Nicht nur ein wenig wundert sich Denis Wucherer schon. „Dass Sakarya erst ein Spiel und das ausgerechnet gegen uns gewonnen hat, verstehe ich nicht wirklich“, sagte der Cheftrainer von Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg noch am Samstagabend nach der dritten Niederlage im vierten Bundesliga-Heimspiel gegen Braunschweig. Mit 69:79 (41:45) unterlagen die Baskets vor drei Wochen den Türken – die einzige Niederlage der Würzburger auf internationalem Parkett in dieser Runde bislang. Weshalb sie auch als Tabellenführer der Gruppe A des Europe-Cup-Wettbewerbs am Dienstag an den Bosporus geflogen sind.
Der mittwochtägliche Gastgeber, nach der Provinz Sakarya in der Marmara-Region östlich von Istanbul benannt, hatte in der Liga nach dem Sieg in Würzburg sogar bei Efes Istanbul relativ souverän gewonnen. Das ist jene Mannschaft aus der türkischen Metropole, die am ersten EuroLeague-Spieltag dieser Runde den Bundesliga-Dominator Bayern München in der bayerischen Landeshauptstadt brutal abgewatscht hatte.
Die letzte Chance der Türken
Die Türken vom gleichnamigen Fluss Sakarya, nach dem die Provinz getauft wurde und die ihre Heimspiele in der knapp 270 000-Einwohnerstadt Adapazari austragen, verloren sowohl Heim- als auch Auswärtsspiel gegen die Holländer aus Leiden und sogar ihre Auswärtspartie bei den Rumänen in Oradea. Gegen diese Gegner waren die Würzburger allesamt siegreich bislang. Der Basketball gebiert manchmal merkwürdige und überraschende Ergebnisse – weshalb das Erstaunen von Baskets-Trainer Wucherer über Sakaryas ausbleibenden Siegen im Europapokalwettbewerb durchaus nachvollziehbar ist.
Die Partie gegen die Baskets ist also die letzte Chance der Türken, ihre Chance auf den Einzug in die zweite Gruppenphase zu wahren. Verlieren sie, sind sie draußen (unabhängig vom Ausgang der Parallelpartie) – und die Würzburger verlängern ihr internationales Dasein mindestens bis Ende Januar kommenden Jahres. Handelte es sich um Tennis, könnte man behaupten, die Partie sei der erste Matchball für die Unterfranken – so ist es halt der erste Freiwurf.
Um den auch zu verwandeln, sollten die Baskets einen Zahn zulegen gegenüber der Vorstellung gegen Braunschweig. Nach der vierten Niederlage im sechsten Ligaspiel, die vor allem dem schwachen Auftreten im ersten und dritten Viertel geschuldet war, fällte Wucherer ein klares Urteil: „Die ersten Fünf haben in dieser Konstellation nicht funktioniert und ihren Job nicht gemacht.“ Weshalb man nun also getrost davon ausgehen darf, dass der Trainer seine Startformation abermals ändern wird.
Im Hinspiel vor drei Wochen tat er das erstmals, nachdem er zuvor immer dieselben hatte beginnen lassen. Seitdem ist der Trainerstab der Baskets auf der Suche nach einer Anfangsformation, die nicht den Grundstein dafür legt, im Laufe der Partie eine Aufholjagd starten zu müssen – die Kraft und Konzentration fürs Ende raubt und deren Ausgang eben nicht zwingend immer happy endet (siehe Gießen, siehe Braunschweig).
Zwei große Problemfelder
So attraktiv das Offensivspiel der Baskets unter Wucherer im Vergleich zur jüngeren Vergangenheit teilweise ist und so stimmungsvoll spektakuläre Würfe und Treffer auch sein mögen – unübersehbar ist auch: Die Mannschaft hat immer wieder zumindest phasenweise enorme Probleme, in der Defensive stabil zu sein und sich in unmittelbarer Korbnähe durchsetzen zu können. „Uns gelingt es derzeit nicht, unsere Center so ins Spiel zu bringen, wie es nötig ist, und sie effektiv zu nutzen“, sagt Wucherer. Fallen dann die Würfe aus der Ferne nicht (wie etwa gegen Braunschweig), scheint es, als haben die Würzburger ein Problem damit, einen Plan B erfolgreich umzusetzen.
Ein Schlüssel zum Erfolg in der Türkei wäre in jedem Fall, Sakarya Aufbauspieler Toney Douglas aus dem Spiel zu kriegen. Der US-Amerikaner, der es in seiner Karriere immerhin auf 394 NBA-Einsätze gebracht hat, war im Hinspiel mit 20 Zählern wie so oft erfolgreichster Werfer seines Teams – und nicht nur deshalb maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Baskets leer ausgingen. Aber wie betont Wucherer gerne: „Wir freuen uns auf die internationalen Aufgaben, und sie sorgen auch dafür, dass die Mannschaft noch besser zusammenwächst und ihren Rhythmus findet.“
Das Europe-Cup-Spiel in Sakarya wird auf dem youtube-Kanal der Fiba live übertragen: www.youtube.com
Es fehlt ein Leader auf dem Spielfeld und auch einer der die Mannschaft mitreißen
kann. Man hätte vielleicht doch nicht alle wichtigen Spieler austauschen sollen.
Auch das Drumherum um die Bundesligaspiele müßte langsam einmal erneuert
werden.
Es droht schon wieder ein verkorkstes Jahr, nach dem x-ten Neuanfang.