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Basketball: Bundesliga
Für die Baskets ist die Saison beendet
Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg schrammt zum Rundenabschluss beim einstigen Serienmeister Bamberg nach einer 65:97-Niederlage knapp an den Play-offs vorbei.
Sinnbild für das Play-off-Aus von s.Oliver Würzburg: der Würzburger Mike Morrison sitzt auf dem Hosenboden, während der nächste Bamberger Angriff läuft.
Foto: Heiko Becker | Sinnbild für das Play-off-Aus von s.Oliver Würzburg: der Würzburger Mike Morrison sitzt auf dem Hosenboden, während der nächste Bamberger Angriff läuft.
Thomas Brandstetter
 |  aktualisiert: 25.08.2022 14:22 Uhr

Sie blieben länger auf dem Parkett als üblich nach so einer Klatsche in der Fremde. Die Spieler standen an der Freiwurflinie unterm eigenen Korb und applaudierten länger ihrem mitgereisten Anhang. Und der applaudierte zurück. Obwohl die Baskets gerade eine ordentliche Abfuhr erteilt bekommen hatten im Frankenderby. Mit 65:97 (32:57) unterlag Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg bei Brose Bamberg - die Fans freilich erkannten: Die Mannschaft konnte einfach nicht mehr, und als einige Spieler dann kurz später noch einmal aus der Kabine kamen, zu den Anhängern gingen und sie abklatschten, wie die Akteure es sonst vor allem untereinander tun, bekam jeder einzelne Extra-Applaus.

  • Zum Nachlesen: Die Partie im Liveticker

Die zweithöchste Saisonniederlage bedeutet auch: Für die Baskets ist die Saison hiermit beendet. Knapp vorbei ist auch daneben, sozusagen. Die Würzburger haben zwar genauso viele Siege auf dem Konto wie Braunschweig, deren 17. In der Basketball-Bundesliga aber geht es - anders als im Fußball-Oberhaus etwa - dann nicht um die Tor- beziehungsweise Korbdifferenz, sondern um den direkten Vergleich der sich um Plätze rangelnden Mannschaften. Und da ziehen die Würzburger gegen Braunschweig, das vorhersehbar gegen Bayreuth gewann, den Kürzeren. Die Niedersachsen gewannen beide Partien gegen Würzburg, und nach Bonns überraschenden Sieg gegen München heißt das: Bonn wird Siebter (mit 18 Siegen). Braunschweig Achter. Würzburg Neunter.

An jenem späten Samstagabend im November, es war der 10. des Trauermonats, konnten sich die Baskets zwar zu Recht ärgern über die vierte Niederlage im sechsten Saisonspiel, dem 71:78 gegen die Basketball Löwen Braunschweig, aber abzusehen war es damals noch nicht wirklich, welche gravierenden Auswirkungen diese eine von nun 17 Saisonniederlagen haben würde. Das war dann Anfang März, am Faschingssamstag diesen Jahres, als die Saison vorangeschritten war und sich Tendenzen abzeichneten, wer denn alles um die Teilnahme an den Play-offs streitet, schon etwas anders: Nach dem 78:87 in Braunschweig schwante den Würzburgern, dass der verlorene direkte Vergleich mit den Niedersachsen womöglich noch für Kummer sorgen könnte. Und das tut er jetzt auch.

Unabhängig davon, wie sportlich sinnvoll es gewesen wäre, mit der verletzungsbedingt aktuell arg dezimierten Besetzung, die deshalb inzwischen auf dem Zahnfleisch daher gerobbt kommt, ins Viertelfinale gegen Titelverteidiger und Hauptrundenerstem Bayern München zu ziehen (und sich dort vermutlich kräftige Watschn abzuholen, darauf gab die Partie in Bamberg einen Vorgeschmack) - Baskets-Aufbauspieler Skyler Bowlin hat dennoch Recht, wenn er behauptet: "Wir hätten die Play-offs verdient gehabt. Nach dem verlorenen Europe-Cup-Finale und mit den vielen Verletzten hätten wir auch auseinander fallen können." Das taten sie aber nicht und wahrten durch leidenschaftlich erkämpfte und teils schön herausgespielte Siege in Bayreuth und gegen Bonn ihre Play-off-Chance. Dieses Team sei eben "awesome", großartig also, "etwas Spezielles", wie Bowlin meint: "Wir haben uns trotz aller Widrigkeiten nie aufgegeben und Charakter gezeigt." Am Sonntag, in Bamberg, war der Akku dann einfach tiefenentleert, und man kann die Mannschaft eigentlich nur beglückwünschen dafür, dass ihr drei weitere solche Begegnungen erspart bleiben.

