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Handball: Zweite Bundesliga Männer
„Ich glaube an das Wunder vom Klassenerhalt“
Natalie Gress
 |  aktualisiert: 15.12.2015 11:44 Uhr

19 Spiele bleiben der DJK Rimpar Wölfe, um die Mission Klassenerhalt in der Zweiten Handball-Bundesliga zu erfüllen. Als Tabellen-16. startet der Aufsteiger an diesem Samstag gegen die HSG Nordhorn-Lingen in die Rückrunde. Wir sprachen vorab mit Trainer Jens Bürkle über die Chancen und Sorgen seines Teams und über sein Leben nach dem Herzinfarkt Mitte Dezember 2013.

Frage: Sechs Wochen nach Ihrem Herzinfarkt – wie geht's Ihnen?

Jens Bürkle: Mir geht's gut. Durch die Medikamente bin ich etwas gedrosselt, aber sonst fühle ich mich nicht beeinträchtigt. Der Herzinfarkt kam zu einem unerwarteten Zeitpunkt, aber nicht mitten in der Saison. Durch die anschließende Winterpause konnte ich in aller Ruhe viel vorbereiten und vorarbeiten.

Klingt nicht, als hätte er Sie veranlasst, bewusst weniger zu arbeiten.

Bürkle: Doch, doch. Vorher bestanden oft ganze Tage von früh bis nachts aus Arbeit. Ich hab mir wenige Pausen gegönnt, vielleicht mal eine Stunde, um Sport zu treiben. Direkt nach dem Herzinfarkt habe ich meinen Alltag neu strukturiert. Inzwischen schneide ich zum Beispiel nicht mehr bis 2 Uhr Videos, sondern gehe spätestens um Mitternacht ins Bett. Und ich nehme mir mehr Zeit zur Regeneration und für Dinge, dich ich vorher zwar nicht vernachlässigt, aber oft mit halber Aufmerksamkeit erledigt habe.

An was denken Sie?

Bürkle: Zum Beispiel daran, öfter Freunde zu treffen und nicht nur mit ihnen zu telefonieren. Oder öfter mal nach Hause zu fahren.

Die wenigsten Menschen sind mit 33 Jahren gezwungen, sich mit Ihrer eigenen Endlichkeit auseinanderzusetzen. Haben Sie Angst vor dem Tod?

Bürkle: Ich bin ein rationaler Typ und denke darüber nicht jeden Tag nach. Aber ich bin mir bewusst, dass es auch in einem Jahr vorbei sein könnte. Darauf habe ich keinen Einfluss, das wird Gott entscheiden, daran glaube ich. Deswegen beschäftige ich mich nur mit Dingen, die ich selbst ändern kann. Aber wenn es so käme, dann könnte ich mit dem guten Gefühl gehen: Ich habe nichts verpasst in meinem Leben.

Eine erstaunliche Aussage in Ihrem jungen Alter, in dem sich viele noch suchen.

Bürkle: Ja, aber so ist es. Ich bin sehr glücklich und zufrieden mit meinem Leben und ruhe in mir selbst. Ich durfte mein Hobby zum Beruf machen und vor 14 000 Leuten Handball spielen. Auch nach meiner aktiven Karriere habe ich zwei tolle Jobs als Trainer und Sportwissenschaftler. Ich habe die Frau, die ich will und liebe und ein paar sehr enge und gute Freunde. Und ich habe aktuell keinen Druck, jemanden versorgen zu müssen, kein Kind, das mich bräuchte. Das nimmt mir Angst.

Sie sagten, Sie seien ein rationaler Mensch. Als Trainer erlebt man Sie aber oft sehr emotional, gerade, wenn Sie sich über Fehler Ihrer Mannschaft ärgern. Gefährdet der Handball Ihre Gesundheit?

Bürkle (lacht): Das hat er seit jeher getan. Nein, im Ernst: Ich bin mir sicher, dass mich der Handball nicht krank gemacht hat, denn ich liebe, was ich tue. Es bringt zwar auch viel Stress mit sich, aber sogenannten Eustress, also positiven, gesunden Stress. Dass während eines Spiels mal meine Halsschlagader hervortritt, ist nicht weiter schlimm. Beim Spiel gegen Neuhausen am zweiten Weihnachtsfeiertag (Rimpar verlor in letzter Sekunde 28:29, Anm. d. Red.) musste ja eher ich meine Kardiologin (Waltraud Sauer, Handball-Abteilungsleiterin der DJK Rimpar) beruhigen als sie mich.

Beim Benefizspiel am vergangenen Sonntag gegen Gummersbach wirkten Sie allerdings alles andere als positiv gestresst.

Bürkle: Das stimmt. Mit der Leistung holen wir in der Rückrunde maximal sechs bis acht Punkte.

