It's about to be legendary
This is what we came for
And we couldn't want it anymore
(Welshly Arms, „Legendary“)
Wie ein Leitmotiv führen diese Zeilen aus dem Hit „Legendary” die Zweitliga-Handballer der DJK Rimpar Wölfe durch die Erfolgskapitel ihrer vierten Zweitliga-Saison, von Spiel zu Spiel, von Seite zu Seite, der Sensation entgegen. Nun trennt sie nur noch das Finale vom Höhepunkt. An diesem Samstag (10. Juni) können sie mit dem Aufstieg in die Bundesliga zu der selbsternannten Legende im regionalen Spitzensport werden, die sie gerne sein und schreiben wollen. Dass ihr letztes Kapitel ein Happy End bereithalten wird, davon sind seit vergangenem Samstag alle im Wolfsrevier überzeugt.
Als die Sonne langsam unterging an diesem Abend des 3. Juni und als sich die Dämmerung über Würzburg legte wie ein Sepia-Filter, da wurde es im Hof der s.Oliver Arena nostalgisch. Vielleicht 150 Menschen saßen und standen zu späterer Stunde beim Fanfest nach dem letzten Heimspiel noch um den großen Baum. Sie fachsimpelten und freuten sich über den 31:30-Sieg ihres Teams zuvor über den TV Hüttenberg in der proppenvollen Turnhölle. Und sie süppelten und schwatzten und schwelgten in Erinnerungen, wie alles begann.
Damals, vor mehr als 20 Jahren, als "ihre" Jungs noch Jungen waren und in der Jugend mit dem Handballspielen begannen. Und damals, vor zehn Jahren, als die Jungs gerade zu Männern gereift waren und in der Landesliga als Aktive anfingen.
Fast auf den Tag genau neun Monate ist es her, dass die Wölfe in diese Saison gestartet sind. Beim EHV Aue feierten sie am 11. September 2016 ihren ersten Erfolg in dieser Spielzeit. Den ersten von 23, die bisher noch folgen sollten. Folgt noch einer, feiern die Rimparer Buben den größten Erfolg ihrer Vereinsgeschichte.
Am Samstag gegen 19.30 Uhr, nach dem Herzschlagfinale in der Hansehalle von Lübeck gegen den VfL Bad Schwartau, wird feststehen, ob die Feierabendprofis aus dem Dorfverein die stärkste Handballliga der Welt stürmen. Ob ihre Gegner in der nächsten Saison der deutsche Rekordmeister THW Kiel, der aktuelle Titelverteidiger Rhein-Neckar Löwen und Champions-League-Teilnehmer SG Flensburg-Handewitt sind. Und ob die regional bekannten Jungs um Kapitän Stefan Schmitt, Toptorjäger Patrick Schmidt und Torwart Max Brustmann sich künftig mit international renommierten Namen wie Domagoj Duvnjak, Andy Schmid und Carsten Lichtlein messen dürfen.
Anreise im Kickers-Bus
„Ja, wir schaffen das!“ Im Stimmengewirr, das eine Woche zuvor den nächtlichen Innenhof der s.Oliver Arena erfüllt hatte, war es dieses obamaeske Mantra gewesen, das sich wie eine Girlande von Tisch zu Tisch, von Fan zu Fan gerankt hatte. Und auch innerhalb der Mannschaft war nach dem Ausrufezeichen gegen Aufstiegskonkurrent Hüttenberg der Glaube zur Gewissheit gereift, das vermeintlich Unmögliche tatsächlich möglich machen zu können.
Als Matthias Obinger auf der Pressekonferenz nach dem Spitzenspiel um eine knappe Antwort gebeten worden war auf die Frage, ob sein Team nun aufsteige, hatte der DJK-Coach nur den Bruchteil einer Sekunde gezögert. Dann hatte er bestimmt geantwortet: „Ja!“ Um auch diesen einen, diesen letzten von 38 Schritten noch zu gehen, dafür seien sie bis hierher gekommen, sagten die Wölfe unter der Woche. „Und wir könnten es nicht mehr wollen. Für Rimpar. Für Würzburg. Für den Traum.“
Obinger, der sich dieser Tage fühlt „wie in einem Tunnel“, sagt es etwas weniger pathetisch: „Wir wollen unser Ding machen. Wir sind gut vorbereitet, wir sind fokussiert, wir vertrauen auf unsere Stärken und wir werden alles geben.“ Dazu gehört es auch, dass die ursprünglich für Samstag geplante Anreise zum Saisonfinale auf Freitag vorverlegt wurde. Um 8.30 Uhr wird sich die Mannschaft im Bus von Fußball-Zweitliga-Absteiger FC Würzburger Kickers – hoffentlich kein schlechtes Omen – aus Rimpar auf den gut 560 Kilometer weiten Weg Richtung Norden machen. Am Abend ist noch eine letzte Trainingseinheit in Lübeck angesetzt, bevor die Unterfranken dann im Hotel Vier Jahreszeiten ihre vielleicht letzte Nacht als Zweitliga-Handballer verbringen werden.
Für den Aufsieg bedarf es aller Voraussicht nach noch eines Sieges. Verliert Hüttenberg (3./49:25/+69 Tore) sein letztes Heimspiel gegen Meister TuS N-Lübbecke, könnte sogar eine Niederlage für Rimpar (2./50:24/+56) reichen – vorausgesetzt, die SG BBM Bietigheim (5./48:26/+48) gewinnt beim TV Emsdetten nicht so hoch, dass sie am Ende ein besseres Torverhältnis als die Wölfe hat. Mit die aussichtsreichsten Chancen, am Ende noch von der Verfolgerposition in die Top Drei vorzustoßen, hat nach wie vor noch die TSG Ludwigshafen-Friesenheim (4./49:25/+68). Selbst im Falle eines Hüttenberger Sieges dürften die Eulen noch an den Mittelhessen vorbeiziehen, da sie im Heimspiel gegen den bereits abgestiegenen Tabellenletzten HC Rostock mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ihre Tordifferenz bedeutend verbessern werden. Für die Rimparer geht die Rechnung auf jeden Fall dann auf, wenn sie bei VfL Bad Schwartau (6./44:30/+56) gewinnen.
Das wird schwer genug gegen das Team von Trainer Torge Greve, das die zweitbeste Abwehr der Liga stellt und sich mit einem Sieg von seinen Zuschauern in die Sommerpause verabschieden möchte. Im Hinspiel hatten sich die Wölfe knapp mit 28:27 durchgesetzt. Was am Samstag zeitgleich in den anderen Hallen passiert, darüber will sich Obinger von seinem Assistenten Josef Schömig auf dem Laufenden halten lassen. Die Mannschaft soll nicht über Zwischenstände informiert werden.
Empfang am Sonntag
Sie soll sich von den bis zu 250 Anhängern, die anreisen werden, auf den Gipfel tragen lassen. Patrick Schmidt richtet vorab einen Gruß an die Fans: „Wir haben uns neun Monate lang den A . . . aufgerissen – wir für euch, und ihr für uns. Und jetzt fahren wir da hoch und werden es noch ein Mal tun. Wir alle zusammen.“
Wie immer der 10. Juni 2017 für die DJK-Handballer enden wird: Am Tag darauf wird es für sie ab 14.30 Uhr noch einen Empfang und ein Fest mit ihren Fans geben, dann an der „Hölle Nord“ in Rimpar. Dort, wo einst begann, was nun legendär enden soll.
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