Die Würzburger Kickers hinken in dieser Fußball-Drittliga-Saison den Erwartungen hinterher. Woran liegt das? Wir suchen nach Erklärungen.
Inzwischen nicht mehr. Niemand sollte sich niemand darauf verlassen, dass - wie in den Vorjahren - die Rothosen in der Rückrunde zuverlässig punkten. Das Team ist nach zuletzt zwei Niederlagen verunsichert. "Die Zuschauer brauchen Geduld und Nachsicht", appelliert Kapitän Sebastian Schuppan vor dem Heimspiel gegen Viktoria Köln am Samstag (14 Uhr) an das Publikum. Die Begeisterung ist, das ist auch Schuppan aufgefallen, seit dem Saisonstart verloren gegangen. Das Verhältnis zwischen Mannschaft und Anhängern steht derzeit auf einer Probe: "Wie in jeder Beziehung können beide Seiten dazu beitragen, dass es besser wird."
Gut möglich! Nur ein Sieg gelang den Kickers in den letzten sechs Spielen. Das Formbarometer beim Gegner aus dem Rheinland zeigt freilich noch deutlicher nach unten. Neun Spiele wartet die Mannschaft von Trainer Pavel Dotchev, der mit Erzgebirge Aue und Hansa Rostock schon gegen die Kickers um Drittliga-Punkte spielte, bereits auf einen Dreier. Einen Zähler mehr als die Rothosen hat der Aufsteiger auf dem Konto. Aber Achtung! Die Viktoria hat den Top-Torjäger der Liga in ihren Reihen. Zwölf Tore gelangen Albert Bunjaku in 17 Saisonspielen. Der 36-jährige, einstige Bundesliga-Angreifer des 1. FC Nürnberg profitiert offensichtlich von seiner Erfahrung. Die Kickers wissen, auf wen sie am Samstag achten müssen: Bunjaku, Mike Wunderlich (neun Saisontore) und Simon Handle (sieben Saisontore) haben zusammen 28 von 31 Treffern erzielt.
Dafür gibt es derzeit kaum Argumente. Schon die Torbilanz spricht eine eindeutige Sprache. Nach nunmehr 17 Partien haben nur vier Mannschaften weniger Tore geschossen als die Kickers (24). Noch immer sind die Rothosen – inzwischen gemeinsam mit dem Vorletzten Großaspach – Drittliga-Spitzenreiter in Sachen Gegentore (36). "Wir haben am Anfang der Saison viel zu viele Gegentore bekommen", stellt Kapitän Schuppan fest: "Inzwischen haben wir uns etwas stabilisiert. Es war kein großer Schritt, aber einer kleiner." Die Kickers stehen völlig zurecht dort, wo sie derzeit in der Tabelle geführt werden. Dabei freilich darf man nicht vergessen: Die Abstände sind nach wie vor gering. Drei Siege aus den letzten drei Spielen 2019 und die Kickers sind plötzlich mehr als im Soll. Hoffnung macht den Anhängern die Rückkehr von Dominic Baumann. Der Stürmer könnte schon am Samstag nach seinem Knöchelbruch im August aufs Spielfeld zurückkehren.
Ja. 29 Spieler führen die Würzburger selbst als Mitglieder ihres Kaders auf. Zehn Akteure kamen in der Dritten Liga noch gar nicht zum Einsatz. Der Kader wirkt groß. In der Winter-Transferperiode wird es auch darum gehen, den einen oder anderen Spieler abzugeben. Wenn die Rothosen selbst noch einmal einen Akteur verpflichten, dann - so ist zu hören - als Vorgriff auf die nächste Spielzeit. Panikkäufe soll es nicht geben. Eine Lücke hat der Verkauf von Janik Bachmann kurz vor Saisonstart zum Liga-Rivalen nach Kaiserslautern gerissen. Trainer Schiele wollte zunächst Vize-Kapitän Daniel Hägele auf die Bachmann-Position ins defensive Mittelfeld versetzen. Deshalb wurde auch mit Lion Schweers ein weiterer Innenverteidiger verpflichtet, um Hägele dort zu ersetzen. Das Experiment ging nicht auf. Inzwischen bildet Hägele an der Seite von Schuppan wieder das aus der vergangenen Saison bekannte Abwehrduo. Und neben Schweers müssen sich auch die gelernten Innenverteidiger Leroy Kwadwo, Hendrik Hansen, Johannes Kraus und Kevin Frisorger erst einmal hinten anstellen oder auf eine andere Position umschulen.
Nein. Vincent Müller musste das Training am Mittwoch zwar mit einem dicken Knie abbrechen. Sein Einsatz für die Partie am Samstag ist fraglich, schließlich konnte er am Donnerstag nicht trainieren. Doch es gibt leichte Entwarnung. Das Knie ist geprellt, die Bänder sind heil geblieben. Müller wird schon bald wieder im Kasten stehen und Trainer Schiele hat Recht, wenn er mit Blick auf Müllers Leistung bei der 0:1-Niederlage in Rostock feststellt: "Er spielt derzeit auf Top-Niveau." Müller ist erst einmal die unbestrittene Nummer eins. Eric Verstappen könnte am Samstag eine neue Bewährungschance bekommen. Eine neue Diskussion über die Rangfolge dürfte es vorerst aber nicht geben.