Eine Stunde nach der Siegerehrung, er hat seine Goldmedaille gerade in seinen Rucksack gepackt, klingt Joachim Agne so, als könne er es selbst noch gar nicht fassen, was da am Freitagvormittag passiert ist bei der Ruder-WM in Plovdiv. Er ist Weltmeister! Geträumt hatte er davon, gehofft hatte er es auch. „Aber gedacht hätte ich nie im Leben, dass ich das mal schaffe“, sagt er am Telefon. Neun Tage vor seinem 24. Geburtstag am 23. September hat er sich also vorzeitig selbst Gold geschenkt, zusammen mit seinen Bootskollegen Moritz Moos, Florian Roller und Max Roeger im deutschen Leichtgewichts-Doppelvierer. Es ist Agnes erster Titel bei einer A-WM. Wie sich das anfühlt? „Ziemlich krass!“
Der Athlet des Akademischen Ruderclub Würzburg (ARCW) wirkt, als wisse er gar nicht so richtig, wohin mit sich. „Erst mal Mittagessen, dann zurück ins Hotel und heute Abend bestimmt ein bisschen feiern. Mehr weiß ich jetzt auch noch nicht“, sagt er und schickt fast entschuldigend hinterher: „Man plant ja immer nur bis zur Ziellinie.“
Schlüsselsituation erster Spurt
Diese hatten Agne und seine Kollegen in 5:51.210 Minuten vor den Booten aus Italien (5:52.850) und der Türkei (5:53.950) überquert. Nachdem die Deutschen bereits beim Start vorgelegt hatten, setzten sie sich mit einem Spurt nach 900 Metern deutlicher von den Italienern ab. „Das war die Schlüsselsituation im Rennen. Da haben wir gemerkt, die Italiener kommen nicht mit“, schildert Agne. Nach einem zweiten Spurt nach 1250 Metern betrug der Vorsprung etwa zwei Sekunden, er reichte, um den Sieg sicher ins Ziel zu fahren.
„Wir waren auf den Tag fit und konnten alles zeigen und geben, was wir können“, freut sich der Bugmann, der nach der Siegerehrung von seiner Freundin in Empfang genommen wurde, mit der er nach der WM noch Urlaub in Bulgarien macht. „Wir tanken noch ein paar Tage Sonne an der Küste.“ Und dann kommt die Goldmedaille mit ihm zurück nach Würzburg. Wenn Joachim Agne sie in seinem Zimmer im Bootshaus des ARCW aus seinem Rucksack auspackt, dann dürfe er realisiert haben: Er ist tatsächlich Weltmeister!
Und nicht nur er aus deutscher Sicht. Auch Jason Osborne im leichten Einer sicherte sich Gold. Der 24 Jahre Mainzer verwies Michael Schmid (Schweiz) und Andrew Campbell (USA) auf die Plätze zwei und drei. Komplettiert wurde die positive Bilanz für den Deutschen Ruderverband am Freitag durch den dritten Rang im leichten Frauen-Doppelvierer.
Steinhübel startet am Samstag
Die Endläufe der 14 olympischen Wettkampfklassen finden am Wochenende statt. Am Samstag startet der zweite Würzburger, Konstantin Steinhübel, mit seinem Bootspartner Jonathan Rommelmann im C-Finale. Der Leichtgewichts-Doppelzweier hatte das Halbfinale C/D bereits am Donnerstag vor Dänemark und Frankreich gewonnen.
Mit Material von dpa