Für Trainer Matthias Obinger war das 28:27 (13:11) der DJK Rimpar Wölfe über den VfL Bad Schwartau zum Jahresauftakt ein Ausrufezeichen. Für seinen Rückraumspieler Patrick Schmidt war der Sieg des Tabellenvierten über den Fünften im letzten Spiel der Hinrunde eine Ansage. „Definitiv“, antwortete der achtfache Torschütze auf die Frage, ob die Konkurrenz die vielversprechende Vorstellung dahingehend werten dürfe, dass das Wolfsrudel weiter oben mitmischen wolle. Dann hielt er kurz inne und ergänzte in vermeintlich beiläufigem Plauderton, tatsächlich aber mit der Angriffslust, die er zuvor bereits auf dem Parkett ausgestrahlt hatte: „Die Leute sollen einfach zu uns kommen. Wir bieten hier was. Und wer weiß, was wir dieses Jahr noch zu leisten imstande sind.“
Schmidt bleibt bis 2019 ein Wolf
1913 Zuschauer waren am Samstagabend in die s.Oliver Arena gekommen, so viele wie noch nie in dieser Saison. Erfolg macht eben sexy. Und was sie geboten bekamen! Eine Vertragsverlängerung mit dem Publikumsliebling. Ein gutklassiges und bis zuletzt umkämpftes Verfolgerduell um die Aufstiegsplätze inklusive dem direkten Vergleich der beiden besten Torhüter der zweiten Handball-Bundesliga. Und sogar eine ehemalige Sprint-Welt- und Europameisterin unter ihnen.
Doch der Reihe nach. Bereits vor dem Anpfiff verkündete Geschäftsführer Roland Sauer die erste freudige Nachricht für die Fans der Wölfe: Patrick Schmidt wird mindestens bis Sommer 2019 das Trikot der Rimparer tragen. Der 24-Jährige verlängerte seinen Vertrag vorzeitig um zwei weitere Jahre. „Paddi“, wie er genannt wird, hat nie einen Hehl daraus gemacht, irgendwann in der Ersten Liga spielen zu wollen. Offenbar glaubt er daran, diesen Weg gemeinsam mit den Wölfen gehen zu können.
Der Handball, den er und sein Team gute 50 Minuten lang gegen Bad Schwartau zeigten – ein Gründungsmitglied der Eliteklasse, das mittelfristig auch dorthin zurückstrebt –, ließ jedenfalls keinen Zweifel daran aufkommen, dass die Grün-Weißen mit ambitionierter Attitüde in die zweite Saisonhälfte starten. Für die Kirsche auf der Sahne der Torte, die die Rimparer ihren Zuschauern bis dahin mit einer spielerisch wie kämpferisch starken Leistung serviert hatten, sorgten Benjamin Herth und Max Bauer mit einem Doppelkempa. Spielmacher Herth passte auf den von Rechtsaußen in den Siebenmeteraum springenden Bauer, der den Ball in der Luft fing und sofort wieder auf den über die Mitte in den Kreis hereinsegelnden Herth zurücklegte. Der versenkte die Kugel im Flug im gegnerischen Tor zum 26:21 (52.) und riss das Publikum von den Sitzen.
Katrin Krabbe im Publikum
Bestimmt auch Bauers Mama Britta, die mit ihrer Freundin Katrin Krabbe in der Halle war, der Mutter von VfL-Spieler Bruno Zimmermann und Sprint-Doppel-Weltmeisterin von 1991 über 100 und 200 Meter. Die Frauen, beide einst erfolgreiche Leichtathletinnen, hatten sich nach ihren Sportkarrieren aus den Augen verloren und erst vor ein paar Jahren bei einem Sichtungslehrgang ihrer Söhne wiedergetroffen. „Seither sind wir unzertrennlich“, erzählte die heute 47-Jährige Krabbe später, die Anfang 2016 ihre Beziehung mit Bob Hanning publik gemacht hatte, dem Vizepräsidenten des Deutschen Handballbundes. Daran änderte auch Rimpars Sieg nichts – selbst Krabbe nannte ihn verdient.
Vorausgegangen war nach der bis zum Ende währenden Führungsübernahme der Wölfe in der zehnten Minute und einem 4:0-Lauf von 2:4 auf 6:4 eine enge erste Halbzeit. Dabei setzten vor allem die beiden Halblinken die Akzente. Auf Seite der Gastgeber war es der viermal erfolgreiche Benedikt Brielmeier, auf Seite der Gäste Oliver Milde, der all seine sechs Tore vor der Pause erzielte (13:11, 30.).
