Es war im Trainingslager der Würzburger Kickers im Januar in Spanien, als Trainer Michael Schiele beim Interviewtermin ins Plaudern kam. Bis zu seinem 40. Geburtstag, erzählte er, hatte er sich einst einmal vorgenommen Cheftrainer bei einem Verein zu sein. Die Lebensplanung hat hingehauen. Am Samstag wird Schiele 40. Und es kommt ein ganz besonderer Gratulant. Der VfR Aalen ist ab 14 Uhr am Dallenberg zu Gast. Jener Klub, bei dem Schiele die meisten Jahre seiner Laufbahn kickte und bei dem er als Co-Trainer unter den Chefs Ralph Hasenhüttl, heute bei RB Leipzig und Stefan Ruthenbeck, derzeit beim 1. FC Köln, den Einstieg ins neue Berufsfeld schaffte.
„Wie es so kommt: Da hat man Geburtstag und dann kommt der alte Verein, bei dem man fast 20 Jahre tätig war. Da werden sicher ein paar Emotionen hochkommen“, sagt der Kickers-Coach schon jetzt. Seine Herkunft kann Schiele nicht verleugnen. Der schwäbische Zungenschlag dringt immer durch. Die Schwäbische Alb ist seine Heimart und der VfR Aalen ein Teil seiner eigenen Geschichte – wenngleich er seine beiden einzigen Zweitliga-Spiele im Jahr 2001 im Trikot des FC Schweinfurt 05 absolviert hatte. Aber das Kapitel in der Kugellagerstadt war nur eine kurze Episode in seiner Karriere.
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Schiele hat richtig Bock auf die Kickers
„Meine Familie wohnt ja in der Nähe von Aalen. Da kommt natürlich auch die örtliche Zeitung ins Haus. Schon alleine deshalb verfolge ich natürlich, was gerade beim VfR passiert“, erzählt Schiele. Mit Torhüter Daniel Bernhardt stand er noch selbst auf dem Feld. Die Verbundenheit wird bleiben, doch die Zeiten haben sich geändert: „Ich will mit den Kickers Erfolg haben. Das ist für mich das A und O. Ich gehe in der Aufgabe bei den Kickers voll auf. Ich habe da einfach richtig Bock drauf.“ Und gerade an seinem Ehrentag mag sich Schiele die Laune auch nicht verhageln lassen: „Ich kann eigentlich immer lachen. Aber ich hoffe, dass ich am Samstag auch wegen des Resultats lachen kann.“
Zuletzt freilich war die Freude bei Schiele nicht ganz so groß. Drei Spiele in Serie ohne Sieg, das hatte der Kickers-Coach nur ganz am Anfang seiner Amtszeit bei den Rothosen erlebt. Nun gelang in Rostock (1:3), gegen Zwickau (1:1) und in Paderborn (0:0) kein Dreier. Es scheint es, als hätten die Drittliga-Rivalen. Schieles Erfolgskonzept durchschaut. Vor allem, wenn die Gegner Würzburgs Spielaufbau durchkreuzten, indem sie die Abwehrspieler schon frühzeitig attackierten, fiel den Kickers zuletzt nicht mehr viel ein. Das hat auch Kapitän Sebastian Neumann gemerkt: „Uns wurde zum Teil die spielerische Stärke genommen. Da mussten wir uns eine neue Lösung ausdenken. Das haben wir getan und wollen diese Lösung am Samstag präsentieren“, so der 27-jährige Abwehrchef. Auch Neumann hat eine Aalener Vergangenheit. Der gebürtige Berliner verzichtete, als er beim Würzburger 3:2-Sieg im Hinspiel traf, auf eine Jubelgeste. „Ich hatte in Aalen eine schwierige Zeit. Ich hatte damals die Erkrankung mit meinem Herzen. Der Verein hat mir trotzdem einen neuen Vertrag und die Chance auf Profifußball gegeben. Deshalb habe ich dann auch aus Respekt nicht gejubelt“, berichtet Neumann, bei dem es in Sachen Vertragsgespräche noch keine Neuigkeiten gibt: „Wir sind im Austausch. Aber es bringt nichts, irgendwelche Wasserstandsmeldungen herauszugeben“, sagt er.
Rothosen wollen Schwaben überholen
Verbindungen zwischen Aalen und den Kickers gibt es zuhauf. Auch Winter-Neuzugang Fabio Kaufmann und Angreifer Orhan Ademi trugen einst das VfR-Trikot. Mit Sascha Traut kehrt am Samstag auch ein Ex-Würzburger an den Dallenberg zurück. Am Samstag aber geht es für die Kickers zum Start in eine englische Woche, mit Partien in Jena am Dienstag und gegen Osnabrück am 10. März vor allem darum in die Erfolgsspur zurückzukehren. Mit einem Sieg könnten die Rothosen die Schwaben in der Tabelle überholen. „Das ist das Ziel“, sagt Schiele.