
Wasserball
Bundesliga Männer ProB SV Würzburg 05 – Düsseldorfer SC (Samstag, 16.30 Uhr, Wolfgang-Adami-Bad)
Herkulesaufgaben sind dazu da, um bewältigt zu werden. Einer solchen ähnlich sind die Anforderungen der wieder im Oberhaus angekommenen Wasserballer des SV Würzburg 05 nach der Meisterschaft in der Zweiten Liga Süd und dem Aufstieg Ende letzter Saison. Endlich ist der Traditionsverein nach zwei Jahren wieder da, wo er seinem Selbstverständnis nach auch hingehört: in der ersten Bundesliga. Immerhin stehen aus der Vergangenheit fünf Meistertitel zu Buche, und vor gut fünf Jahrzehnten gehörte der SV 05 zu den Gründungsmitgliedern der Bundesliga.
Vier Neuzugänge
Verständlich, dass die Spannung vor dem ersten Heimspiel am Samstag beständig steigt, denn das Ergebnis kommt einer ersten wichtigen Standortbestimmung gleich. Gut, dass nach den Abgängen von Daniel Schwinning und Center Julian Fleck aus beruflichen Gründen vier neue Spieler getreu der Vereinsphilosophie, keine Profis zu verpflichten, zum Team stießen: der 19-jährige Timotej Filo aus der höchsten slowakischen Liga, der 19-jährige Uroš Stojanic aus Serbien, der 20-jährige Finn Julius Wörn vom Zweitligisten SV Cannstatt, zuletzt Mitglied der deutschen Juniorennationalmannschaft und der 22-jährige Jonathan Wiegand vom Zweitligisten WF Fulda. Sie alle erfüllen die Kriterien, charakterlich und vom Kopf her bestens zum jungen Team zu passen.
Auf jeden Fall ist die Mannschaft gut vorbereitet, konditionell und schwimmerisch auf der Höhe. „Den Rest entscheidet die Tagesform“, weiß Trainer Matthias Försch, der gemeinsam mit Co-Trainer Inaki Urkiaga die Regie führt. Alle hoffen, dass sie beim ersten Heimauftritt einen guten Tag erwischen, denn die Gäste vom Düsseldorfer SC sind Mitaufsteiger und also eines jener Teams, gegen die man unbedingt punkten muss. Mit einem Sieg will die Mannschaft ein erstes Ausrufezeichen im zweiten Spiel setzen und vor allem den Grundstein für das Saisonziel legen, das unmissverständlich Klassenerhalt in der ProB heißt.
Allerdings wird die sportliche Behauptung im Wasserball-Oberhaus nicht leicht. Laut Traineranalyse wird es kein Spiel geben, das die Würzburger mal eben so im Vorbeischwimmen gewinnen können. „Wir müssen immer 100 Prozent geben und an die Leistungsgrenze gehen“, fordert Försch. Bange ist ihm deswegen nicht, denn seine Spieler haben signalisiert, dass sie dazu bereit sind. Kaum einmal, dass jemand im Training fehlt. Dort greift das Motto: Konkurrenz belebt das Geschäft. Zweifelsohne ist er hoch, der Konkurrenzkampf in diesem gut besetzten Kader, der einen zumindest personell komfortablen Rückhalt bietet und dessen größte Stärke die leistungsmäßige Ausgeglichenheit ist.
Neue Regeln als Herausforderung
Aber nicht nur die sportlichen Maßstäbe in der neuen Liga wie schnelleres Tempo, größere körperliche Härte, härtere Zweikampfführung und hohe taktische Anforderungen beanspruchen das Team. Eine weitere Schwierigkeit wird sein, die neuen Regeln zu verinnerlichen. Sie sollen das Spiel schneller machen und Bewegung belohnen. „Es wird vermehrt zum Über- und Unterzahlspiel kommen“, schätzt Försch und misst dem enorme Wichtigkeit bei.
Im Pokalspiel und auch beim Liga-Auftakt in Hamburg sorgten die neuen Regeln phasenweise noch für Verwirrung und Verunsicherung und bescherten jeweils eine katastrophale erste Hälfte. Aber statt sich über die vielen Fehler in den jeweiligen ersten Abschnitten zu ärgern, sah der Trainer dies positiv: „Das kam genau zum richtigen Zeitpunkt“, fand Försch, dessen Mannschaft im weiteren Verlauf der jeweiligen Spiele gut mithielt.
Also versprüht er ordentlich Optimismus. „Wir haben das Zeug, die Liga zu halten“, findet er. Und das, obwohl keiner im Team mehr als ein Jahr Bundesliga-Erfahrung hat. Deshalb heißt die Devise: „gemeinsam lernen und sich gemeinsam entwickeln“.
Spitzenspieler zu haben ist die eine Seite der Medaille, ein mannschaftlich gut funktionierendes geschlossenes Gefüge die andere, ebenso wichtige. Nicht selten wachsen vermeintliche Underdogs aufgrund ihres guten Teamgeistes über sich hinaus und stellen selbst den Großen ein Bein. Auf genau diesen Impuls setzt Försch, der die meisten seiner „Jungs“, wie er sie beinahe liebevoll nennt, schon lange kennt
Teamgeist außerhalb des Beckens
Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass sich alle auch außerhalb des Beckens gut verstehen. Soll heißen, dass es nicht nur hoch hergeht, wenn die Spieler durchs Wasser pflügen und kraftvoll ihre Bahnen ziehen, sondern sie werden gerne auch einmal bei einem gemeinsamen Streifzug durch die Stadt angetroffen. Das verbindet und stärkt den Teamgeist. Der und die Moral werden vermutlich des öfteren diese Saison gefragt sein.