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BASKETBALL: BUNDESLIGA
Erste Niederlage als Fingerzeig
„Nicht unverdient“, wie Baskets-Trainer Dirk Bauermann meinte, kassierte s.Oliver Würzburg in Braunschweig im sechsten Saisonspiel die erste Niederlage.
Erste Niederlage als Fingerzeig       -  Dirk Bauermann: „Wir haben einfach nicht genug angeboten, um auch das sechste Spiel zu gewinnen.“
Foto: Michael Täger, foto2press | Dirk Bauermann: „Wir haben einfach nicht genug angeboten, um auch das sechste Spiel zu gewinnen.“
Thomas Brandstetter
 |  aktualisiert: 25.08.2022 14:24 Uhr

Vorhin hat Dirk Bauermann lange auf sich warten lassen. Nun wartet er. Im Mannschaftsbus, der vor dem Südeingang der Volkswagen Halle in Braunschweig steht und die Entourage von Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg wieder in die Heimat kutschieren soll. Ganz vorne rechts sitzt der 59-jährige Cheftrainer. Die Beine hochgelegt auf die Stange, blickt er mit ernster Miene auf sein Handy-Display, während weit hinten im Bus Robin Benzing mit ein paar Kollegen diskutiert.

Man darf annehmen, auch über seinen letzten Wurf. Gut acht Meter vom Korb entfernt, stieg er in der letzten Spielsekunde erneut in die Höhe, zu seinem siebten Dreierversuch. Fünf Mal war die Kugel zuvor durch die Reuse gerauscht – diesmal klatschte das Spielgerät an den Ring. Und die Basketball Löwen Braunschweig durften sich darüber freuen, als erste Mannschaft in dieser Bundesligasaison s.Oliver Würzburg geschlagen zu haben. 73:71 (34:34) gewannen die Hausherren, „nicht unverdient“, wie Bauermann gesagt hat, auch wenn die Partie „andersherum hätte ausgehen können“.

 

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Von wegen Kontrolle der Bretter

Über 20 Minuten hat Würzburgs Trainer seine Mannschaft direkt nach der Partie offenbar ins Gebet genommen. So lange hat es jedenfalls gedauert, bis Bauermann zum ritualisierten Stelldichein mit den Medien nach der Partie erschienen ist. Sein Kollege Frank Menz hat sich die Wartezeit mit ein wenig Plaudern und dem Spielen mit einem kleinen Kind vertrieben.

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Das Wortduell der beiden ehemaligen Nationaltrainer – Bauermann hatte die deutsche Auswahl 1994 bei der WM in Toronto gecoacht sowie von 2003 bis 2011, Menz war von 2012 bis 2014 Bundestrainer gewesen – fiel dann nicht besonders ausschweifend aus. Braunschweigs Trainer sprach von einem „sehr sehr starken Spiel“ seiner Mannen, lobte die unterlegenen Gäste („so ein starkes Team“) und zeigte sich ein wenig überrascht darüber, dass die Hausherren das Parkett als Sieger verließen, obwohl „wir noch schlechter geworfen haben als Würzburg“.

Das mag nicht nur sein Gefühl gewesen sein – laut Statistikbogen jedoch hatten die Braunschweiger in dieser Partie, die gewiss nichts war für Basketball-Ästheten, eine um zwei Prozent bessere Trefferquote aus dem Feld als die äußerst mageren 40 Prozent der Gäste, die sogar auch das Rebound-Duell mit 45:34 eindeutig für sich entschieden. Von wegen wer die Bretter kontrolliert . . .

Noch nicht auf Augenhöhe mit Bayern und Bamberg

„Wir haben heute einfach nicht genug angeboten, um auch das sechste Spiel zu gewinnen“, sagte Bauermann, der sowohl mit seiner Defensive haderte – „da haben wir nicht den Zugriff gefunden wie in den ersten fünf Spielen. Wir waren zu wenig aggressiv, zu weit weg und zu wenig physisch“ –, als auch mit seiner Offensive: „Wie viele völlig freie Würfe wir heute nicht getroffen haben . . .“ Dennoch: „Diese Niederlage, auch wenn sie ärgerlich ist, ist kein Beinbruch, sie wird uns nicht umwerfen“, so Bauermann: „Wir sind nicht Bayern oder Bamberg, und auch wenn wir beide geschlagen haben, so heißt das nicht, mit ihnen auf Augenhöhe zu sein. Es ist noch ein weiter Weg dahin.“

Erste Niederlage als Fingerzeig       -  Der Würzburger Robin Benzing (links) und Scott Eatherton erzielten jeweils 29 Punkte.
Foto: Michael Täger, foto2press | Der Würzburger Robin Benzing (links) und Scott Eatherton erzielten jeweils 29 Punkte.

Einer, der die Baskets dorthin führen soll, Nationalmannschaftskapitän Robin Benzing, lieferte sich mit Braunschweigs Scott Eatherton ein kleines Scheibenschießen. Letztlich kamen beide auf 29 Punkte, wobei der Deutsche – fast schon lästig zu erwähnen – mal wieder alle seine acht Freiwürfe verwandelte. Seine robotergleiche Quote von der Linie in den ersten sechs Saisonspielen: 47 Würfe – 46 Treffer.

Robin Benzings sagenhafte Quote

Und auch wenn Benzing seinen Schnitt nun auf ziemlich sagenhafte 19,5 Zähler pro Partie geschraubt hat – der richtig heißlaufende Center Braunschweigs stand dem sechsten Saisonsieg der Baskets im Weg. „Wir haben Eatherton das Spiel seiner Karriere, zumindest dieser Saison ermöglicht“, meinte Bauermann, für ihn auch ein „Zeichen für mangelnde Physis und Aggressivität“, wobei er auch zugab: Eatherton, der zuvor gut 14 Zähler pro Partie erzielt hatte, war „aktiver als alle unseren Großen“.

Genau auf dieser Position haperte es im Baskets-Spiel: Anderson begann stark, erzielte seine sechs Punkte gleich zu Beginn und ging dann unter; er ist nach seiner in der Vorbereitung erlittenen Verletzung laut seinem Trainer „noch nicht fit“. Kapitän Kresimir Loncar, zuletzt aufgrund von Kniebeschwerden zweimal zum Zuschauen verurteilt, war bei seiner Rückkehr sichtlich „noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte“. Und Leon Kratzer habe das zwar „gut gemacht“, aber als zwanzigjährigem Rookie fehlt ihm natürlich noch Erfahrung.

Anderes Gesicht gegen Oldenburg

Dann wurde Bauermann noch ein wenig grundsätzlicher und wiederholte, was er schon nach dem überraschend gelungenen Saisonstart fast mantragleich zum Besten gegeben hatte: „Wir sind eine Mannschaft, die sich jeden Sieg hart erarbeiten muss, und das haben wir heute nicht ausreichend getan. Die Erwartung, dass wir Mannschaften wie Braunschweig auswärts einfach so schlagen, ist einfach falsch.

“ Einen Fingerzeig nennt der 59-Jährige die von vielen Anhängern sicherlich als Dämpfer empfundene erste Saisonniederlage, von der er allerdings auch glaubt, dass sie „uns für das Spiel gegen Oldenburg helfen wird“, wenn seine Mannschaft „vor allem defensiv definitiv ein anderes Gesicht zeigen wird“.

 
 
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