Bevor Paul Schulz mit einem ansatzlosen Schuss den Nachwuchs des FC St. Pauli zum 1:0-Sieg im Endspiel gegen den Rekordsieger Austria Wien schoss, sorgte Samuel Maluta vom SV Heidingsfeld wohl für die Szene des 19. Internationalen U-15-Turniers, das von den Würzburger Kickers organisiert und mit 16 Mannschaften an zwei Tagen in der tectake-Arena ausgetragen wurde.
Die Heidingsfelder Mannschaft, in der Liga in der Kreisklasse beheimatet, war gegen die hochklassike Konkurrenz aus dem In- und Ausland chancenlos. Im dritten Gruppenspiel lag sie gegen Union Berlin mit 0:9 hinten, als wenige Sekunden vor Schluss ein Unioner alleine in Richtung Heidingsfelder Tor stürmte. Maluta setzte zum beherzten Sprint an und nahm ihm den Ball ab. Szenenapplaus von der vollbesetzten Tribüne war ihm und seinen Mitspielern sicher.
Würzburger Familien beherbergen die Spieler der Gäste-Mannschaften
"Den Jungs hat es Spaß gemacht. Uns war klar, dass wir hier nichts holen. Das ist wie Champions League gegen A-Klasse", sagte Trainer Björn Lamprecht später. "Es ist trotzdem eine schöne Erfahrung." Er weiß, wovon er redet: Lamprecht kickte vor über 15 Jahren beim Pendant mit, dem am nächsten Wochenende stattfindenden U-13-Turnier – genauso wie der spätere Weltmeister Mario Götze. Den späteren Bayern-Profi Diego Contento habe er damals getunnelt, erzählt er stolz.
Es sind jene Geschichten, die das Turnier seit Jahren besonders machen. Zwischen den beiden Tagen dienten die Familien der Heidingsfelder Spieler als Herberge für Spieler aus Hoffenheim, Augsburg und Prag. Und wer weiß, vielleicht war unter ihnen ein künftiger Fußball-Star.
Eine Außenseiterrolle mussten auch die Würzburger Kickers II annehmen. "Die Jungs haben sich gut präsentiert und lernen auch in der Niederlage", ordnete ihr Trainer Bertold Zugelder ein. In der Zwischenrunde gegen Excelsior Rotterdam schrammten die Kickers II an einer Sensation vorbei (2:3). "Interessant wird es für die Jungs, wenn sie in fünf Jahre lesen, wer es in die Premier League oder Bundesliga geschafft hat", findet Zugelder. Möglich, dass es Oliver Mayer vom FC Fulham ("Torhüter des Turniers") oder Maksim Naumann von der TSG Hoffenheim ("Spieler des Turniers") sind.
Fulhams Trainer zeigt sich beeindruckt von den Rahmenbedingungen
Achtbar schlug sich der Nachwuchs des FV 04 Würzburg gegen die Bundesliga-NLZ-Teams. Gegen Turniersieger FC St. Pauli gewannen die Blauen sogar in der Vorrunde (1:0). "Die Jungs haben auf diese zwei Tage seit Wochen hin gefiebert", erklärte ihr Trainer Carsten Lanik, dem mit der Mannschaft der Spagat zwischen Spaß und Ambition mit Platz 13 gelang. "Wir sehen uns als Gegenpart zu den Kickers mit ihrem NLZ", betonte Lanik. Mit der bis dato bärenstarken BOL-Saison ohne Punktverlust und ohne Gegentor müsse man sich nicht verstecken.
Selbstbewusst trat das NLZ-Team der Würzburger Kickers im eigenen Turnier auf und wurde Zehnter. Die Spiele der beiden Kickers-Mannschaften waren ob der Stimmung auf der Tribüne besonders am Samstag die Höhepunkte im Turnier. "Das ging richtig ab. Den Jungs gefiel das richtig gut", freute sich Trainer Kevin Hubrath. Beeindruckt war auch Fulhams Trainer Graham Mills. Hallenturniere in dieser Form gebe es in Großbritannien nicht, klärte er auf. Die Anreise per Flugzeug von London über Nürnberg nehme man dafür gerne in Kauf.
Fünf Stunden im Zug lagen hinter dem Nachwuchs des Schweizer Vorzeigeklubs FC Basel. "Es ist super organisiert hier, die Mannschaften sind stark, es sind viele Leute in der Halle und die Jungs können sich auf internationaler Ebene mit den Besten messen", erklärte ihr Trainer Stephan Lichtsteiner, der über 100 Länderspiele für die Schweiz bestritt und unter anderem mit Juventus Turin Erfolge feierte, zum gelungenen Turnier, bei dem Nachwuchskicker aus sechs Ländern zwei Tage lang dem Publikum die schönste Seite des Fußballs zeigten.
Halbfinale: RB Leipzig – FC St. Pauli 2:3 (7m), Austria Wien – Karlsruher SC 3:0. Endspiel: FC St. Pauli – Austria Wien 1:0.