
Es ist ein ganz besonderes Vater-Sohn-Treffen in der Fußball-Bayernliga: Der Trainer und A-Lizenz-Inhaber Claudiu Bozesan (55) empfängt an diesem Samstag (18. September, 16 Uhr) mit dem TSV Abtswind (8./17 Punkte) den Würzburger FV (16./7) und damit seinen Sohn Fabio (20). Miteinander haben sie schon in einem Klub gestanden, vor Jahren bei den Würzburger Kickers, aber gegeneinander? "Das hatten wir noch nie", sagte Claudiu Bozesan in einem Gespräch mit dieser Redaktion vor rund einem Jahr. Seinerzeit war das Duell schon einmal angesetzt, dann fiel es der Corona-Pandemie zum Opfer.
Der frühere rumänische Profikicker, der seit langem in Würzburg wohnt, hat außer Fabio zwei weitere Söhne: Nino (27), der in den USA lebt und arbeitet, und Jan Nirsberger (34), der nach einigen höherklassigen Stationen in der zweiten Mannschaft der Kickers spielt.
Das Interview, das aufgrund der Spielabsage damals nicht veröffentlicht wurde, hat bis heute nichts von seinem Wert verloren. Vor dem Treffen am Samstag haben wir es Claudiu und Fabio Bozesan noch einmal vorgelegt. Vater und Sohn haben manche Stellen, die sich zum Beispiel auf die veränderte Situation ihrer beiden Klubs in dieser Saison beziehen, aktualisiert. Im Gespräch verraten sie, wie sie auf das Duell blicken, was sie aneinander schätzen und welche Rolle in dieser fußballverrückten Familie eigentlich Frau Bozesan spielt.
Claudiu Bozesan: Nein, nein. Ich freue mich immer, wenn mein Sohn ein Tor schießt. Aber am Samstag muss es nicht gerade sein.
Claudiu: Ich habe drei Söhne, die alle Fußball spielen, aber so eine Konstellation hatten wir noch nicht. Wir werden das professionell regeln und uns beide auf unsere Aufgabe konzentrieren. Wir wollen genauso wie der WFV gewinnen. So wie ich meinen Sohn kenne, wird er 100 Prozent geben. Für mich gilt dasselbe.
Fabio Bozesan: Die Konstellation ist schon ungewöhnlich, klar. Aber wenn das Spiel läuft, vergisst man es schnell. Ich gehe dieses Spiel an wie jedes andere und will natürlich in Abtswind gewinnen – egal, ob mein Vater nun dort Trainer ist oder nicht. Mit einer Niederlage würden wir im Abstiegskampf wieder drei wichtige Punkte verlieren und vor allem unsere Fans enttäuschen. Das wollen wir unbedingt vermeiden.
Fabio: Man macht ein paar Scherze, klar: Dass ich es vielleicht nicht zum Spiel schaffe und so. Aber groß geredet wurde darüber nicht.
Fabio: Als ich noch in der Jugend in Fürth spielte, war es extremer als heute. Dort musste ich immer mit dem Zug pendeln. In der U14 oder U15 war ich nicht vor 20 Uhr daheim, in der U17 dann erst um 22 Uhr. Jetzt trainiere ich weniger in der Woche als damals im Leistungszentrum.
Fabio: Ich denke, den hat jeder kleine Junge, der ins Leistungszentrum kommt. Man spielt dort jedes Wochenende gegen Bundesliga-Mannschaften und merkt, dass man mithalten kann. Da ist der Traum vom Profi immer im Hinterkopf.
Fabio: Ja, ich habe klar gefragt, wo er gespielt und was er erlebt hat. Das hat mich schon interessiert und begeistert. War schön zu hören.
Claudiu: Ach, das muss nicht unbedingt sein. Ich kenne ja die Gesetze des Profifußballs; ich weiß, wie schwer es ist, sich in diesem Geschäft durchzusetzen und Profi zu werden. Das ist ein langer und mühsamer Weg. Die Qualität muss passen, aber entscheidend sind der Wille und auch ein bisschen Glück. Das Leben geht auch ohne Fußball weiter.

