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Fußball: Dritte Liga
Hollerbach hört auf, Sauer wird Sportdirektor und Schmidt neuer Trainer
Holelrbach geht - Schmidt kommt bei Kickers       -  Bernd Hollerbach verlässt die Kickers, es folgt Stephan Schmidt auf dem Trainerposten.
Foto: Frank Scheuring (foto2press) | Bernd Hollerbach verlässt die Kickers, es folgt Stephan Schmidt auf dem Trainerposten.
Thomas Brandstetter
 |  aktualisiert: 27.04.2023 04:08 Uhr

Die letzten Wochen haben ihre Spuren hinterlassen. Deutliche Spuren. Verfolgte man Bernd Hollerbach ein wenig länger und regelmäßig, so fiel zuletzt vor allem eines auf: Er wirkte angeschlagen. Leer. Ausgebrannt. Sein früher häufiger manchmal schelmische, bisweilen auch angriffslustige Blick wich zuletzt immer öfter einem eher blutleeren, mitunter auch ratlos wirkenden Vor-sich-hin-starren, vor allem, wenn er den Absturz seiner Mannschaft in der Rückrunde der Zweiten Fußball-Bundesliga erklären sollte. Vielleicht war dies auch deshalb so, weil er einfach keine wirklich schlüssige Erklärung dafür hatte - womöglich ebenso wenig wie für den überraschenden Erfolg in der Hinrunde.

Hollerbach zum Rücktritt ohne übertrieben viele Worte

Hollerbach war nie eine allzu große Plaudertasche, wenn er öffentlich Rede und Antwort stehen sollte – zuletzt aber wurde er immer schmallippiger. Der Abstiegskampf und die vielen, vielen Spiele ohne Sieg hatten Kraft gekostet. Bei der Verkündung seines Rücktritts blieb er sich weitgehend treu: Übertrieben viele Worte verlor er nicht, wenngleich man ihm dies durchaus abnehmen darf: „Es fällt mir nicht ganz leicht, aber Abschiede gehören zum Leben.“ So begann er seine Rücktrittsrede in einer Pressekonferenz am späten Montagnachmittag, zu der der ehemalige Zweitligist FC Würzburger Kickers zwei Stunden zuvor eingeladen hatte.

Hollerbach sprach von „drei unglaublich schönen Jahren“ in Würzburg, von „anstrengenden Jahren“ und einer „sehr sehr schönen Zeit“, ehe er sich beim Verein und seinen Entscheidungsträgern bedankte.
Der 47-jährige gebürtige Würzburger, der seine Jugend in Rimpar verbrachte, gilt gemeinsam mit Aufsichtsratsvorsitzendem Thorsten Fischer, dem Chef von Sponsor flyeralarm und Hauptgeldgeber, als Vater des erstaunlichen Weges der Kickers aus der Regionalliga ins deutsche Unterhaus, der die Rothosen nun wieder in die Dritte Liga führte. Und der Vater hätte sein Kind in jedem Fall zur Adoption freigegeben. Hollerbach betonte zwar, dass er dem Verein verbunden bleiben wird, aber eben auch, dass er gleichfalls zurückgetreten wäre „bei der dritten Sensation hintereinander“. Er meinte den Klassenerhalt.

Abschied von der Mannschaft am Dienstag

Am heutigen Dienstag will sich Hollerbach, der vor dem den Abstieg besiegelnden 1:4 am Sonntag in Stuttgart angekündigt hatte, noch bis zum 30. Mai trainieren lassen zu wollen, noch von der Mannschaft verabschieden. Dann geht's angeblich erst einmal in Urlaub, „dafür hatte ich in den letzten drei Jahren ja keine Zeit“. Ob er in der neuen Saison einen Verein übernehmen wird, ließ er offen.

