Dass sich das Gesicht einer Basketball-Mannschaft Bäumchen-wechsel-dich-gleich jedes Jahr aufs Neue grundlegend ändert, gehört zu diesem, einem gewissen Söldnertum noch ein wenig mehr als andere Sportarten huldigenden Geschäft wie die Korbanlage zum Spiel. Da machten in den letzten Jahren auch Würzburgs Korbjäger keine Ausnahme. Derzeit läuft der nächste Ausverkauf, und diese drei, gestern vom Klub auch offiziell bekannt gegebenen Personalien treffen Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg ins Mark - und manchen Baskets-Anhänger sicher auch ins Herz: Robin Benzing, Maurice Stuckey und Clifford Hammonds werden den Klub verlassen.
Liebler: „Angebote, mit denen wir nicht mithalten können"
„Das hatten wir uns natürlich anders vorgestellt, aber in unserem Geschäft gehört es dazu, dass Spieler bessere Angebote bekommen, mit denen wir nicht mithalten möchten. Wir haben Maurice Stuckey vorzeitig eine Anpassung seines laufenden Vertrages über die kommende Saison hinaus angeboten, um ihn längerfristig an uns zu binden. Moe hat uns trotzdem um die Auflösung des Vertrags gebeten, um zu einem anderen Klub wechseln zu können“, wird Baskets-Geschäftsführer Steffen Liebler in einer Mitteilung des Vereins zitiert. „Auch Robin verlässt uns auf eigenen Wunsch. Er hat von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, aus seinem Vertrag auszusteigen", so Liebler.
Der Abgang der beiden zieht eine weitere Personalentscheidung nach sich. Die Baskets haben bei Spielmacher Clifford Hammonds von der Option gebraucht gemacht, den Vertrag zu beenden. Liebler: „Als die Entscheidungen von Moe und Robin feststanden, haben wir uns nach ausführlichen Gesprächen mit Denis Wucherer dazu entschlossen, unseren Kader für die kommende Saison neu auszurichten und verstärkt auf junge und hungrige Spieler zu setzen.“ Der neue Cheftrainer meint in der Baskets-Mitteilung: „Cliff ist ein Supertyp und hat eine starke Saison gespielt, deshalb ist uns diese Entscheidung alles andere als leicht gefallen. Im Rahmen unserer Gesamtausrichtung wäre seine Rolle nach dem Abgang von Stuckey und Benzing für unser Konzept aber nicht mehr wirklich sinnvoll gewesen. Deshalb haben wir uns auch auf der Spielmacherposition für eine Veränderung entschieden.“
Stuckey geht nach Bamberg
Benzing war in der für die Baskets auf Platz neun beendeteten Saison mit 17,2 Punkten pro Partie nicht nur treffsicherster Würzburger, sondern auch der beste deutsche Schütze der Liga und darüber hinaus effektivster deutscher Spieler. Stuckey warf 11,7 Punkte pro Partie und war damit der drittbeste deutsche Punktesammler der Klasse. „Solche Statistiken wecken natürlich Begehrlichkeiten bei anderen Klubs, gerade bei Spielern mit einem deutschen Pass. Wir sind sehr enttäuscht darüber, dass uns Moe verlässt. Wir wollten ihm diese Chance aber nicht verbauen und haben deshalb seinem Wunsch schweren Herzens entsprochen. Für den Wechsel erhalten wir von seinem neuen Klub eine Ablöse“, so Liebler weiter. Sie wird sich wohl im fünfstelligen Bereich belaufen. Stuckey hatte noch einen bis 2019 datierten Vertrag bei den Baskets und kehrt zum noch amtierenden Meister Brose Bamberg zurück, wo er 2009 seine Profikarriere begann.
Mit einjähriger Unterbrechung seit 2012 war der gebürtige Augsburger für die Baskets auf Korbjagd. Am Mittwoch feiert Stuckey seinen 28. Geburtstag. Seinen Spind im Trainingszentrum in der Frankfurter Straße räumte er bereits am vergangenen Freitag, als er sich auch bei den Baskets-Mitarbeitern verabschiedete. Die zurückliegende Saison war zweifellos die bislang beste in Stuckeys Karriere. Mit durchschnittlich 11,7 Punkten war er der zweitbeste Werfer im Team hinter Nationalmannschaftskapitän Benzing, gepaart mit seiner gewohnt bissigen Defensive reifte er zum vielleicht besten deutschen Shooting-Guard in der Liga. Neben Bamberg buhlte auch der ehemalige Serienmeister Alba Berlin um seine Dienste.
Der Verlust Stuckeys wiegt für den Klub nicht nur sportlich schwer. Zuletzt hatte ein Baskets-Sponsor großflächig auf Plakaten in der gesamten Stadt mit ihm geworben, der neue Cheftrainer Wucherer bezeichnete ihn als „das Gesicht der Mannschaft“. Bis zuletzt hatten die Würzburger um den Verbleib ihrer Identifikationsfigur gekämpft, ihm auch eine deutliche Aufstockung seines Salärs angeboten. Am Ende aber war das Bamberger Angebot nicht zu toppen. In Bamberg soll er nach Informationen dieser Redaktion das Dreieinhalbfache dessen verdienen, was ihm vertraglich für kommende Saison in Würzburg zugestanden hätte.
Hammonds kam in seinen 34 Spielen dieser Saison bei gut 29 Minuten Einsatzzeit pro Spiel auf 8,2 Punkte und 3,6 Korbvorlagen pro Partie. Wo er unterkommt, wird sich noch entscheiden, Benzing liebäugelt offenbar mit einer Rückkehr zum FC Bayern München, mit dem er 2014 deutscher Meister geworden war, ehe er ein Jahr darauf ins spanische Saragossa wechselte.
Auch Loncars Verbleib ist nicht sicher
Es könnten nicht die einzigen Personalien gewesen sein, die die Baskets verkünden: Auch Kapitän Kresimir Loncar (35), der gerne noch ein Jahr dranhängen würde, sich bislang aber mit den Würzburgern nicht über eine Weiterbeschäftigung einigen konnte, liegt ein Angebot eines Erstliga-Konkurrenten vor.