Fabio: Ich bin natürlich mit dem Fußball aufgewachsen. Der Ball war immer dabei, und in der Familie gab es interne Fußballturniere.
Fabio: Ich würde sagen, mein großer Bruder Jan. Da war der Größenunterschied doch zu groß.
Claudiu: Die Fußball-Intelligenz. Er ist ein Instinktfußballer, sehr unberechenbar in seinen Aktionen, man weiß nie, was er mit dem Ball vorhat und was passiert. Durch seine Technik und sein Kombinationsspiel ist er auch sehr torgefährlich.
Claudiu: Ja, ganz schwer. Er erzielt nicht nur viele Tore mit dem Fuß, sondern ist auch noch sehr kopfballstark. In Fürth wurde er vier Jahre lang als Sechser ausgebildet. Als ich Trainer der Kickers war und wir in der U19 Probleme hatten, haben wir ihn als Zehner reingestellt. Er hat damals in der Bayernliga sehr viele Tore geschossen. Dabei ist es geblieben.
Claudiu: Seine Stärke ist das Spiel im Sechzehnmeterraum, das macht es so schwer zu verteidigen. Ich werde mir etwas einfallen lassen.
Fabio: Den Biss und den Kampfgeist, dieses Immer-gewinnen-Wollen und Nie-Aufgeben. Dass die Einstellung im Fußball höchste Priorität hat, habe ich von ihm gelernt.
Fabio: Dass er jedem Spieler weiterhelfen und ihn zu höchstem Niveau führen möchte. Mein Vater hat sehr lange sehr viele Jugendmannschaften trainiert und dort immer versucht, aus jedem das Potenzial herauszuholen. Er kann sehr gut mit jungen Spielern umgehen.

Fabio: Ich habe es zwei Jahre getan, in denen es gut gelaufen ist und ich mich sehr weiterentwickelt habe. Ich denke, ich könnte mich unter ihm noch einmal steigern.
Fabio: Ich habe ja auch für die Kickers gespielt, aber als die U23 dann unerwartet aufgelöst wurde, ergab sich die Möglichkeit, zum WFV zu wechseln.
Claudiu: Wichtig ist es, immer Gas zu geben und jedes Spiel mit der richtigen Einstellung anzugehen. Fabio ist ein Gewinner-Typ. Wenn die Leistung stimmt, kommt der Rest von alleine. Ich denke schon, dass er den Ehrgeiz von mir geerbt hat.
Claudiu: Schwieriges Thema. Ich will im Grunde jedes Spiel gewinnen. Das war auch so, wenn wir gegeneinander gekickt haben.
Fabio: Man wächst ja an Niederlagen und lernt damit umzugehen. Es kommt auch immer auf die Art der Niederlage an. Wenn wir als Mannschaft alles gegeben haben, ist es zwar schade zu verlieren, aber okay. Am meisten ärgere ich mich, wenn wir mit null Einstellung aufgetreten sind.
Claudiu: Ja, sie kann erkennen, ob wir gewonnen oder verloren haben; aber meistens weiß sie das Ergebnis schon vorher. Früher war sie bei jedem Spiel dabei, vor allem als die Jungs noch klein waren. Heute schaut sie nicht mehr so oft zu. Aber wir Männer konnten unsere Fußball-Leidenschaft nur ausleben, weil uns meine Frau immer unterstützt hat.
Claudiu: Er fährt bestimmt mit seiner Mannschaft.
Fabio: Genau, wie bei jedem anderen Auswärtsspiel auch.
Fabio: Ich denke 2:1 für den WFV.
Claudiu: Daheim wollen wir gewinnen. Mir würde ein 1:0 reichen. Wenn wir 2:1 gewinnen und mein Sohn ein Tor schießt, ist es für mich auch okay.