Der Neue ist Stephan Schmidt

Hollerbachs Nachfolger Stephan Schmidt, der soeben mit der U 17 von Bundesligist FC Schalke 04 westdeutscher Meister wurde und sich nun erst noch auf die Endrunde um die deutsche Meisterschaft konzentrieren will, würdigte seinen Podiumsnachbarn bei der gemeinsamen Pressekonferenz im Bauch des Stadions am Dallenberg als „Kraftwerk des Vereins“. Schmidt meinte, er habe „sehr sehr großen Respekt“ vor dem, was in den letzten Jahren in Würzburg entstanden sei und freue sich „sehr, sehr, sehr auf diese Aufgabe“.

  • Die Statements von Bernd Hollerbach und Stephan Schmidt im Liveticker


Der 40-jährige gebürtige Berliner trainierte in der Zweiten Liga bisher Paderborn und Cottbus. Zuvor war er verantwortlich gewesen für die U-19-Mannschaften von Hertha und dem VfL Wolfsburg (von 2009 bis 2012). In dieser Zeit lernte Schmidt auch Bernd Hollerbach kennen, der im März 2011 als Co-Trainer von Trainer Felix Magath zum zweiten Mal in Niedersachsen angeheuert hatte.

Eigentümliche aber durchaus Kickers-typische PK

Man darf durchaus annehmen, dass diese gemeinsame Vergangenheit mit ausschlaggebend war für Schmidts Engagement in Würzburg – wenngleich sich die Beteiligten darüber in Schweigen hüllten. Es war überhaupt eine zwar recht eigentümliche, aber eben auch für das Kommunikationsverhalten der Kickers nicht untypische Pressekonferenz zu Hollerbachs Abschied.

Natürlich betonte Vorstandsvorsitzender Daniel Sauer, dass es „nicht einfach ist, nach dem Abstieg nun auch noch einen Abschied verkraften zu müssen“. Sauer, der in der Jugend beim ASV Rimpar kickte und später Handballprofi in der Bundesliga wurde, war vor seinem Engagement bei den Kickers, bei denen er vor eineinhalb Jahren einstieg, vor allem in der Handballszene unterwegs. Der 35-Jährige beerbt nun Hollerbach als Sportdirektor des Drittligisten und betonte, dass auch bei der jüngsten Personalrochade die „Kickers-Familie sehr gut zusammengehalten“ habe.

 

Keine Antworten auf konkrete Fragen

Überhaupt war viel von der Familie die Rede am Montag. Fragen dagegen, wann Hollerbachs Nachfolge geregelt wurde, wann Schmidt anfangen wird, wann die Vorbereitung auf die Dritte Liga beginnen wird, welche Ziele gesteckt werden oder wie der neue Trainer gedenkt, eine Mannschaft zusammenzubekommen – diese und andere Fragen erschienen eher lästig, unerwünscht und wurden auch nicht wirklich beantwortet. Das werde man alles später mitteilen, hieß es. Nicht einmal die Laufzeit des Vertrags mit Schmidt wurde verraten. Sauer meinte lediglich, er müsse erst einmal in den Vertrag schauen, und dass die Laufzeit „zwischen einem halben Jahr und fünf Jahre betrage“.

Dabei müssen die Kickers sich ziemlich sputen. Am 21. Juli steigt das Eröffnungsspiel zur neuen Drittliga-Saison. Am 7. und am 11. Juni finden die beiden Halbfinalspiele der Endrunde der B-Junioren-Bundesliga statt, in denen Schmidt seine Nachwuchsknappen noch betreut (das Finale folgt dann sonntags darauf, am 18. Juni). In der Zwischenzeit stehen Verhandlungen an mit den Spielern, die weiterhin das Kickers-Leibchen tragen sollen, und auch mit Akteuren, die neu hineinschlüpfen sollen.


Während seiner nur drei Monate andauernden Zeit in Cottbus verriet Schmidt dem Boulevard, dass er „immer wieder in der Bibel“ lese, weil sie „verschiedene Phasen des Lebens“ widerspiegele. Seine Lieblingspassage laut „Bild“: „Psalm 23. Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“ Für Schmidt beginnt nun, wie für die Kickers, eine neue Phase im Leben – ob beiden es an etwas mangeln wird, wird sich zeigen.



