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FUßBALL
Einen Fußballgott gibt es nicht
Als Christen und Kickers-Fans engagiert. Der Fanklub Wengert FC organisiert zum Beispiel einen Fahrservice für Rollstuhlfahrer. Das Bild zeigt (von links) Tobias Bernhard, Leonard Zenke, Gregor Sandler und Bruno Franken vor dem Heimspiel gegen Lotte.
Foto: Frank Scheuring | Als Christen und Kickers-Fans engagiert. Der Fanklub Wengert FC organisiert zum Beispiel einen Fahrservice für Rollstuhlfahrer.
Frank Kranewitter
 |  aktualisiert: 02.04.2019 13:59 Uhr

Die Frage nach dem Fußball-Gott stellt sich für Bruno Franken und Gregor Sandler überhaupt nicht. „Den gibt es nicht“, sagt Sandler überzeugt. Für einen Kickers-Sieg beten, das käme ihnen nicht in den Sinn: „Das könnten die Anderen ja auch tun“, so Franken: „Wie soll Gott sich dann entscheiden?“ Warum also überhaupt ein christlicher Fanklub der Würzburger Kickers? Die Antwort ist für Franken, eines von derzeit neun Mitgliedern beim Wengert FC klar: „Weil Fußball mehr ist als das Geschehen auf dem Spielfeld.“ Den Namen Wengert haben sie sich gegeben, weil sie sich als Arbeiter im Weinberg des Herren verstehen.

Sie sind keine eingefleischten Rothosen-Anhänger, keine Fans von Kindesbeinen an, das geben Sandler und Franken ohne Umschweife zu. Der Erfolg, der Aufstieg in den Profifußball hat sie neugierig werden lassen auf den Klub vom Dallenberg. Als die Kickers Freiwillige suchten, die Aufgaben an Spieltagen übernehmen, meldeten sich Franken, der zwar in Veitshöchheim wohnt aber anders als es der Name vermuten lässt eigentlich aus dem Ruhrgebiet stammt. Er übernahm ehrenamtlich die Betreuung der Rollstuhlfahrer und ihrer Begleiter. „Da ist mir aufgefallen, dass es für VIPs einen Fahrdienst gibt, die Rollstuhlfahrer aber zum Teil alleine den Dallenberg hochrollen mussten. Ich fand das sollte sich ändern.“ Und Franken ist ein Mann der Tat. Der Bus, den er im Internet erstand funktioniert er seither an Spieltagen zum Taxi für die Rollstuhlfahrer um. „Bei den Kickers hab ich mit meiner Idee offene Türen eingerannt“, erzählt er. Der Drittligist unterstützt den Wengert FC. Einen anderen Teil der Kosten tragen Sponsoren.

Schließlich haben Franken, Sandler und ihre Mitstreiter immer wieder neue Ideen. Im nächsten Jahr wollen sie regelmäßig Kindfern aus sozial schwachen Familien einen Stadionbesuch ermöglichen. Dafür arbeiten sie mit dem Verein Lighthouse zusammen. „Wer neue Ideen hat, ist willkommen“, sagt der Würzburger Sandler und stellt klar: „Wir verlangen auch keinen Taufschein und sind offen für jedermann.“ Die Religionszugehörigkeit spiele keine Rolle.

Letztlich gehe es auch bei ihnen, wie bei anderen Fanklubs darum „mit Gleichgesinnten Spaß zu haben und Freundschaften zu pflegen. Nur schauen wir eben auch noch nach links und rechts und schauen, wo wir uns in diesem Umfeld engagieren können.“ Und so komme man gerade beim Fußball auch mit ganz verschiedenen Menschen in Kontakt: „Der Fußball vereint die ganze Welt. Da trifft sich alt und jung, arm und reich. Das macht den Reiz aus. Und wir kommen durch unser Engagement eben auch mit vielen verschiedenen Gruppen in Kontakt. Da sind neue Freundschaften entstanden“, erzählt Sandler.

Fanklubs, die christliche Werte ins Stadion tragen wollen, gibt es inzwischen bereits bei vielen Vereinen. In Hamburg beispielsweise, wo sich die Fanklub-Mitglieder als Sozialarbeiter im Fanblock verstehen, bei Drogen- und Alkoholproblemen helfen wollen. „Bei uns ist die Lage eine andere. Man muss ja kein Problem suchen, dass wir bei den Kickers nicht haben. Wir haben deshalb einen anderen Ansatz gewählt“, sagt Sandler.

Aber wie passen christliche Werte und das harte Fußballgeschäft überhaupt zusammen. „Dass im Berufssport solche Werte nur bedingt gelten“, ist Franken klar, aber davon müsse man sich ja nicht jeden Spaß verdrießen lassen: „Wir haben trotzdem die Freude am Spiel.“ Und wenn dann erst einmal der Ball rollt, dann unterscheidet den Wengert FC freilich auch kaum noch etwas von einem anderen Fanklub. „Wir sind keine Edelmenschen“, sagt Franken: „Da wird genauso geflucht, wie überall im Stadion.“

 
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Kommentare
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  • R. M.
    Ein super Engagement und ein Gewinn für Kickers! Das Banner des Wengert-Fanclubs kennt jeder, der zu den Spielen geht.
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  • M. K.
    Wenn christliche Werte "nicht passen" müssen sie erst recht in diesen Bereich getragen werden. Ich finde toll, was ihr macht.
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