„Soll ich das Spiel jetzt analysieren? Da hat doch keiner Bock drauf, oder?“, sprach er, um dann doch genau das zu tun. Also setzte Hannes Wolf an, um seine Sicht auf den den Titelgewinn besiegelnden 4:1 (1:0)-Erfolg des VfB Stuttgart gegen den Absteiger FC Würzburger Kickers zu beschreiben, als die Tür seitlich hinter ihm aufgerissen wurde und einige seiner Spieler mit überdimensionierten Pilstulpen die Pressekonferenz stürmten und ihren Trainer mit Bier duschten. 40 Jahre nach dem letzten Bundesligaaufstieg kehrt der schwäbische Traditionsklub also als Zweitliga-Meister ins Oberhaus zurück, was Tausende Anhänger dazu animierte, direkt nach Schlusspfiff den Rasen zu stürmen und die Tore zu zerlegen.
Meistertrainer Wolf
Der 36-jährige Wolf trat erst vor dem siebten Spieltag dieser Runde in Stuttgart die Nachfolge des Niederländers Jos Luhukay an – und darf sich nun auch im Erwachsenenbereich Meistertrainer nennen. Ein Titel, den er sich schon dreimal erarbeitet hatte – mit der Dortmunder U17 und der U19.
Als Wolf dann gefragt wurde, wie sich das nun anfühle, gestand der Trainer, dass „er sich selbst noch ein bisschen kneifen“ müsse. Wolf saß alleine auf dem Podium vor der versammelten Journaille. Sein Würzburger Kollege Bernd Hollerbach war zu diesem Zeitpunkt bereits auf der Heimreise, er verzichtete auf Wunsch der Stuttgarter auf die offizielle Pressekonferenz, weil die Hausherren sich nicht sicher waren, was dort geschehen würde. Zuvor war Hollerbach im kleineren Kreis kurz Rede und Antwort gestanden. Wobei allerdings keine Zeit dafür blieb, mit ihm über Aufstellung und seine Wechselein zu plaudern.
Hollerbach hatte nämlich – mal wieder – Staunen gemacht mit dem Personal, das für das kleine Wunder hätte sorgen sollen. Bei einer Partie, die man unbedingt gewinnen muss, um die Chance auf den Ligaverbleib zu nähren, bei dieser letzten Chance also, seinen nach Elia Sorianos Gelbsperre einzig verbliebenen gelernten Stürmer, Marco Königs, die komplette Spielzeit über auf der Bank sitzen zu lassen, ist das Eine, weil man ja auch ohne echten Angreifer offensiv spielen kann.
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Das Andere freilich ist, mit Joannis Karsanidis einen Akteur von Beginn an spielen zu lassen, der in vielen Partien dieser Runde nicht einmal im Kader gestanden hatte, um ihn nach einem desaströsen Fehlpass und einer guten halben Stunde durch Valdet Rama zu ersetzen. Der durfte dann knapp 45 Minuten sein Glück versuchen, ehe Hollerbach auch ihn wieder runterholte, um beim 0:2 eine Viertelstunde vor Schluss den rechten Verteidiger Dennis Schmitt zu dessen Zweitligadebüt zu verhelfen. Und die – nicht verletzte – Offensivkraft Patrick Weihrauch stand erst gar nicht im Kader