Roman Christen aus Tauberbischofsheim steht bei der Heim-WM in Stralsund ganz oben auf dem Treppchen und holt Bronze mit dem Team.
Roman Christen: Das Ziel war grundsätzlich erst einmal, eine Medaille zu holen. Natürlich habe ich mit Gold geliebäugelt, hatte mich damit ja auch selbst etwas unter Druck gesetzt. Der Druck fiel dann auch erst nach und nach ab, so richtig frei habe ich eigentlich erst ab dem Viertelfinale gefochten. Vorher war alles etwas verkrampft und mehr zielorientiert. Dass es dann auf dem Weg zu Gold nur über Laurent Bel gehen würde, war mir vorher eigentlich klar. Er war selbst früher ein guter und erfolgreicher Fechter.
Christen: Ja, wir kannten uns. Wir haben vor Ort noch überlegt, wann und wie oft wir eigentlich gegeneinander gefochten haben. Wir kannten natürlich aus dem Weltcup-Zirkus von damals unsere Fechtstile, waren früher mit den anderen Franzosen und auch den Italienern eine eingeschworene Gemeinschaft. Haben uns ja auch auf so vielen Turnieren gesehen, vor allem in der Mannschaft bei den Sieben-Nationen-Turnieren direkt gegeneinander gefochten.
Mein Sohn Hendrik ficht, Laurent Bel hat ebenfalls einen Sohn. Er ist fünfzehn und ficht auch, da hat man natürlich viele Gemeinsamkeiten. So kam es dann, dass wir uns am Morgen beim Begrüßen aus Spaß für das Finale verabredet hatten. Dass es dann wirklich so kam, und die Setzung nach den Runden mitgespielt hat, ist umso schöner. Wir hatten ja dann auch immer fast identische Ergebnisse in der Direktausscheidung, da muss man dann natürlich schon schmunzeln, wenn man auf die Ergebnisliste schaut.
Christen: Nein, eigentlich nicht. Es ging niemals ums reine Medaillen sammeln. Weltmeister zu werden oder besser eine Medaille zu holen war einfach etwas, das ich für mich erreichen wollte. Im Grunde habe ich das Ganze so etwa zwei Jahre geplant, sozusagen. Ich hatte eine Hüft-OP vor diesen zwei Jahren, die ich bewusst zu diesem Zeitpunkt dann gewählt hatte, als diese Idee reifte, bei der Heim-WM in Stralsund zu starten. Ich musste dafür ja die Qualifikationsturniere absolvieren, aber vor allem nach der OP wieder fit werden.
Ich musste in den Rhythmus für die Turniere kommen, trainieren und ja auch noch 50 Jahre alt werden, um teilnehmen zu können. Dass es dann letztendlich geklappt hat mit einer Medaille und auch noch mit Gold, macht mich sehr glücklich.
Christen: Ich werde an den Degenwettbewerb ganz ohne Druck rangehen. Ich möchte einfach das gute Gefühl mitnehmen, gut fechten und schauen, was dann passiert. Die Lockerheit aus den letzten Gefechten ist wichtig, das muss ich in den Fokus stellen. Eine absolute Erwartungshaltung an ein bestimmtes Ergebnis habe ich gar nicht.
Christen: Erst einmal geht das normale Leben weiter. Ich fahre nach Hause, am Montag sitze ich dann pünktlich im Büro. Was ich die letzten Tage gemacht habe, wird kaum einer wissen. Dann versuche ich vielleicht, mich für die deutschen Meisterschaften der Aktiven im März nächsten Jahres zu qualifizieren. Dazu muss ich ein paar Qualifikationsturniere fechten, im November ist das erste in Esslingen.
Mal schauen, ob ich da teilnehme. Außerdem steht im November auch die deutsche Mannschaftsmeisterschaft der Senioren an. In diesem Jahr in Duisburg. Gemeinsam mit den Degenspezialisten Marco Longo und Volker Fischer werde ich da teilnehmen. Das ist dann der nächste feste Termin.