Fast schon muss man sich wundern, wie es Organisator Helmut Bolldorf vom Post SV Sieboldshöhe Jahr für Jahr gelingt, beim zusammen mit dem SV Kürnach ausgetragenen U-15-Hallenfußball-Turnier so ziemlich das Beste an den Start zu bringen, was diese Altersklasse deutschlandweit zu bieten hat. Auch diesmal können am Sonntag ab 9 Uhr die Zuschauer in der s. Oliver Arena zumindest einen Tag lang sehen, wie professionelle Nachwuchsförderung aussieht – und wovon Würzburg und Umgebung weit entfernt sind.
„Es ist ein sportlich interessantes Turnier mit Teilnehmern erster Qualität, weshalb wir die Einladung gerne angenommen haben“, sagt selbst Thomas Albeck, einer der erfolgreichsten Trainer und Koordinatoren im Jugendbereich. Unter seiner Führung brachte der VfB Stuttgart zwischen 1999 und 2012 Spieler wie Timo Hildebrand, Kevin Kuranyi, Sami Khedira und jüngst den erst 17-jährigen Timo Werner hervor. Heuer tritt Albeck aber nicht mit den Schwaben, sondern als Leiter des Nachwuchsleistungszentrums seines neuen Arbeitgebers an, dem aufstrebenden Drittligisten RB Leipzig.
„Für mich war Ralf Rangnick der entscheidende Grund gewesen, nach Leipzig zu kommen“, beschreibt Albeck die Gründe für seinen Wechsel im Januar 2013. Freundschaftliche Verbundenheit bestehe zwischen beiden, seit der heutige Sportdirektor Rangnick – damals als Cheftrainer – im Jahre 1999 Albeck als Jugendkoordinator in Stuttgart einsetzte. „Außerdem ist die Herausforderung, etwas Neues von Grund auf aufzubauen, sehr verlockend“, so der 57-Jährige. Viel hat sich verändert, seit 2009 der österreichische Getränkehersteller Red Bull als Investor in den Leipziger Fußball eingestiegen ist: Neben den modernen Trainings- und Spielstätten wird demnächst auch ein Internat seine Pforten öffnen. Dabei sei Albeck zwar schon der Meinung, dass Traditionen schön und wichtig seien: „Aber das allein hilft einem nicht weiter. Man muss sich immer wieder neuen Herausforderungen stellen. Hier in Leipzig kann man jetzt ganz neue Wege gehen.“
In Würzburg scheiterten bisher alle Versuche, dem Profifußball durch die Fusion der beiden größten Vereine, dem Würzburger FV und dem FC Würzburger Kickers, näherzukommen. So betreiben beide Vereine getrennt voneinander ihre Jugendarbeit – und stehen beim U-15-Turnier als potenzielle Gegner auf dem Parkett. Dabei gäbe es sicherlich auch in Mainfranken Jungs, die das Zeug zum Profi hätten. „Wichtig sind bei den Spielern die Bewegungsbegabung, Schnelligkeit und Dynamik. Hinzu kommen natürlich die richtige Einstellung und das nötige Durchhaltevermögen, denn der Weg ist lang und hart und voller Entbehrungen“, erklärt Albeck. Eine Leistungsprognose sei dabei schwierig, weil die Entwicklung eines Spielers von vielen verschiedenen Faktoren abhänge.
Nur ein Bruchteil der Jugendspieler schafft es zum Profi, auch wenn momentan die Chancen besser sind als noch vor ein paar Jahren. „Es wird viel mehr in die Jugendarbeit investiert – auch, weil es sich finanziell auszahlt. In den letzten Jahren ist im deutschen Profifußball nicht nur der Ausländeranteil unter den Spielern, sondern auch das Durchschnittsalter der Mannschaften deutlich gesunken“, sagt Albeck. In Unterfranken äußert sich dieser Trend in drei Nachwuchsleistungszentren in Würzburg/Randersacker, Schweinfurt und Aschaffenburg. Außerdem wurden mehrere Kooperationsvereinbarungen zur effektiveren Talent-Sichtung verabschiedet, wie etwa die zwischen dem Würzburger FV und dem 1. FC Nürnberg sowie der Sportklasse am Deutschhaus-Gymnasium.
Doch das allein wird nicht reichen, braucht ein Verein für eine professionelle Jugendarbeit laut Albeck vier Eckpfeiler, die in Würzburg teilweise noch fehlen: „Eine gute Infrastruktur und passende Rahmenbedingungen, hoch qualifizierte und motivierte Trainer, Qualität bei den Spielern und eine professionelle Sichtung sowie ein durchgängiges Konzept, das sich wie ein roter Faden durch alle Mannschaften eines Vereins zieht.“ Ob Würzburg vor einem ähnlichen Aufschwung steht wie die finanzstarken Leipziger, darf bezweifelt werden. So muss man weiterhin den anderen Vereinen dabei zusehen, wie sie den nationalen Standard definieren.
Das 12. nationale U-15-Hallenfußball-Turnier in Würzburg
Teilnehmer
Gruppe A: Borussia Mönchengladbach, TSV 1860 München, SC Freiburg, FC Würzburger Kickers, SV Kürnach.
Gruppe B: Hamburger SV, 1.FC Nürnberg, Stuttgarter Kickers, Karlsruher SC, 1.JFG Mainfranken Würzburg. Gruppe C: RB Leipzig, SpVgg Greuther Fürth, TSG 1899 Hoffenheim, Eintracht Frankfurt, Würzburger FV.
Eintrittspreise
Erwachsene: 4 Euro. Jugendliche, Schüler, Rentner: 2,00 Euro.
Zeitplan
Das U-15-Turnier beginnt am Sonntag um 8.45 Uhr in der s. Oliver Arena mit den Spielen der beiden Gastgeber SV Kürnach und der 1. JFG Mainfranken gegen Borussia Mönchengladbach bzw. den Hamburger SV. Die Zwischenrunde beginnt um 14.20 Uhr, das Endspiel ist für 17.30 Uhr angesetzt.
Modus
Gespielt wird in drei Fünfergruppen. Jeweils die besten vier Teams qualifizieren sich für die Zwischenrundengruppen, in denen die vier Gruppenersten das Ticket für das Halbfinale lösen.