Die Pressekonferenz nach dem 1:1 (1:1) des FC Würzburger Kickers gegen die SG Sonnenhof Großaspach war schon zu Ende, da fragte Rothosen-Trainer Michael Schiele in die Runde, was das Ergebnis denn nun für die Tabelle der Dritten Liga bedeute. Einen Rang abgerutscht auf Platz sechs sind die Kickers am Wochenende. „Das ist doch super. Wenn man das im November gesagt hätte, wären alle zufrieden gewesen“, sagte der Kickers-Coach und erinnerte daran, dass die Würzburger im Herbst mal Letzter gewesen waren.
Das sagen die Fans nach dem letzten Heimspiel
Es ist halt immer eine Frage der Sichtweise. Insgeheim hatten sie bei den Kickers, das hatten sie in den letzten Tagen zugegeben, in diesem Frühjahr sogar noch vom Wiederaufstieg in die Zweite Bundesliga geträumt. Emanuel Taffertshofer und Sebastian Neumann wären dann womöglich geblieben, hieß es. Nun aber wurde das Duo verabschiedet. Genauso wie Marco Königs, Franko Uzelac und Felix Müller. Vor dem Spiel ganz offiziell und nach der Partie mit viel Applaus von den Rängen.
Ein gerechtes 1:1
Das waren die emotionalen Momente an einem Nachmittag, der für die Zuschauer am Dallenberg nach einer richtig flotten Anfangsphase mit dem fein herausgespielten 1:0 von Orhan Ademi nicht mehr allzu viel Aufregendes bereithielt. Und das obwohl die Hausherren nach einer frühen Roten Karte für Sandhausens Julian Leist (9., Notbremse) mehr als 80 Minuten in Überzahl spielten. Nachdem die Gäste mit ihrer ersten Chance gleich zum Ausgleich getroffen hatten (31.), fiel den Kickers nicht mehr allzu viel ein. Am Ende war das Remis – angesichts einiger Großaspacher Konterchancen – ein alles in allem gerechtes Resultat.
Die Pressekonferenz im Video: mmerhin, die Serie hält
Nun war die Stimmung am Samstag aber nicht mehr dazu angetan, an diesem recht uneffektiven Heimauftritt der Kickers herumzukritteln. Es ging am letzten Heimspieltag ums Große und Ganze, um das was war und was vielleicht kommt. Immerhin habe ja die Serie von zwölf Heimspielen in Serie ohne Niederlage gehalten, freute sich Schiele. Seit er vom Interims- zum Cheftrainer befördert wurde, haben er und sein Team am Dallenberg nicht verloren.
Die Sehnsucht nach der zweiten Liga
„Wir können stolz sein“, sagte mit Taffertshofer ein Spieler, der bei seinem Abschied aus Würzburg nach zweieinhalb Jahren schon so etwas wie Melancholie verspürte: „Ein tolles Gefühl“ sei es gewesen, vom Publikum beim letzten Heimspiel gefeiert zu werden. Am Ende freilich war die Sehnsucht nach der zweiten Bundesliga so groß gewesen, Würzburg in Richtung Sandhausen zu verlassen. „Es war klar, dass ich in die zweite Liga will. Da war ich immer offen und ehrlich. Gerne hätte ich diesen Schritt mit den Kickers geschafft. Als dann klar war, dass wir es nicht schaffen, war klar, dass ich wechseln werde“, berichtete Taffertshofer.
Spielerstimmen im Video: Emotionen nach dem letzten Heimspiel
Fünf Spieler wurden am Samstag vom Verein verabschiedet. Für Joannis Karsanidis hatten die Fans ein Transparent vorbereitet. Mit ihm planen sie am Dallenberg nämlich genauso wenig wie mit dem zu Regionalligist Flensburg ausgeliehenen Marvin Kleihs und Björn Jopek. Doch das Trio hat laufende Verträge. Die Kickers schaffen Platz im Kader, der nächste Saison kleiner sein wird. Das hatte Trainer Schiele bereits vor ein paar Wochen angekündigt.
Investition in den Sturm?
Investieren die Rothosen dafür in einen richtig guten Stürmer? Nicht nur treffsicher, sondern auch erfahren soll der sein. „Er müsste auch eine Führungsrolle übernehmen“, sagte Schiele über sein Anforderungsprofil. Vieles spricht dafür, dass Adriano Grimaldi (27 Jahre), der bei seinem letzten Heimspiel für Liga-Kontrahent Münster (3:0 gegen Lotte) einen Doppelpack erzielte, tatsächlich ein ernsthafter Kandidat ist. Allzu viele Drittliga-Angreifer dieser Kategorie sind im Sommer nicht ablösefrei auf dem Markt.
Schon vor dem letzten Saisonspiel beim insolventen Absteiger in Erfurt geht bei den Kickers der Blick voraus. Das Ziel „Aufstieg“, so betont Schiele, werde bei den Kickers niemand in den Mund nehmen. „Wir wollen so weitermachen wie in der Rückrunde und dann schauen wir, wo es hingeht“, sagte Fabio Kaufmann nach der Partie. Der Flügelspieler trug Zivilklamotten. Nachdem er unter der Woche einen Vertrag bis 2019 unterschrieben hat, war er einer der zwei Spieler, die die Kickers-Pressestelle nach dem 1:1 zum Journalistengespräch geschickt hatte, obgleich er verletzt pausiert hatte. Die Fans feierten die Vergangenheit, die Spieler, die gehen. Die Zukunft am Dallenberg müssen andere Akteure bestreiten.