Dabei hatte er seinen schier übermächtigen Kontrahenten mit Mut und Kampfgeist in die Verlängerung gezwungen, und wir alle hatten gehofft, er würde im Elfmeterschießen noch den Sieg davon tragen. Aber leider hat es nicht gereicht. Jürgen Höpfl wurde nur 54 Jahre alt.
Wir können es nicht glauben, wir wollen es nicht glauben – und doch: Unser Kollege Jürgen Höpfl lebt nicht mehr. Er hat das „Spiel seines Lebens“ gegen einen heimtückischen Gegner plötzlich und unerwartet verloren. Dabei hatte er seinen schier übermächtigen Kontrahenten mit Mut und Kampfgeist in die Verlängerung gezwungen, und wir alle hatten gehofft, er würde im Elfmeterschießen noch den Sieg davon tragen. Aber leider hat es nicht gereicht. Jürgen Höpfl wurde nur 54 Jahre alt.
Das macht uns sehr, sehr traurig. Wir haben einen engagierten und brillant schreibenden Kollegen verloren, einen ehrlichen, nachdenklichen und feingeistigen Menschen, einen nicht immer einfachen, doch herzensguten und großzügigen Freund. Er wird fehlen. Aber wir sind dankbar, dass wir 26 Jahre lang mit ihm zusammen arbeiten, diskutieren, streiten, scherzen und lachen durften.
Jürgen Höpfl hat tiefe Spuren hinterlassen. Er berichtete von vier Olympischen Spielen, hinterfragte stets das Gebaren der olympischen Bewegung. Zum langjährigen höchsten deutschen Sportfunktionär und jetzigen IOC-Präsident Thomas Bach verband ihn eine persönliche Freundschaft aus alten Tauberbischofsheimer Fechter-Tagen – Thomas Bach, Mannschafts-Olympiasieger von 1976, brachte dem in Tauberbischofsheim geborenen Steppke Jürgen Höpfl den Umgang mit Florett, Degen und Säbel bei, und dieser schaffte es immerhin zu einigen Meriten im Schüleralter und zum zweiten Platz bei der deutschen Journalistenmeisterschaft. Die alten Bande halfen bei manchem Terminwunsch für ein Interview. Der IOC-Präsident hatte Jürgen sogar zugesagt, ihn einen kompletten Tag bei seiner Arbeit in Lausanne/Schweiz begleiten zu dürfen. Sie hinderten Jürgen aber nie daran, unabhängig und kritisch zu berichten.
Behr: „Ein Herzblut-Journalist“
„Jürgen Höpfl hat sich ausgezeichnet durch menschliche und journalistische Qualität. Bei aller beruflich bedingten Neutralität war er stets fair und hat seine Liebe zum Sport immer betont. Wir werden ihn vermissen“, ließ uns IOC-Chef Thomas Bach über sein Tauberbischofsheimer Büro wissen. Auch Matthias Behr, 1976 zusammen mit Bach in der Gold-Mannschaft von Montreal und jetziger Leiter des Olympiastützpunktes Tauberbischofsheim, schätzte „die kritische Art des Herzblut-Journalisten Jürgen Höpfl“. „Er ist immer seiner Linie treu geblieben, hat nie einem nach dem Mund geschrieben. Das war ebenso bemerkens- wie bewundernswert“, sagte Behr.
Seine kritische Ader zeigte Jürgen Höpfl nicht nur in seiner Berichterstattung von und über Olympia und das Fechten, sondern generell. Egal, ob joe – so sein Artikel-Kürzel – nun aus der Basketball- der Konzerthalle oder dem Fußballstadion berichtete, stets tat der studierte Musikwissenschaftler und Diplom-Geograf dies in wuchtigen und meinungsstarken Worten. Und immer begründete er seine Sicht der Dinge. Bei der Musik halfen dem passionierten Klavierspieler da natürlich sein absolutes Gehör und die fundierten theoretischen Grundlagen.
Noch am vergangenen Donnerstag besuchte er im Rahmen des Würzburger Mozartfestes den Auftritt des Venice Baroque Orchestra. „Vier Jahreszeiten mit wilden Blitzen und eine Aufwärmphase“ ist am Samstag in dieser Zeitung erschienen, es sollten seine letzten 72 Zeilen sein.
Im Sport interessierte den Herzens-Cluberer weniger die taktische Raffinesse als vielmehr die Geschichte eines Spiels. Und immer begab er sich dabei auf eine feingeistige Suche nach Worten. Manchmal mag er den einen oder anderen Leser dabei überfordert haben, oft aber waren es gerade seine Artikel, die lange nachhallten, Lob und Anerkennung fanden.
Nowitzki-Buch „Einfach Er“
Das galt in hohem Maße für seine Rubrik „Meine Stadt und ich“, in der er seinem von Herzen geliebten Wohnort Würzburg mit ganz spezieller Sicht auf die Straßen und Plätze, in die Gassen und Kneipen, über die Häuser und Türme guckte. So gut wie keiner seiner Beiträge blieb von Lesern unbeantwortet, oft verbrachte er Stunden damit, seinen Schreibern zu antworten.
Ein besonderes Verhältnis pflegte der Weinliebhaber mit dem größten Sport-Sohn seiner Stadt, dem Basketball-Star Dirk Nowitzki. Mehrmals besuchte er den NBA-Profi der Dallas Mavericks im US-Staat Texas, Jahr für Jahr traf er sich mit ihm bei dessen Heimatbesuchen in Würzburg zu außergewöhnlichen Interview-Terminen. Höhepunkt dieser ganz speziellen Beziehung zwischen Journalist und Sport-Star war im Herbst 2011 – kurz nach dem NBA-Triumph der Dallas Mavericks – die Veröffentlichung seines zusammen mit Fabian Frühwirth erstellten Nowitzki-Buches „Einfach Er“.
Der NBA-Profi zeigte sich von der Todesnachricht „tief getroffen“. In einer persönlichen Nachricht an die Redaktion drückte er der Familie und den Angehörigen sein Beileid aus. „Gerne blicke ich auf unsere traditionellen Sommer-Interviews zurück. Als langjähriger Wegbegleiter und Autor des Buches 'Einfach Er' hat Jürgen meine sportliche Karriere wie kaum ein anderer begleitet und verfolgt“, schrieb Nowitzki.
Ihm wird er fehlen. Uns wird er fehlen.
kritisch, aber immer von totaler Ehrlichkeit.
Wir werden seine gründlichen Reserchen und Artikel über den "Club" sehr
vermissen.
Werner Göbel
1. Vorsitzender
"Clubfreunde Kist"
Durch sein Wissen, seine Sprachgewandheit und seine humorvoll-sarkastische Art - man kann all dies leicht in seinen Texten wiederfinden - zählte er für mich immer zu jenen Menschen, die ich gerne besser kennengelernt hätte, hätte sich die Möglichkeit ergeben.
Gerne hätte ich mich einmal ausführlich bei einem Bier mit Dir unterhalten, Jürgen. Es tut mir sehr leid, dass sich dieser Wunsch nun nicht mehr erfüllen wird.
Alles Gute, wo immer Du bist
Steffen Jakel