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  • U. D.
    Vorstandsvorsitzender Daniel Sauer fehlt die Kompetenz im professionellen Umfeld von Fußballprofiligen zu agieren. Bisher hat er nur von sich Reden gemacht indem er provoziert und polarisiert. Nun also soll er auch noch den Posten des Sportdirektors innehalten?
    Schuster bleib bei deinen Leisten - oder besser gesagt bei deiner Sportart.
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  • E. H.
    Ich denke mal Daniel Sauer hat die Interessen des Vereins zu vertreten, dazu gehört auch mal zu provozieren und polarisieren, frag nach bei Uli Höness! Für die fußballerische Kompetenz hat man den Trainer und sein Team und für die Vertragsverhandlungen braucht es andere Fähigkeiten als Fußballweisheiten und die traue ich Daniel Sauer durchaus zu. Noch Fragen?
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  • W. K.
    Hat sich die MainPost eigentlich schon mal Gedanken gemacht, welche demotivierenden Auswirkungen auf die Spieler ihre kommunuzierten "Bestnoten" je Spieler gehabt haben?
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  • E. H.
    Was bitte soll da demotivierend sein? Ein Profi wird sich doch eher noch mehr anstrengen, um beim nächsten Mal wieder eine bessere Note zu bekommen!
    Auch das Fachmagazin der Kicker vergibt regelmäßig Noten und niemand beschwert sich. Oder soll jetzt wohl die MainPost der Sündenbock für den Abstieg sein?
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  • J. F.
    Natürlich hat der Trainer einen maßgeblichen Anteil am Abstieg (wie zuvor am Durchmarsch in die 2. Liga). Aber insgesamt sollte man die Kirche dann doch im Dorf lassen. Denn welche Personaldecke hatte der Trainer? Daghfous konnte nach seiner Verletzung nicht mehr an die Form der Hinrunde anknüpfen, Siebenhandl hat gut gespielt, konnte aber die Erfahrung, Ruhe und körperliche Wucht von Wulle nicht ersetzen, wenn Pisot und Neumann ausfielen, war gleich "Holland in Not", Schoppenhauer hat fast jeden Zweikampf gewonnen aber zugleich kaum einen Pass an den richtigen Mann bekommen, Benatelli hat doch sehr sehr schwankend gespielt, und so weiter und so weiter. Tja, und da zauberst Du mit dem Budget halt nicht mal eben ein paar Ausnahmespieler aus dem Hut, die das dann kompensieren könnten.
    Das große Thema heißt dann jetzt wohl "neue, junge Spieler aufbauen". Eine gute und richtige Entscheidung. Und der neue Trainer passt zu diesem Programm. Ich bin sehr gespannt auf die nächste Saison!
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  • M. G.
    Kann gut funktionieren! Er ist auf jedem Fall sehr guter Interpret, gegenüber der Presse! Lieber zwei Jahre in der Dritten Liga und mit jungen, hungrigen Spielern nach oben! Die Jungen müssen sich den Trainer anvertrauen, sonst greifen die anderen Vereine schnell zu!
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  • G. E.
    Danke für die wahnsinns drei Jahre.
    Und Danke, dass du den großen Fußball nach Unterfranken gebracht hast! Alles Gute, Bernd!
    Und auch alles Gute Stephan Schmidt. Es muss ja nicht der direkte Wiederaufstieg sein, eher so ein 3 x 2 vielleicht.
    Wahrscheinlich ging einfach alles zu schnell...
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  • M. G.
    Es war nicht alles schlecht, man war halt durch den Lauf der letzten Jahre sehr verwöhnt. Sicher hätte er manchmal die Spielweise ändern können! Ohne die Idee 3 x 3 von Herrn Schlagbauer und dem Dazutun von Bernd Hollerbach, wäre heute noch der Fußball hier im "Dornröschenschlaf"! Sie haben den Karren auf jedem Fall angeschoben, jetzt muß man ihm am Laufen halten! Die größte Last liegt momentan auf Herrn Sauer. Jetzt gibt es keinen "Heimbonus" mehr, wenn der neue auch so eine Negativserie hinlegt, muß früher gehandelt werden (in Cottbus hat er es ja schon gezeigt, 8 x in Serie verloren, 1 x Unentschieden = Entlassung)! Aber man kann ja daraus auch lernen!
