Sonst verteilt er Auszeichnungen und Ehrungen, diesmal hat es ihn selbst erwischt: Der Kreisehrenamtsbeauftragte im Fußballkreis Würzburg, Ludwig Bauer (Gerbrunn), erhielt aus den Händen von Kreisschiedsrichterobmann Helmut Wittiger und Schiedsrichterobmann Helmut Zischek die Goldene Schiedsrichter-Verdienstmedaille des Bayerischen Fußballverbandes (BFV) für ein halbes Jahrhundert aktive Schiedsrichtertätigkeit.
Bauer dürfte damit einer der jüngsten Träger der Goldenen Verdienstmedaille sein. Mit 13 Jahren begann er 1963 bei der Schiedsrichtergruppe Gerolzhofen mit der Schiedsrichterausbildung und legte nach 14 Monaten als Jüngster seine Prüfung erfolgreich ab. Bereits ein Jahr später wurde er als Kassier in den Gruppenausschuss berufen. 1967 erfolgte die Ernennung zum Gruppenlehrwart, damals der jüngste im DFB; in dieser Funktion bildete Bauer über 600 Schiedsrichter aus. 2006, nach 40 Jahren trat er, zum Ehrenlehrwart ernannt, zurück und konzentrierte sich auf das Hobby als Schiedsrichter.
Bereits als 16-Jähriger war Ludwig Bauer als Linienrichter in der Regionalliga im Willy-Sachs-Stadion in Schweinfurt eingesetzt. Von 1973 bis 1999 leitete er Spiele von der Bezirks- bis zur Landesliga. Sehr gerne erinnert Bauer sich an sein tausendstes Spiel: Da durfte er den deutschen Rekordmeister Bayern München bei einem Freundschaftsspiel vor 12 000 Zuschauern am 30. Juli 1995 im Kitzinger Sickergrundstadion pfeifen. Im Bayern-Aufgebot standen damals unter anderem Jürgen Klinsmann als Spielführer, Oliver Kahn, Mehmet Scholl, Markus Babbel, Carsten Jancker, Christian Nerlinger, Dieter Herzog, Ciriaco Sforca und Klaus Augenthaler. Trainer war Otto Rehagel. Der Originalspielberichtsbogen mit der Unterschrift Klinsmanns hängt heute eingerahmt im Arbeitszimmer von Bauer.
Obwohl Ludwig Bauer seit 43 Jahren in Gerbrunn wohnt, ist er seinem Heimatverein FC Gerolzhofen als Schiedsrichter treu geblieben. Hier hat er auch bis zur ersten Mannschaft Fußball gespielt und für seinen Verein insgesamt über 2650 Spiele absolviert. Für seine Treue wurde er zum Ehrenmitglied ernannt. Erst 2009 wechselte er dann doch zur Schiedsrichtergruppe Würzburg und pfeift für diese im Jahr immer noch bis zu 100 Spiele, vorwiegend im Juniorenbereich.
Auf dem Spielfeld gilt er als ein humaner Schiedsrichter, der auch mal mit Humor versucht, die Wogen zu glätten. In einem Radio-Interview antwortete er auf die Frage nach dem Ende seiner Laufbahn: „Wenn ich ein Jugendspiel pfeife und die Kids sagen, 'hopp hau nei, der Alt sicht nichts', dann ist es Zeit, aufzuhören. Ich pfeife so lange es mir Spaß macht, die Frau und die Gesundheit mitspielen, 3000 Spiele möchte ich schon noch erreichen.“