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BASKETBALL
Initiator des Profi-Basketballs in Würzburg wird 75 Jahre alt
„Jeden Tag ein bisschen besser werden“, das ist das Lebensmotto von Wolfgang Malisch.
Foto: Frühwirth | „Jeden Tag ein bisschen besser werden“, das ist das Lebensmotto von Wolfgang Malisch.
Stefan Mantel
 |  aktualisiert: 22.08.2022 17:01 Uhr

Ohne ihn würde es den Profi-Basketball in seiner jetzigen Form vermutlich nicht in Würzburg geben. Fast 15 Jahre war Wolfgang Malisch von Anfang der 90er-Jahre bis 2005 als Manager unermüdlicher Antreiber und Spiritus Rector der damaligen DJK-Basketballer, später dann der „X-Rays“, wie sich der Klub in Anlehnung an die in Würzburg durch Wilhelm Conrad Röntgen entdeckten „Röntgenstrahlen“ nannte – und legte damit den Grundstein für die bis heute andauernde Begeisterung für das rote Leder in der Domstadt. An diesem Mittwoch feiert er seinen 75. Geburtstag. „Ja, leider doch schon 75. Aber ich denke, ich bin ein jung gebliebener Fünfundsiebziger. Noch geht alles“, sagt Malisch mit dem ihm eigenen, hintersinnigen Humor.

Im kleinen Kreis wird Malisch, der als Sechsjähriger aus Oberschlesien nach Waldbüttelbrunn gezogen war, sein Jubiläum in Würzburg begehen. „Ich bin ja kein großer Feiermensch. Aber den einen oder anderen werde ich am Mittwoch sicher treffen“, verrät Malisch. Selbstverständlich ist das nicht, denn auch im gesetzteren Alter ist der pensionierte Chemie-Professor, der sich im Bereich der anorganischen Chemie weltweit einen Namen machte, alles andere als im Ruhestand. „Dann geht's schnell bergab, das brauche ich noch nicht. Ich suche weiter die Herausforderung.“ Malisch hat nach seiner akademischen Laufbahn eine Firma gegründet, die für die Industrie Materialien für Lichtumwandlung erforscht. Bereits nächste Woche geht es geschäftlich wieder nach Asien, 14 Tage in Taiwan und China stehen im Terminkalender. „Dazu habe ich noch Haus und Garten, ich bin also gut beschäftigt“, sagt Malisch lachend.

Nur vier Stunden Schlaf

Ganz so groß wie zu Spitzenzeiten ist die Belastung heutzutage allerdings nicht mehr. Vier Stunden Schlaf täglich hatten Malisch einst genügt, als er neben seinem Beruf als Wissenschaftler noch ein zweites „Experimentierfeld“ betrat, das auf den ersten Blick viel gegensätzlicher kaum hätte sein können. Als zwei seiner Chemie-Studenten vor mehr als 25 Jahren ihren „Prof“ in die damalige Carl-Diem-Halle zu einem Basketballspiel mitnahmen, war dieser direkt infiziert vom Basketball-Virus. Kurze Zeit später übernahm er die DJK-Abteilungsleitung. „Sport habe ich schon immer verfolgt. Ich war mal unterfränkischer Tischtennis-Meister im Doppel, stand in der Schule im Handball-Tor, auch Fußball hat mich immer interessiert. Aber Basketball hat mich fasziniert, weil er ungemein dynamisch ist und sich wie keine andere Sportart mit Musik verbinden lässt. Ich weiß noch heute, dass damals bei meinem ersten Spiel ,Sultans Of Swing‘ von den Dire Straits gespielt wurde“, so der passionierte Gitarrenspieler.

Die Startbedingungen als Sportfunktionär waren jedoch nicht einfach. „Angefangen hat alles mit 40 000 Mark für zwei Zweitliga-Mannschaften bei den Männern und Frauen und 15 Jugend-Mannschaften“, erinnert sich Malisch, der 2004 für seine Verdienste mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet wurde. Zum Vergleich: Der aktuelle Etat von Erstligist s. Oliver Würzburg dürfte sich in einer Größenordnung von rund 4,5 Millionen Euro bewegen. Doch Stück für Stück, gegen manchen Widerstand und mit viel Idealismus, führte Malisch den Klub nach oben finanziell, strukturell und sportlich. Höhepunkt war der Aufstieg der „DJK s. Oliver Würzburg“, angeführt vom 19-jährigen Dirk Nowitzki, in die Basketball-Bundesliga. Dort hielten sich die „jungen Wilden“, wie das Team um die Eigengewächse und späteren Nationalspieler wie Robert Garrett und Demond Greene bundesweit anerkennend genannt wurde, bis 2005.

Abstieg und Insolvenz, die Malisch mit hohem finanziellen Einsatz noch zu verhindern suchte, sind rückblickend die bittersten Momente aus dieser Zeit. Auch Verletzungen blieben nicht aus, wie etwa das Zerwürfnis mit Nowitzki-Mentor Holger Geschwindner. „Es war eine aufregende und gute Zeit, und ich habe keinen Schaden davongetragen, außer finanziell ein bisschen“, blickt Malisch ohne Groll zurück – im Gegenteil: „Wenn ich sehe, dass noch heute, Jahre später, Helfer von damals selbstlos und voller Einsatz dabei sind, muss man das lobend hervorheben. Ohne sie ginge es nicht.“

Dankbarkeit und Demut

Und Kontakte zu damaligen Weggefährten gibt es auch noch, etwa zu Aufstiegstrainer Klaus Perneker oder Bonn-Präsident Wolfgang Wiedlich, mit dem Malisch jahrelang im Ligavorstand tätig war und unter anderem die Loslösung der BBL vom Verband in die Wege leitete.

Und wenn er zum 75. Geburtstag ein Fazit ziehen müsste, was käme dem „Unruheständler“ als erstes in den Sinn? „Zunächst Demut, im Gegensatz zu anderen 75 Jahre alt werden zu dürfen. Und dann zu wissen, viele spannende Dinge erlebt zu haben, vor allem in der Wissenschaft. Aus dem Wettbewerb dort habe ich meine Lebensphilosophie abgeleitet: jeden Tag ein bisschen besser werden.“

 
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