War nun also die Saison deshalb eine schlechte, weil das vor Rundenstart mutig ausgerufene Ziel, ins Viertelfinale kommen zu wollen, nicht erreicht wurde? Man muss keine Dauerkarte im Fan-Block F haben, also für einen Platz, von dem aus bei den Heimspielen die treuesten der treuen Anhänger lärmen, um guten Gewissens behaupten zu dürfen: Nein, war sie nicht!

Dem ziemlich holprigen ersten Saisondrittel mit gerade einmal vier Siegen in 13 Spielen, das seinen Tiefpunkt bei der ergebnistechnisch sehr schmeichelhaften 65:75-Schlappe in Vechta fand, wo die Würzburger bei der vielleicht schwächsten Saisonleistung überhaupt kein Land sahen, folgten sechs Siege in Serie. Und dass die Baskets bis zum letzten Spieltag eine Chance hatten, in die Play-offs zu kommen, obwohl sie lediglich eines von den 16 Spielen gegen die Kontrahenten gewannen, die vor ihnen gelandet sind, spricht zum einen selbstverständlich für die Ausgeglichenheit dieser Liga im breiten Mittelfeld von den Rängen fünf bis 14. Andererseits auch dafür, dass eine Mannschaft und ihr Trainer- und Betreuerstab bis zum Schluss - dem über die Maßen besuchten Lazarett trotzend - an ihr Ziel geglaubt und ernsthaft dafür gearbeitet haben.

Dafür, dass die Baskets trotz des verfehlten Saisonziels letztlich einen grünen Haken unterm Strich machen können, sorgt natürlich auch ihr Zug durch Europa. Die Teilnahme am Europe-Cup-Wettbewerb half der abermals neu zusammengewürfelten Mannschaft nicht nur zusammenzufinden - sie wurde mit fortwährendem Erfolg (nicht nur gegen zweitklassige Gegner) zu einer Art Selbstbewusstsein förderndem Selbstläufer, der sie bis ins Finale trug. Und es ist nach den zwei knappen Endspiel-Niederlagen gegen Sassari nicht zu verwegen zu behaupten: Hätte sich etwa Jordan Hulls, der noch immer sowohl national als auch international im Schnitt erfolgreichste Werfer des Teams, der von den Fans auch zum wertvollsten Spieler des gesamten Europe Cups gewählt wurde und erst unlängst für zwei Jahre verlängert hat, nicht zur Unzeit verletzt, wer weiß  . . .

So also steht - wie nach der letztjährigen Saison - nun am Ende Rang neun. Darauf lässt sich aufbauen. Wenn es den Baskets nun noch gelingen sollte, mit wichtigen Leistungsträgern zu verlängern - wie dem Australier Xavier Cooks, der eine erstaunliche Rookie-Saison hingelegt hat, und dem Amerikaner Devin Oliver, der, nicht ganz fit angekommen, inzwischen von Spiel zu Spiel seine Wichtigkeit beweist -, und sich auf der großen und den deutschen Positionen zu verstärken, dürfen sie nächstes Jahr guten Gewissens die Play-offs als Ziel ausrufen. Und dann womöglich nicht mal nur Platz acht oder sieben anpeilen.

 
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  • Braun_Matthias@hotmail.com
    Auf geht's sO Baskets. In der kommenden Saison mit der gleichen Einstellung beginnen und durchspielen, wie zum Ende der Runde. Dann klappt es bestimmt mit den Playoff's.
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