Alban Ramaj hat in seinen 13 Jahren als Profi acht Stationen quer durch ganz Deutschland hinter sich gebracht. „Überall habe ich viel dazugelernt“, sagt der gebürtige Kosovare am Tisch eines Italieners in der Ludwigstraße. Er wohnt ums Eck, Würzburg ist ihm immer Heimat geblieben.
Seit letztem Sonntag hat Ramaj eine neue fußballerische Aufgabe: Er will dem Landesligisten TSV Lengfeld (11./18), der am Sonntag (15 Uhr) zum nächsten Stadt-Land-Duell in Kleinrinderfeld (14./16) antritt, nach dem sommerlichen Umbruch helfen, weiter Tritt zu fassen. „Ich möchte mein Wissen an die jungen Spieler weitergeben. Das halte ich für ganz wichtig“, bekräftigt der 33-Jährige, der betont, dass Vater und Mutter ihm immer die größten Vorbilder gewesen seien.
Als Alban zweieinhalb Jahre alt war, ist seine Familie 1988 aus dem späteren Kriegsgebiet im Kosovo nach Würzburg gekommen. „Wir hatten nichts – und trotzdem haben meine Eltern mit ihren fünf Kindern hier etwas aufgebaut.“ Ramaj kann sich noch gut erinnern, als er schon als kleiner Junge die wenigen Meter vom Wohnhaus zum Training beim Würzburger FV gelaufen ist – mit einer großen Tasche auf dem Rücken. Er hat alle Jugendteams bei den Zellerauern durchlaufen – und wurde schließlich von Michael Hochrein in die erste Mannschaft eingebaut. Jener Hochrein, der heute Trainer in Lengfeld ist. „Michael hat trotz meines jungen Alters auf mich gesetzt. Ich habe es ihm mit Toren zurückgezahlt“, erinnert sich Ramaj.
So steuerte der technisch versierte Offensivspieler 29 Treffer zum Aufstieg in die damals eingleisige Bayernliga bei. Der WFV war für ihn das Sprungbrett zum Profi, die U 23 des TSV 1860 München die nächste Station. Dort kickte er mit Akteuren, die teilweise heute noch in der Bundesliga spielen – oder trainieren, zum Beispiel Julian Nagelsmann. Doch die Konkurrenz bei den Sechzigern war letztlich zu groß.
Ramaj zog weiter zu Energie Cottbus. Auch dort spielte er für die Reserve in der seinerzeit noch drittklassigen Regionalliga. Mit einem Erstliga-Einsatz wurde es nichts. „Cottbus war mitten im Abstiegskampf. Da hat man eher nicht auf junge Spieler gesetzt“, sagt Ramaj, der mit der Zweiten hauchdünn die Drittliga-Qualifikation verpasste. Er blieb dennoch drittklassig – bei Kickers Emden. „Es war dort ein richtig gutes Jahr. Doch auf der Abschlussfahrt auf Mallorca haben wir erfahren, dass der Verein pleite war“, berichtet der Beidfüßer.
Immer wieder musste er sich von solchen Rückschlägen erholen, oft auch von Verletzungen. „Ich bin oft hingefallen, aber immer wieder aufgestanden“, sagt Ramaj und fügt an: „Ich hab immer an mich geglaubt.“ So folgte auf Emden seine sportlich erfolgreichste Zeit in Aue. Erst gelang der Zweitliga-Aufstieg, dann sorgten die Sachsen auch eine Klasse höher für Furore.
„Das ganze Erzgebirge hat von der Bundesliga geträumt.“ Am Ende war Aue Fünfter. „Höhepunkt war das Gastspiel bei Hertha BSC, wo uns bestimmt 10 000 Fans ins Olympiastadion begleitet haben“, sagt Ramaj, den wiederum Verletzungen zurückwarfen. So stand er nach einem Jena-Gastspiel plötzlich ohne Verein da – und landete schließlich im Winter bei den Würzburger Kickers nach deren Regionalliga-Aufstieg.
Doch die Ambitionen der Rothosen waren seinerzeit noch nicht ersichtlich, so dass es Ramaj erneut aus der Domstadt fortzog – diesmal zum FC 08 Homburg. Es folgte seine vorerst letzte Station beim SV Waldhof Mannheim. Dreimal in Folge verpasste er mit den Waldhöfern in der Relegation den Drittliga-Aufstieg, den Würzburger Kickers hingegen gelang er. „Ich habe mich zwischenzeitlich mal mit Bernd Hollerbach getroffen und wäre noch einmal zu den Kickers gegangen. Doch dazu kam es nicht“, sagt Ramaj. So beendete er im Sommer 2018 bei Waldhof seine Karriere – und kehrte dann nach Würzburg zurück.
„Ich habe Marc Reitmaier beim WFV inoffiziell ein wenig im Training unterstützt“, berichtet der gelernte Automobilkaufmann. „Fußballerisch wollte ich nach so vielen Jahren mal auf andere Gedanken kommen.“ Ramaj hat die Rechnung ohne Hochrein gemacht, der ihn schon seit längerem bekniet. „Irgendwann habe ich nachgegeben“, erzählt der Routinier. Nun sei er wieder voll dabei. „Ich bin noch genauso ehrgeizig und torhungrig wie früher.“ Kleinrinderfeld wird?s nicht freuen.
Landesliga-Spielplan
Samstag, 19. Oktober, 16 Uhr:
TG Höchberg – TSV Unterpleichfeld
Sonntag, 20. Oktober, 15 Uhr:
ASV Rimpar – FC Geesdorf
TSV Kleinrinderfeld – TSV Lengfeld