Nach dem Seitenwechsel bauten die Grün-Weißen ihren Vorsprung bis auf sechs Treffer aus (25:19, 50.). Sie spielten im Angriff variabler, agierten in der Abwehr zupackender und wirkten hungriger als die Marmeladenstädter. „Rimpar hat mehr investiert“, gestand auch VfL-Trainer Torge Greve ein, der ohne seine etatmäßigen Linkshänder Rickard Akermann (verletzt) und Antonio Metzner (Grippe) im rechten Rückraum zum Improvisieren gezwungen war. Obinger hatte auf seinen ebenfalls an Grippe erkrankten Kreisläufer Jan Schäffer verzichten müssen. Doch Julian Bötsch verrichtete vorne wie hinten Schwerstarbeit. Und so sah zehn Minuten vor Schluss alles danach aus, als würden die Wölfe die Bad Schwartauer noch vor der Übernachtung auf Platz drei der Tabelle abfrühstücken.
Brustmann Sieger im Torwartduell
Doch dann folgte eine unnötig spannende Schlussphase, „über die noch zu sprechen sein wird“, wie der DJK-Coach ankündigte: „Da haben wir das Abwehrspielen auf der Mittelposition eingestellt“, ärgerte sich Obinger darüber, dass am Ende „noch das Glück strapaziert“ werden musste. Der bullige Gäste-Toptorjäger Jan Schult, in Halbzeit eins auf der ungewohnten halbrechten Seite noch blass, traf in Durchgang zwei acht Mal von der Spielmacherposition. „Gegen ihn haben wir viel zu passiv verteidigt“, kritisierte der Oberwolf. Durch hektische und halbherzige Aktionen auch in der Offensive brachten die Unterfranken die Nordlichter noch mal ins Rennen – in der 58. Minute waren diese nach einem 4:0-Lauf auf 26:27 dran. Erst als Steffen Kaufmann den 28.Treffer für seine Farben markierte, war der 13. Saisonsieg perfekt.
Weniger spannend verlief indes das Duell der beiden besten Torhüter der Liga. Dabei stahl die Nummer zwei aus Rimpar, Max Brustmann, der Nummer eins aus Bad Schwartau, Dennis Klockmann, klar die Show. Während „The Wall“ 14 Bälle hielt, wurde Klockmann nach 48 Minuten und nur sechs Paraden zwischenzeitlich sogar ausgewechselt.
Nächsten Samstag gibt es noch eine Hausaufgabe zu erledigen. Dann gastiert der Wilhelmshavener HV im Wolfsrevier. Und der weckt in dieser Saison aufgrund der unschönen Hinrundenniederlage an der Nordsee bisher nur ungute Erinnerungen. Eine umso bessere Gelegenheit also für die Rimparer, auch ein Ausrufezeichen hinter die eigene Kampfansage zu setzten – und den Leuten, die kommen, wieder was zu bieten.
Wolf des Tages
Patrick Schmidt #17Drehte zeitweise richtig auf und wirkte dabei wie ein ausgehungerter Wolf: mit unersättlichem Drang zum Tor. War mit acht Treffern dann auch erfolgreichster Werfer im Rudel.
Die Statistik des Spiels
Rimpar: Brustmann (1.- 60.), Wieser (bei einem Siebenmeter) – Kraus 1, Schmitt, Schömig 1, Böhm, Bötsch 4, Schmidt 8/2, Kaufmann 5, Siegler, Bauer, Brielmeier 4, Herth 4, Sauer 1.Bad Schwartau: Mallwitz (49.-53.), Klockmann (1.-48. und 54.-60.) – Glabisch 7/5, Milde 6, Hansen 2, Ranke 2, Zimmermann, Waschul 1, Schult 8, Damm, Fuchs, Wischniewski, Schlichting, Bruhn 1, Claasen.
Spielfilm: 2:2 (6.), 2:4 (8.), 6:4 (12.), 7:4 (17.), 9:6 (18.), 9:8 (23.), 13:11 (HZ), 16:12 (35.), 20:15 (42.), 25:19 (50.), 27:23 (54.), 27:26 (58.), 28:27 (Endstand).
Siebenmeter: 2/2 : 5/5.
Zeitstrafen: 6:5.
Schiedsrichter: Baumgart/Wild.
Zuschauer: 1913.