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Handball: Zweite Bundesliga Männer
Eine hochprozentige Mischung
Der mittelalte Whiskey und der junge Wein – oder: Max Brustmann (hinten) und Konstantin Madert, das berauschende Duo im Tor der Rimparer Wölfe.
Foto: Konstantin Madert | Der mittelalte Whiskey und der junge Wein – oder: Max Brustmann (hinten) und Konstantin Madert, das berauschende Duo im Tor der Rimparer Wölfe.
Natalie Greß
 |  aktualisiert: 22.08.2022 16:42 Uhr

Wenn Max Brustmann mit seinen 32 Jahren unter den Torhütern der Whiskey ist, mit dem er sich gerne vergleicht, weil er immer besser wird, je mehr er altert und reift, dann ist Konstantin Madert mit seinen 26 – „die Apfelsaftschorle“. Sagt Max Brustmann und grinst breit. Oder eher ein leicht gegorener Most. Oder eben „ein noch junger Wein“, meint Konstantin Madert selbst und muss auch schmunzeln. Zusammen ergeben die beiden Keeper der DJK Rimpar Wölfe auf jeden Fall eine hochprozentige Mischung an Paraden in der Zweiten Handball-Bundesliga.

Brustmann zählt dort auch in dieser Saison mit einer Quote von durchschnittlich 44 Prozent gehaltenen Bällen aus dem Feld und knapp 40 Prozent vom Siebenmeter regelmäßig zu den Top Fünf; Madert führte das Torwart-Ranking nach seinem ersten und bislang einzigen Einsatz über 60 Minuten im Heimspiel gegen TuSEM Essen mit insgesamt 19 Paraden prompt an.

Gemeinsam im Hotelzimmer

Ihr Trainer Jens Bürkle ist voll des Lobes über die beiden: „Max und Konsti sind eine unserer wenigen Konstanten. Wir haben bisher in jedem Spiel starke Torhüterleistungen gesehen.“ Vor allem Brustmann, in Rimpar „The Wall“ – die Wand genannt, hat aufgrund seiner Mehrzahl an Einsätzen wesentlichen Anteil am aktuellen Erfolg des Tabellenzweiten, der auch nach elf Siegen bei einer Niederlage immer noch unglaublich anmutet. „Für mich ist seine Leistung ein Ansporn“, sagt Konstantin Madert über die nominelle Nummer eins. „Natürlich hätte ich riesige Lust, auch öfter und mehr zu spielen, aber hier geht's ums Team. Wenn's läuft, dann läuft's – und im Moment läuft's mit Max. Alles super also. Wenn ich wieder eine Chance bekomme, werde ich versuchen, sie zu nutzen.“

Dass er darauf nicht mehr ewig wird warten müssen, davon geht zumindest sein Kollege aus. „Über kurz oder lang wird Konsti sicher mehr zum Einsatz kommen, wir brauchen ja beide Spielpraxis“, sagt Max Brustmann. Vielleicht bekommt der 26-Jährige ja schon an diesem Samstag gegen Hüttenberg seine nächste Chance. Er selbst habe kein Problem damit, auch mal auf der Bank zu sitzen, versichert Brustmann, und um seine Mundwinkel zuckt es wieder verräterisch – „solange Konsti gut hält, und wir gewinnen“.

Humor scheint eine der Ebenen zu sein, auf der sich die Keeper treffen und „gut verstehen“, wie sie betonen. Am vergangenen Wochenende teilten sie nach dem Auswärtssieg in Henstedt-Ulzburg das Hotelzimmer – freiwillig. Naturgemäß ist ihr Verhältnis zueinander ein anderes als das zwischen den Ur-Rimparern Max Brustmann und Markus Leikauf, die sich seit Jahren kennen. Der 21-jährige Nachwuchstorwart Leikauf, der zum erweiterten Kader gehört und bei den Jungwölfen in der Bayernliga Spielpraxis sammelt, nannte sein Vorbild mal eine Art „großer Bruder“. Konstantin Madert, erst seit Weihnachten 2013 bei den Wölfen, begegnet Max Brustmann mehr auf Augenhöhe, auch im wörtlichen Sinn: Er ist mit 1,93 Metern nur einen Zentimeter kleiner. Voneinander lernen können beide. „Der Max, der hat im Tor so eine ganz eklige Ruhe in der Aktion, die ich bewundere. Da bin ich noch um einiges angespannter“, sagt der Blonde über den Brünetten. Und umgekehrt hört man: „Der Konsti, der gibt in jedem Training alles, ist immer mit 100 Prozent Einsatz dabei. Davon kann ich mir was abschauen.“

