaltet. Vorstandsvorsitzender Daniel Sauer stand Rede und Antwort zur Lage in der Corona-Krise. Seine Botschaft: "Es geht nicht um uns als Verein, es geht um die Existenz einer ganzen Branche." Und überhaupt, derzeit müsse eben erst einmal alles hinter dem Kampf gegen die Pandemie zurückstehen. "Umo schneller können wir zur Realität zurückkehren."
Ja, die Lage ist ernst, prekär. In der Dritten Liga sowieso. Neun Klubs (Großaspach, Jena, Kaierslautern, Meppen, Braunschweig, Mannheim, Zwickau und Halle) haben sich bereits mit ihren Spielern geeinigt, in die Kurzarbeit zu gehen. Die Profiklubs können ihr Produkt derzeit nicht anbieten und das könnte noch länger so bleiben. Bereits zum gegenwärtigen Zeitpunkt einen Saisonabbruch zu verkünden, hält Sauer aber für falsch. Die Hoffnung die Saison irgendwie, zur Not auch mit Geisterspielen, zu Ende zu bringen, bleibt. Er habe, berichtet Sauer, in den letzten Tagen viel Zuspruch von Sponsoren und Dauerkarten-Inhabern erfahren. "Das tut gut", sagte er.
Bei den Kickers prüfe man derzeit alle Maßnahmen, die nötig seien, um die Exitenz des Klubs zu sichern. "Es gibt für diejenigen, die in einer solchen Situation Verantwortung tragen, keine Blaupause. Niemand, weiß wie man mit einer solchen Situation umgeht. Was wir machen können, ist, uns mit Fachleuten und Vertretern von anderen Klubs, aus anderen Ligen und anderen Sportarten auszutauschen", berichtet Sauer. Ob auch bei den Rothosen Kurzarbeit geplant sei, dazu wollte sich Sauer am Freitag noch nicht äußern.
Sauer fordert Solidarität
Wichtig war ihm indes Solidarität unter den Vereinen einzufordern. Zuletzt hatten einige Drittligisten ziemlich unverhohlen ihre eigenen Interessen formuliert. So war aus Reihen von Spitzenreiter MSV Duisburg zu hören, dass man im Falle eines Saisonabbruchs, selbstverständlich erwarte als Aufsteiger festzustehen. "Es geht jetzt nicht um Auf- und Abstieg", findet indes Sauer: "Wir denken zu keiner Sekunde daran, wie die Kickers jetzt noch aufsteigen könnten. Es geht darum, die Liga als Ganzes zu erhalten und nicht um Einzelinteressen."
"Der Staat und die Verbände müssen unterstützen", fordert Sauer. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) prüft derzeit, wie er Drittliga-Klubs in Zahlungsschwierigkeiten helfen kann. "Unser oberstes Ziel bleibt, den Spielbetrieb nach der Krise wieder aufnehmen zu können", wird Schatzmeister Stephan Osnabrügge in einem Interview auf der DFB-Internetseite zitiert. Ein Hilfsprogramm gestalte sich aber schwierig, weil der Verband keine Zuschüsse an professionell arbeitende Klubs geben dürfe, wenn er unter steuerrechtlichen Gesichtspunkten als gemeinnützig gelten will. Und auch zinsgünstige oder gar zinslose Kredite könnten ohne Banklizenz, nicht so einfach verteilt werden.
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Bleibt den Drittligisten wohl auch nur ein gutes Stück Hoffnung. Die Kickers haben ihre Spieler am vergangenen Mittwoch erst einmal in Urlaub geschickt. Trainingspläne hätte es nicht gegeben, stattdessen Verhltensregeln, berichtet Sauer: "um sich, die Familien und die Gesellschaft zu schützen." Der Fußball spielt dieser Tage eben nur noch noch nicht einmal mehr eine Nebenrolle.
Auch die Kickers-Anhänger haben sich inzwischen ein Projekt überlegt. Auf der Seite des B-Block bieten die treusten Kickers-Fans den Würzburgern, die durch das neuartige Corona-Virus besonders bedroht sind, ihre Hilfe bei Einkäufen und Erledigungen an.