Normalerweise sind die Anhänger eines Fußball-Teams im Formulieren von Zielen immer etwas offenherziger als Trainer oder Mannschaftsveranwortliche. So ist das auch beim Landesligisten TG Höchberg (4./48). Der kann nämlich am Samstag mit einem Heimsieg im Spitzenspiel gegen den SV Alemannia Haibach (3./48) auf Relegationsplatz zwei vorstoßen (Anpfiff 16 Uhr), wenn gleichzeitig Viktoria Kahl (2./50) in Schwebenried verliert. "Am Freitag beim Derby in Kleinrinderfeld war das das Thema unter den Leuten", berichtet TGH-Sportleiter Klaus Conrad davon, dass nach dem 2:0-Erfolg beim Kreisrivalenbei den Anhängern Träume von einem möglichen Aufstieg in die Bayernliga gereift sind.
Auch die Mannschaft scheint nach dem siebten Sieg in Folge euphorisiert: "Die Jungs haben in Kleinrinderfeld fast die Kabine abgerissen", berichtet Conrad. Gleichwohl ist der Höhenflug der TGH ein ungeplanter: "Vor ein paar Wochen haben wir noch nach unten geschaut. Wir sehen unsere Situation sehr realistisch", betont Trainer Thomas Kaiser. Doch wäre das Vorrücken auf den zweiten Platz am Samstag nicht utopisch: Schließlich stellen Höchberg und auch die DJK Schwebenried/Schwemmelsbach, die ebenfalls gewinnen müsste, die besten Teams der Landesliga-Rückrunde.
Doch Conrad und Kaiser verweisen darauf, dass die Mannschaft derzeit noch nicht Zweiter sei und der vorletzte Spieltag erst einmal gespielt werden müsse. "Wenn es dann wirklich so kommt, werden wir uns am Samstag um 18 Uhr mit dem Thema beschäftigen", versichert der TGH-Sportleiter, ergänzt aber: "Was auch klar ist: Eigentlich haben wir nicht die Struktur eines Bayernligisten. Wir leben hier von der Kameradschaft und vom Zusammenhalt." Und er verweist darauf, dass Vereine mit wesentlich größeren finanziellen Möglichkeiten als die TGH in der Bayernliga hart um den Klassenerhalt kämpfen müssten und im Falle eines Aufstiegs auch nicht mit spektakulären Neuzugängen zu rechnen sei.
100. Vereinsjubiläum
Gleichwohl wäre ein Sprung in die Bayernliga der größte Erfolg in der Vereinshistorie. Das passt insofern gut: Denn in diesem Jahr feiert die TGH ihr 100-jähriges Bestehen. "Das wäre ein Wahnsinn für den Verein, wenn wir das verbinden könnten", erklärt Klaus Conrad.
Doch damit sollen sich die Spieler derzeit nicht beschäftigen. "Auch wenn es wie eine Phrase klingt: Wir denken von Spiel zu Spiel", versichert Trainer Kaiser, der im dritten Jahr in Höchberg tätig ist und auch für die neue Runde seine Zusage gegeben hat. Er verfügt über ein Team, das sich als Ganzes gesteigert hat, seit es am 24. März beim 1:3 in Fuchsstadt die letzte Niederlage kassierte. Danach folgte die Serie von sieben Siegen, von denen mancher knapp und mancher souverän war. Doch mit jedem Erfolg wuchs das Selbstvertrauen: "Das merkt man am Auftreten und bei der Körpersprache", so die Beobachtung Kaisers.
Tobias Riedner als Führungsfigur
Dass die Homogenität des Teams eine Höchberger Stärke ist, weist die Statistik aus. Die bisher erzielten 44 Treffer sind auf neun Spieler verteilt. Der erfolgreichste Schütze, Ferdinand Hansel, liegt mit seinen zehn Treffern gerade einmal auf Platz 18 der Torjägerliste. Eine Persönlichkeit, die alles dominiert, gibt es bei der TGH nicht, auch wenn Routinier Tobias Riedner, der beim Würzburger FV und den Würzburger Kickers höherklassig gespielt hat, innerhalb des Teams eine wichtige Funktion hat.
Trainer und Sportleiter jedenfalls halten ihre Fußballer dazu an, sich erst einmal auf Samstag zu konzentrieren. Nach dem Spiel könne man mehr zur Höchberger Situation sagen, betonen Kaiser und Konrad unisono. Vielleicht zeichnet sich dann ja auch schon deutlicher ab, ob in diesem Jahr bei der TGH mehr gefeiert werden kann als das 100. Jubiläum.