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  • M. D.
    @marki79, der Sportdirektor soll das machen, was der Trainer will. Der muss nur den Trainer den Rücken freihalten, den Vollzug gestalten, machen was machbar ist, das sportliche Gehirn des Trainers reicht.
    Siehe zB. Zorc in Dortmund oder Hübner in Freiburg!
    In der Regel quatschen sowieso immer zuviele rein!
    @mrkotter, einen Hollerbach mit dieser Tierart in Verbindung zu brignen, da zweifle ich schon an einem gesunden Menschenverstand, wenn einer sowas verzapft. Respekt für diese Entscheidung, egal wer sie getroffen haben sollte.
    @gsundermenschenverstand, diese Frage ist voll berechtigt! Hätte man ihn vor 8 Wochen entlassen, ich bin mir sicher, der Klassenerhalt wäre geschafft worden.
    Hollerbach war zuletzt betriebsblind, siehe Diaz! Seine Überheblichkeit und Arroganz war am Schluß ätzend!
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  • M. F.
    Die Entscheidung mit Hollerbach Schluß zu machen ist absolut richtig.
    Er war mit seinem Latein am Ende!
    Allerdings halte ich Sauer als Sportdirektor definitiv für eine krasse Fehlentscheidung!!! Da muß mehr Fußball-Kompetenz her, sonst geht es weiter nach unten...
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  • M. G.
    Sehe ich auch so, aber schon mal darüber nachgedacht, daß im Hintergrund die Tipps weiterhin von Bernd Hollerbach als Spielerberater kommen, denn er hat ja weiterhin die Kontakte! Ich denke so wird die Kickersfamilie weiter laufen!
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  • A. B.
    Versteh' ich nicht. Warum hat er nicht früher Platz gemacht und, wenn er schon vorhatte, auszusteigen, einem anderen Trainer die Chance gegeben, das Ruder noch herumzureißen?
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  • V. S.
    Nur Ratten verlassen das sinkende Schiff!!
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  • T. B.
    Schon super wenn man in jeder Zeitung seinen geistigen Müll von sich geben darf. Herr Hollerbach muss sich sicherlich nicht als Ratte bezeichnen lassen. Sie werden in Ihrem Leben nicht im Ansatz das leisten, was Herr Hollerbach in drei Jahren vollbracht hat.
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  • E. H.
    @mrkotter
    Dieser Kommentar liegt völlig daneben. Bitte erst denken und dann schreiben!
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  • M. M.
    Aha, Sauer wird zusätzlich Sportdirektor.
    Nur wo bleibt die fußballerische Kompetenz?
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  • M. D.
    Ein vollkommene richtige Entscheidung! Hollerbach hat Großes geleistet, aber war Mitschuld am Abstieg. Seine teilweise verheerende Taktik gab den Ausschlag für viele Punktverluste. Man kann nicht immer Siege ermauern! Seine Sturheit und eintönigen Kommenatare haben letztendlich nur noch genervt. Sein absolut größter Fehler war die Abgabe von Fernell, mit ihm wäre man nie abgestieigen. Hollerbach war leider zuviel Magath und zu wenig Hitzfeld bzw. Rehagel, die auch mal "wegschauen" konnten. Ich freue mich auf Offensivfußball und hoffe nun auf einen Ruck im (neuen) Team, vielleicht spielen wir um die ersten fünf Plätze mit. Wäre toll! Bernd Hollerbach wünsche ich alles Gute auf seinen weiteren Weg als Trainer! Danke für die tollen Jahre! Aber ein Wiederaufstieg mit ihm wäre reine Utopie gewesen!
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