HSC 2000 Coburg – DJK Rimpar Wölfe
(Samstag, 19.30 Uhr, HUK-Coburg arena)
Tausend Mal berührt, tausend Mal ist nichts passiert . . . Der Achtziger-Jahre-Hit von Klaus Lage wäre in der Vergangenheit eine passende Beschallung für die Kabine der DJK Rimpar Wölfe nach den Frankenderbys gegen den HSC 2000 Coburg gewesen. Denn in den bisher neun zumeist umkämpften Vergleichen zwischen beiden Mannschaften in der Dritten und Zweiten Liga haben die Handballer aus Unterfranken gegen die Oberfranken noch nie verloren. Sechsmal gewannen die Rimparer, dreimal spielten sie remis. An diesem Samstag steht das nächste Duell zwischen den Lieblingsgegnern an – und es spricht sportlich fast alles dafür, dass es in Abwandlung des Klaus Lageschen Liedtextes diesmal heißen wird: In der zehnten Nacht hat's Bumm gemacht.
Die Ausgangslage
In der Tabelle trennen den Dritten Coburg (46:22 Punkte, 927:854 Tore) und den Siebten Rimpar (41:27, 899:854) vier Plätze, fünf Punkte und 28 Treffer, die der HSC mehr erzielt hat. Tatsächlich trennt die Klubs wesentlich mehr. Neben der Erstliga-Erfahrung, über die der HSC verfügt, ist es vor allem der Etat. Die Gastgeber haben als Bundesliga-Absteiger mit 2,5 Millionen Euro (Quelle: infranken.de) neben Balingen den größten der Liga, die Gäste mit 820 000 Euro nach Hildesheim und Konstanz den kleinsten. Dieser Unterschied spiegelt sich auch und vor allem in den Kadern wider.
Die Kader
Während sich der HSC eine zusammengekaufte Profimannschaft um den Zweitliga-Toptorschützen Florian Billek auf Rechtsaußen und den Schweden Tobias Varvne im linken Rückraum leistet, stellt die DJK nach wie vor ein Team aus Feierabendprofis mit fünf Einheimischen. Ausfälle von Spielern kann Coburgs Trainer Jan Gorr durch den ausgewogenen Kader wesentlich besser adäquat kompensieren als Rimpars Coach Matthias Obinger. Der wird am Samstag ohne gelernten Kreisläufer auskommen müssen. Den verletzten Patrick Gempp (Meniskus) und verhinderten Sergej Gorpishin (am Sonntag für den HC Erlangen im Einsatz) sollen Stefan Schmitt und die Perspektivspieler Philipp Meyer und Moritz Mohr ersetzen. Schmitt (Schulter) und Meyer (Bänder) sind allerdings auch noch angeschlagen.
Die Rollenverteilung
„Aufgrund unserer personellen Situation waren die Rollen noch nie so klar verteilt wie diesmal“, sagt Obinger. Nach der Heimniederlage gegen Dresden am vergangenen Freitag hatte er sich noch zu der Aussage hinreißen lassen: „Eigentlich brauchen wir gar nicht hinfahren.“ Tatsächlich spricht diesmal nicht viel für die Rimparer, die zudem zwei ihrer letzten drei Partien gegen Aufsteiger verloren haben, während die Coburger drei Siege in Serie eingefahren haben. Eigentlich spricht überhaupt nur eines für die Unterfranken, die das Hinspiel in Würzburg mit 31:29 gewannen: die Serie.
Das Derbyfinale
Für zwei Originale aus Rimpar, die alle bisherigen Begegnungen mitgemacht haben, wird es das letzte Derby sein: Kapitän Stefan Schmitt und Linksaußen Sebastian Kraus, die nach der Saison ihre Karrieren beenden. Im Hinspiel war für beide vorzeitig Schluss. Abwehrchef Schmitt sah in der 36. Minute nach seiner dritten Zweiminutenstrafe die Rote Karte, Hitzkopf Kraus nach einem Foul an Coburgs Rechtsaußen Lukas Wucherpfennig zwei Minuten später. Nach dem Sieg scherzten die Kumpels: „Wir wollten zeigen, dass es auch ohne uns geht.“ Vor dem finalen Vergleich nun sagt Kraus, übrigens bester Gesamttorschütze mit 42 Treffern in neun Partien: „Das letzte Derby würde ich schon gerne zu Ende spielen.“ Er gibt sich allen Widrigkeiten zum Trotz kämpferisch: „Ich fahre nicht nach Coburg, um zu verlieren und würde gerne auch am Ende ungeschlagen bleiben.“ Auch Schmitt meint: „Außenseiter waren wir in diesem Duell schon öfter. Wir nehmen die Rolle an. Zu verlieren haben wir diesmal erst recht nichts.“
Die Fans
Gewisse Fangruppierungen beider Klubs sind in tiefer Abneigung miteinander verbunden. Gegenseitige Provokationen und Pöbeleien zwischen ihnen sind an der Tagesordnung. Im Hinspiel in der s.Oliver Arena sorgten Coburger Anhänger, die mehrmals schwarz-gelbe Papierschnipsel von ihrem Block aus aufs Spielfeld warfen, für Unterbrechungen; die Schiedsrichter drohten mit Abbruch. Während des letzten Derbys in der HUK-Coburg arena in der Saison 2015/16 sei der „komplette Gästefanblock grün eingefärbt“ gewesen, beklagt HSC-Geschäftsführer Steffen Ramer. Die Farbe sei ins Fundament eingedrungen und habe einen höheren Versicherungsschaden verursacht, da die Übeltäter nicht hätten ermittelt werden können. Ramer appelliert an die Vernunft aller Anhänger, deren Blöcke am Samstag voneinander getrennt sein werden: „Mit unseren Fans habe ich persönlich gesprochen und sie gewarnt, dass ein sofortiges Hallenverbot droht, falls sie sich danebenbenehmen. Von den Rimparer Fans hoffe ich, dass sie diesmal ohne Sachbeschädigungen und Verschmutzungen die Halle verlassen.“
Die Sicherheit
Falls manche Fans vergessen, dass sie über Vernunft verfügen, hat der HSC vorgesorgt. Man habe ein Sicherheitskonzept erarbeitet und werde mehr Security als bei anderen Spielen einsetzen. Insbesondere stünden die beiden Fanblocks unter strenger Beobachtung, kündigt Ramer an. Auch die Polizei werde mit einer Einsatzgruppe von etwa zehn Mann vor Ort sein, um Ausschreitungen wie bei der Partie gegen Dessau-Roßlau im Oktober 2017 vorzubeugen. Dabei griffen gewalttätige Gästeanhänger Sicherheitskräfte und Polizeibeamte an, von denen mehrere leicht verletzt wurden.
Die Tickets
2500 Karten waren bis Mittwochnachmittag nach Aussage von HSC-Boss Ramer verkauft, davon 250 an Rimparer Fans. „Das Spiel wird nicht ausverkauft sein“, meint Ramer, „aber wir rechnen damit, dass wir an der Abendkasse noch 300 bis 400 Tickets absetzen.“ Ein Zuschauermagnet ist das Derby in jeden Fall: Im Schnitt kommen „nur“ 2144 Besucher zu den Heimspielen in die HUK-Coburg arena – damit ist der HSC im Zuschauerranking aktuell Vizemeister. Wie viele auch immer da sein werden: Hitzig wird's garantiert.