Im lässigen blauen T-Shirt schlenderte Dirk Nowitzki über das Parkett und herzte ausgiebig seinen Nachfolger Luka Doncic. Elf Jahre nach dem ersten und bislang einzigen Meistercoup haben die Dallas Mavericks wieder ernsthafte Chancen, die begehrte goldene Trophäe in der Basketball-Profiliga NBA zu gewinnen. Und das mit einem weiteren Würzburger.
Nach dem furiosen 123:90-Sieg bei Topfavorit Phoenix Suns in Spiel sieben der zweiten Play-off-Runde scheint alles möglich. „Was habe ich euch gesagt?!“, scherzte Nowitzki mit einigen anderen Mavs-Spielern wie Maxi Kleber auf dem Feld.
Der 30-jährige Kleber, der wie Nowitzki aus Würzburg kommt, und Daniel Theis von den Boston Celtics sind nach beeindruckenden Siegen in den entscheidenden siebten Spielen ins Halbfinale eingezogen und dürfen nun wie Nowitzki 2011 auf den ganz großen Wurf hoffen.
Während die Mavericks (gegen die Golden State Warriors und Stephen Curry) und die Celtics (gegen die Miami Heat) nun ab Dienstag (Ortszeit) um den Einzug in die Finals kämpfen, sind Vorjahresfinalist Phoenix und Titelverteidiger Milwaukee Bucks (81:109 in Boston) vorzeitig ausgeschieden.
Luka Doncic überragender Spieler bei den Dallas Mavericks
Dem 43 Jahre alten Nowitzki, der als Fan und Berater mit seinem Herzensklub aus Texas mit nach Arizona gereist war, gefiel, was er sah. „'Let's go Mavs'-Sprechchöre sind hier zu hören“, schrieb der verwunderte Nowitzki auf Twitter über die Zuschauerresonanz in der Heimspielstätte der Suns.
Es waren surreale Szenen: Außenseiter Dallas führte schon zur Halbzeit mit 30 Punkten Differenz, Starspieler Doncic (35 Zähler) hatte zeitweise mehr Punkte als alle Phoenix-Spieler gemeinsam. Viele Suns-Fans gingen vorzeitig, weil es bei Rückständen von zeitweise über 40 Punkten aussichtslos wurde. Doncic freute sich, den Sieg vor den Augen Nowitzkis eingefahren zu haben. „Wenn du Dirk am Spielfeldrand bei einem Auswärtsspiel siehst, dann gibt dir das Selbstvertrauen“, erklärte der 23 Jahre alte Slowene auf der Pressekonferenz.
Der Aufbauspieler überragte wieder einmal und sorgt in dieser Saison erstmals für die Play-off-Erfolge, auf die man bei den Mavericks schon 2020 und 2021 gehofft hatte. „Er ist Luka. Er liebt diese Bühne. Je größer sie wird, desto besser spielt er. Er hat den Ton angegeben“, lobte Mavs-Trainer Jason Kidd seinen Schützling. Dieser sagte: „Ich mag diese Spiele: Es herrscht Druck, wir waren der Außenseiter, aber wir alle haben daran geglaubt.“
Über die gesamte Play-off-Serie gegen die Suns, die in der Hauptrunde 64 Siege geholt hatten, war er mit durchschnittlich 32,6 Punkten, 9,9 Rebounds und 7,0 Assists der bestimmende Akteur. „Ich kriege das Lächeln nicht mehr aus dem Gesicht“, sagte Doncic freudig über den Sieg und das Weiterkommen.
In den ersten sechs Spielen der Play-off-Serie hatte immer die Heimmannschaft gewonnen, ehe die Mavs in der entscheidenden siebten Partie auswärts als Sieger vom Parkett gingen. „Das Team war unglaublich. Ich kann mich nicht erinnern, wann ein Auswärtsteam in einem siebten Spiel eine solche Leistung vollbracht hat“, fügte der Star und legitime Nachfolger Nowitzkis an.
Auch Daniel Theis mit den Boston Celtics im Halbfinale der NBA
Neben Kleber in Dallas hat auch Theis in Boston realistische Chancen auf die NBA-Trophäe. Die Celtics haben nun nacheinander die Brooklyn Nets um Superstar Kevin Durant sowie die Bucks um den griechischen Star Giannis Antetokounmpo besiegt und werden auch gegen die Heat um Jimmy Butler ihre Chancen bekommen. Theis gelangen im letzten Spiel der Viertelfinal-Serie in sechs Minuten drei Rebounds und zwei Blocks.