2013 hat er die Rimparer Wölfe, die sich seit Sommer Wölfe Würzburg (19. Platz/2:14 Punkte) nennen, in die 2. Handball-Bundesliga geführt. Seit 2017 ist er Trainer des HBW Balingen-Weilstetten (1./16:09), für den er einst selbst als Kreisläufer aktiv war. Am Mittwoch (19.30 Uhr, tectake Arena) kommt Jens Bürkle mit dem ungeschlagenen Tabellenführer zum Wiedersehen mit seinem Ex-Klub - und zum direkten Duell mit seinem Würzburger Kollegen Julian Thomann, den er jahrelang in der HBW-Jugend trainiert hat.
Die Rollen sind klar verteilt. So wie zu Bürkles Zeiten oft, als Rimpar der Underdog war. Das erinnert den 42-jährigen Schwaben an eine Aussage seines früheren Linksaußen Sebastian Kraus: "Basti hat vor Spielen gegen große Favoriten immer gesagt: 'Das sind Eventspiele, und Eventspiele gewinnen wir.' Das hat gereicht, um einen Glauben herzustellen."
Wie Bürkle seine frühere Mannschaft und deren Chancen im Abstiegskampf wahrnimmt und ob er mit Balingen den direkten Wiederaufstieg schafft, darüber spricht er im Interview.
Jens Bürkle: Ich war erst im Sommer zuletzt da, auf einem runden Geburtstag. Das war sehr schön.
Bürkle: Zumindest einen Kontakt nach wie vor sehr regelmäßig. Erst gestern habe ich mit Daniel Sauer telefoniert (Ex-Vorstandsvorsitzender der Würzburger Kickers und Freund von Bürkle seit gemeinsamen Bundesliga-Zeiten in Balingen, Anm. der Redaktion). Seit er nicht mehr im Fußballgeschäft arbeitet, ist er richtig entspannt und hat für viele Dinge mehr Zeit.
Bürkle: Ich bin zu weit weg, um sie beurteilen zu können. Aber aus Marketing- und Zuschauersicht sie ist ein logischer Schritt, den schon einige kleine Vereine gegangen sind.
Bürkle: (langes Schweigen) Es wird auf jeden Fall ein sehr schwieriges Jahr für die Wölfe. Ich glaube, momentan fehlen ihnen noch ein paar Komponenten, um regelmäßig Spiele zu gewinnen.
Bürkle: Durch einen personellen Umbruch braucht es Zeit, sich als Mannschaft zu finden, in diesem Prozess stecken die Wölfe wahrscheinlich. Mein Eindruck von außen ist: Sie wissen noch nicht richtig, wie sie als Team auftreten wollen, wer welche Führungsrolle übernimmt, welche Aktionen und Würfe sie wollen. Viele dieser Dinge kommen mit der Zeit - die man in dieser schweren Liga nicht immer hat.
Bürkle: Ich will es mal so sagen: Jede Mannschaft hat ihr eigenes Gesicht. In der, die ich früher trainiert habe, waren Spieler wie Daniel Sauer, Stefan Schmitt, Basti Kraus, Max Brustmann, die für extremen Kampf standen. Die Power, die Leidenschaft, die Überzeugung, die sie verkörpert haben, sehe ich in der aktuellen Mannschaft noch nicht. Allerdings muss man auch ehrlich sein: Uns hat damals ein Lauf über drei Jahre getragen, daher wäre es unfair, Vergleiche anzustellen.
Bürkle: Es ist extrem typabhängig, ob eine Mannschaft da Feuer oder Ruhe braucht. Wir in Balingen haben uns auf das Tagesgeschäft und die Dinge konzentriert, die wir täglich beeinflussen können. Darauf also, dass wir diszipliniert trainieren, dass wir akribisch an Kleinigkeiten arbeiten, dass wir uns darauf fokussieren, was wir in ein Spiel einbringen wollen - ganz egal, wie es dann läuft und welche Entscheidungen Schiedsrichter zum Beispiel treffen. Alles andere haben wir versucht auszublenden. Das ist eine Kunst in Situationen, in denen man so viele Spiele verliert. In denen immer wieder auch Drama entsteht und die Gefahr wächst, in eine Opferrolle zu verfallen, in der man sich von allen Seiten benachteiligt fühlt. Uns ist es trotz all der Niederlagen lange super gelungen, dass wir weiter guten Handball gespielt haben und uns nicht von den Ergebnissen haben kaputtmachen lassen. Im letzten Jahr haben wir manches in der Endphase der Saison nicht so gut hinbekommen. Darum sind wir auch knapp abgestiegen.
Bürkle: Nach dem letzten Aufstieg durften wir drei Jahre in der ersten Liga spielen - was mit unseren wirtschaftlichen Bedingungen ein Wunder war. Aber wir sind immer an der Kante gestanden, daher war ich innerlich darauf vorbereitet, dass es irgendwann so kommen kann. Natürlich war ich dann enttäuscht, als der Abstieg feststand, aber doch auch gefasst, denn er war zu erwarten.
Bürkle: Das ist schön - wohl wissend, dass einige Siege sehr knapp waren...
Bürkle: ...und wissend, dass die Topgegner noch kommen. Die Gefahr, die Momentaufnahme überzubewerten, besteht. Daher will ich einfach vernünftig weiterarbeiten. Ich weiß aus Erfahrung, wie schnelllebig Sport ist und sich Situationen drehen.
Bürkle: Vor allem eine gute Führungsstruktur und Selbstständigkeit innerhalb der Mannschaft. Und dass wir bis jetzt alle geliefert haben.
Bürkle: Ich glaube, dass beide Mannschaften die Chancen haben, ihre Ziele zu erreichen: Wir, dass wir bis zum Ende an der Spitze mitspielen und die Wölfe um den Klassenerhalt. Das wünsche ich ihnen. Und wenn sie ihn schaffen, dann hoffe ich, dass sie ein ähnlich großes Fest feiern wie wir damals, als wir aufgestiegen sind und die Klasse gehalten haben. Das waren auch in meiner Karriere ganz besondere Momente einer extrem schönen, arbeitsintensiven Zeit, die ich nie missen möchte.