40 Jahre am Stück Frauen- und 30 Jahre am Stück Mädchenfußball im aktiven Spielbetrieb - das ist es, was den TSV Prosselsheim von anderen Vereinen in der Umgebung unterscheidet. Und was den Verantwortlichen beim "Lotte"-Preis für Frauen- und Mädchenfußball den "Hofmann Personal Sonderpreis" einbrachte. Entgegen nahmen ihn am Freitagabend Petra Flockerzi, Jugendleiterin des TSV, und ihre Tochter Hanna, Spielerin in Prosselheims Frauenteam, das in der Bezirksliga antritt. Sie waren begleitet von einer kleinen Delegation zur "Lotte"-Gala aufs Gut Wöllried gekommen und wurden nicht nur selbst ausgezeichnet, sondern durften auch Zeuge sein, wie der Berliner Fußball-Verband. die Fußball-Europameisterinnen von 1989 und die ehemalige Bundestrainerin Tina Theune ausgezeichnet wurden. "Das war ein wunderbarer Abend", waren sich die beiden Frauen einig.
Die erste Frauenmannschaft hatte man in Prosselsheim übrigens deshalb gegründet, weil ein befreundeter Verein aus Nürnberg um ein Freundschaftsspiel zwischen weiblichen Teams angefragt hatte. Da es bis dato keine gab, hob man kurzerhand eines aus der Taufe. Das war 1979 - gerade einmal neun Jahre, nachdem der Deutsche Fußball-Bund (DFB) das Verbot für Frauenfußball in seinem Verband aufgelöst hatte. "Der Vorstand hat uns von jeher unterstützt. Bei uns gab es das nie, dass Frauen etwas nicht durften, was die Männer durften", erinnert sich die 59-jährige Petra Flockerzi. Dass es zehn Jahre nach der ersten Frauen- dann auch eine Mädchenmannschaft gab, war eine logische Folge dessen, dass viele Spielerinnen Mama wurden und die Begeisterung für ihren Sport an ihre Kinder weitergaben. Rund 500 der etwa 1200 Einwohner der Gemeinde nordöstlich von Würzburg sind Mitglieder des TSV, der neben Fußball noch Tischtennis und Gymnastik anbietet. "Und die Hälfte der Mitglieder ist weiblich", freut sich Petra Flockerzi. Inzwischen gibt es in ihrem Verein zwei Frauen- und zwei Mädchenteams
Dass die Mädchen und Frauen der kleinen Gemeinde schon so lange und so kontinuierlich gegen den Ball treten, liegt nach Meinung der Flockerzis auch an der "großen Leidenschaft, die hinter allem steht, und dem unheimlichen Einsatz vieler Ehrenamtlicher: Ohne die würde es nicht funktionieren", ist sich die 28-jährige Hanna Flockerzi sicher. Mit Nachwuchsproblemen haben die Frauen nicht mehr und nicht weniger zu kämpfen als andere Abteilung ihres Vereins oder andere Klubs in der Region. "Dass ist ja ein allgemeiner Trend. Auch bei der männlichen Fußballjugend gibt es immer mehr Zusammenschlüsse, weil nur noch wenige Vereine eigene Mannschaften stellen können", sagt Petra Flockerzi.
Als Preis gab es für die TSV-Frauen übrigens ein Training für alle Spielerinnen mit Coaches des Zweitliga-Vereins SpVgg Greuther Fürth. Wann dieses stattfindet, ist noch nicht klar, dass sich die Preisträgerinnen darüber freuen, hingegen schon. Oder was werden die Club-Fans im Verein zu diesem Angebot sagen? "Das werden wir dann sehen", sagt Hanna Flockerzi schmunzelnd, und ihre Mutter ergänzt lachend: "Schlimmer wäre ein Training mit dem FC Bayern München gewesen."