Und wie viele, schätzen Sie, wird Rimpar brauchen, um den Klassenerhalt zu schaffen?

Bürkle: Ich gehe von 28 oder 29 aus, also noch mal so viele, wie wir in der Hinrunde geholt haben.

Wie viele wird Ihre Mannschaft wohl bereits zum Rückrunden-Auftakt gegen Nordhorn für dieses Ziel beisteuern?

Bürkle: Wenn wir realistisch sind: keine. Nordhorn hat uns in der Hinrunde mit am meisten Probleme bereitet, obwohl das Team damals noch gar nicht ganz auf der Höhe war. Aber wir glauben an das Wunder vom Klassenerhalt, und vielleicht gibt's das erste kleine Wunder schon am Samstag.

Was macht Ihnen Mut?

Bürkle: Die große Entwicklung, die wir in der Hinrunde gemacht haben, auch mental. Wir sind nicht mehr nur dabei, um ein Abenteuer zu erleben, wir sind jetzt dabei, um zu gewinnen.

Und was bereitet Ihnen noch Sorgen?

Bürkle: Die Gegner werden uns nicht mehr ganz so häufig unterschätzen wie in der Hinrunde. Und der Druck des Gewinnenmüssens wächst, gerade, weil wir die vermeintlich leichteren Gegner zu Hause erwarten. Mag sein, dass der Heimvorteil uns hilft, aber wir dürfen diese Spiele eben nicht verlieren. Dafür müssen wir bis zum Ende kritikfähig und demütig bleiben. Natürlich macht mir auch unsere Personalsituation Sorgen. Die Spieß-Brüder hatten seit dem zweiten Weihnachtsfeiertag exakt ein Training mit uns, und die Verletzungen bei den Linkshändern reißen nicht ab. Sollte auch noch Steffen Kaufmann etwas passieren, dann sieht's auf der rechten Seite finster aus. Er ist unverzichtbar für uns.

Denken Sie darüber nach, noch weitere Spieler zu verpflichten?

Bürkle: Wir beobachten den Markt immer. Sollte jemand in unser Konzept passen, würden wir sicher überlegen, zuzuschlagen, um die Chance auf den Klassenerhalt zu erhöhen.

Welchen Gegner fürchten Sie im Abstiegskampf am meisten?

Bürkle: Ich fürchte sie alle. Aber ich gehe auch davon aus, dass Saarlouis noch nachrüstet und deswegen vielleicht am stärksten einzuschätzen ist.

Auf welchem Tabellenplatz werden die Wölfe nach dem 25. Mai 2014 stehen (dem letzten Spieltag, d. Red.)?

Bürkle: Auf dem Platz vor dem ersten Abstiegsrang. Das hoffe ich, und wie gesagt: Daran glaube ich auch.
 

Neue Trainingshalle fertig

Der tägliche Trainingstourismus der Rimparer Wölfe zu den Sportstätten im Landkreis ist vorbei. Knapp zweieinviertel Jahre nach der Grundsteinlegung fand am Dienstag die erste Einheit in der neuen Trainingshalle statt. „Endlich haben wir normale Bedingungen wie jeder andere Verein“, sagte Coach Jens Bürkle. Als kleines Dankeschön bestritten die Handballer einen freundschaftlichen Kick gegen einige Erbauer der Halle. Diese nutzten den „Heimvorteil" und verbuchten den ersten Sieg für sich.
 

Rimpar – Nordhorn-Lingen (Samstag, 19 Uhr, s. Oliver Arena)

Eine „Herkulesaufgabe“ nennt Jens Bürkle den Rückrundenauftakt der DJK Rimpar Wölfe (16./14:24) gegen die HSG Nordhorn-Lingen (10./22:18). Bei ihrem Zweitliga-Debüt im September waren die Wölfe dem EHF-Pokalsieger von 2008 beim 20:27 hoffnungslos unterlegen gewesen. Sowohl die starke Rückraumachse Jens Wiese – Alexander Terwolbeck – Nicky Verjans als auch Kreisläufer Paul Trodler und Rechtsaußen Bobby Schagen beim Konter hatten ihnen große Probleme bereitet. Viel wird am Samstag davon abhängen, ob die Rimparer diese besser in den Griff bekommen. Das Team von Trainer Heiner Bültmann setzte bereits am Mittwoch ein Ausrufezeichen, als es in Leipzig dem SC DHfK in letzter Sekunde einen Punkt entriss. Bei den Wölfen ist die Personalsituation indes mal wieder angespannt. In der Vorbereitung brachen sich Julian Sauer die Hand und Janko Skrbic das Wadenbein, für beide ist die Saison gelaufen (wir berichteten). Weiter fehlen werden auch noch Max Brustmann, Tobias Büttner und Dominik Schömig.

 
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