Vor einem knappen Jahr wechselte der gebürtige Detmolder vom norwegischen Erstligisten Follo HK nach Rimpar, wo er mit Markus Leikauf den damals verletzten Max Brustmann ersetzte. „Mir geht's super hier. Das Team, der Trainer, mein Job – alles ist perfekt“, versichert Konstantin Madert, der als Scrum Master beim Wölfe-Sponsor HandyGames beschäftigt ist. Klingt, als würde er gerne noch länger bleiben als diese Saison, an deren Ende sein Vertrag ausläuft.

Selfies und die Mannschaftskasse

Nach außen hin ist der 26-Jährige sogar so etwas wie das Gesicht der Wölfe geworden. Woche für Woche fotografiert er sich und seine Teamkollegen nach Siegen in den Handballkabinen der Republik und postet die Selfies auf Facebook. Die Idee zu der Aktion hatte sein bester Freund, der Kommunikationsmanagement in Hannover studiert. Dass sie aufgrund der vielen Erfolge geradezu ein Paradebeispiel für virales Guerilla-Marketing werden würde, damit war nun nicht zu rechnen. Inzwischen gibt es Fans, die direkt nach einem Sieg ein neues Selfie fordern.

Auf fast allen Bildern bisher vergebens suchten die Anhänger Max Brustmann. Er fehlt darauf jedoch nicht aus Versehen, sondern aus gutem Grund: „Als Lehrer möchte ich im Internet nicht oben ohne, feiernd und mit einem Bier in der Hand zu sehen sein, das fände ich doch fehl am Platz“, begründet er und räumt den Verdacht aus, er wolle sich womöglich um die fünf Euro drücken, die jeder Rimparer in die Mannschaftskasse zahlen muss, sobald er auf einem Foto in der Presse zu sehen ist oder sein Name in der Überschrift eines Artikels steht. Schließlich kommt das Geld am Saisonende wieder dem ganzen Team zugute – bei der traditionellen Abschlussfahrt nach Mallorca.

Konstantin Madert hat in dieser Saison schon ein stolzes Sümmchen in die Kasse eingezahlt. Hiermit ist nun auch Max Brustmann fällig. Für diesen Artikel nämlich fotografierte sein Kollege sie beide beim Training. Motto: Mittelalter Whiskey trifft jungen Wein – oder: ein berauschendes Duo im Tor der Rimparer Wölfe.

DJK Rimpar Wölfe – TV 05/07 Hüttenberg (Samstag, 20 Uhr, Dreifachsporthalle)

Wölfe gegen einen Ex-Wolf – das heißt DJK Rimpar (2./22:2) gegen TV Hüttenberg (17./6:18). Wenn beide Mannschaften an diesem Samstag aufeinandertreffen, dann gibt es wieder ein Wiedersehen zwischen den Grün-Weißen und ihrem früheren Publikumsliebling Patrick „Paddi“ Schmidt. „Ich freu' mich drauf“, sagt der Spielmacher des TVH und erinnert an zwei offene Rechnungen: „In der letzten Saison haben wir beide Spiele gegen Rimpar verloren, in dieser bisher nur sechs Punkte – wir sind also heiß.“ Lachend fügt er hinzu: Außerdem habe ich auch schon viele Spiele in der Halle gewonnen.“ Selbstvertrauen getankt haben die Hessen zuletzt gegen den TV Großwallstadt, Schmidts anderen Ex-Verein. Nachdem sie zur Halbzeit noch 11:17 zurücklagen, ließen danach nur noch fünf Gegentreffer zu und gewannen am Ende mit 23:22 – dank eines Last-Minute-Tors von Schmidt. Trotzdem stehen die Gäste weiter auf einem Abstiegsplatz. „Die haben Druck. Wir müssen früh dafür sorgen, dass sie davon erdrückt werden“, gibt Wölfe-Torwart Max Brustmann die Marschrichtung für sein Team vor. Alle Spieler sind wohl an Bord. Der mutmaßliche Fingerbruch von Benedikt Brielmeier vergangenen Samstag in Henstedt-Ulzburg stellte sich „nur“ als leichte Verletzung an der Kapsel heraus, der linke Rückraum wird also gegen Hüttenberg wohl auflaufen können. ng

 
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