DJK Rimpar Wölfe - HSG Konstanz 24:25 (12:12)
Rimpars Kapitän Patrick Schmidt knallte eine Flasche auf den Boden und suchte dann seine Ruhe. An eine Hallengarage in der s.Oliver Arena gelehnt konnte er zuschauen, wie die Handballer der HSG Konstanz für ein Siegerfoto posierten, nachdem ihr lauter Jubel verklungen war. Die Mannschaftskollegen von Schmidt schlichen mit hängenden Köpfen herum. "Der traurigste Spieler ist mit Sicherheit Marino Mallwitz", sagte Ceven Klatt wenig später auf der Pressekonferenz nach der völlig überflüssigen 24:25 (12:12)-Niederlage seiner DJK Rimpar Wölfe gegen das Zweitliga-Kellerkind.
Es läuft die 60. Minute am Mittwochabend. Beim Stand von 24:24 geht Rimpar in den letzten Angriff. Noch 30 Sekunden stehen auf der Uhr. Genug Zeit, um noch ein Tor zu werfen und einen Sieg beim Heimauftakt des Jahres einzutüten. Plötzlich ein Pfiff der Schiedsrichter. Und zwei erhobene Finger in Richtung Mallwitz. Das bedeutet: Zeitstrafe. Der davor gute DJK-Schlussmann wollte nach einem Siebenmeter, für den Andreas Wieser ins Tor gegangen war, zurück zwischen die Pfosten. Als er das Spielfeld bereits betreten hatte, bemerkte er, dass er das nicht darf. Denn die Wölfe waren nach einer Zeitstrafe gegen Julian Sauer direkt davor in Unterzahl und hatten für den finalen Akt einen Feldspieler aufgefüllt. Mallwitz hätte also draußen bleiben müssen, wie immer in dieser Situation.
Nur noch vier Punkte von Abstiegsrängen entfernt
Statt Rimpar gehört Konstanz nun der letzte Angriff. Sechs gegen vier. Der Ball kommt nach Linksaußen auf Fabian Schlaich. Der hat freie Bahn zum Tor und setzt einen Aufsetzer an Wieser vorbei zum 24:25 ins Netz. "Bitter", sagte Abwehrchef Philipp Meyer danach. "Maximal bitter", sagte Klatt. "Aber sowas passiert."
HSG-Trainer Daniel Eblen war dagegen "sehr erleichtert" nach der "konzentrierten Leistung" seines Teams. Das hat die Abstiegsplätze verlassen. Für die auf Rang elf abgerutschten Rimparer sind diese näher gerückt, auf vier Zähler. "Das interessiert mich nicht", behauptete Klatt. "Wir werden unsere Punkte holen und mit dem Abstieg nichts zu tun haben." Das Thema kann er vor dem nächsten Heimspiel und Rückrundenauftakt am Samstag gegen den EHV Aue (19.30 Uhr) keinesfalls gebrauchen, das ist ihm anzumerken. Jetzt gilt es, schnell die Köpfe freizukriegen.
Doch kein Comeback von Siegler
Das Duell der Unterfranken gegen die Badener war von Beginn an eine knappe Kiste. Einer, der nach fast einem Jahr Pflichtspiel-Pause sein Comeback hätte geben sollen, fehlte überraschend doch noch mal: Lukas Siegler. "Er hätte unheimlich gerne gespielt, aber nach einem Test am Nachmittag haben die Ärzte und Physios geraten, dass er noch ein, zwei Trainingseinheiten bekommt, bevor er dann am Samstag auflaufen kann", erklärte Klatt, der auch weiter auf Lukas Böhm verzichten musste.
Nach ausgeglichenen zehn Anfangsminuten übernahmen die Gäste erstmals die Führung (4:5, 11.). Diese schraubten sie mehrmals auf drei Treffer hoch. Bei den Gastgebern haperte es mitunter. Zwar hatten sie in der Abwehr die gefährliche Achse zwischen Spielmacher Tom Wolf und Kreisläufer Markus Dangers weitgehend unter Kontrolle, doch agierten sie in Zweikämpfen oft nicht zupackend genug. So kam Konstanz immer wieder nach gewonnenen Eins-gegen-Eins-Aktionen im Rückraum zu erfolgreichen Abschlüssen. "Wir hatten das Spiel auch schon vor der letzten Szene teilweise nicht ganz im Griff", räumte Meyer ein.
Kaufmanns Kunstwurf zum Ausgleich
Nach einer Balleroberung von Dangers, der aus eigener Hälfte in Überzahl zum 9:12 ins leere DJK-Tor warf, skandierten die drei Trommler aus dem Helferkreis von der leeren Tribüne "Auf geht's Wölfe, kämpfen und siegen". Und das taten diese dann. Mit einem direkten, gefühlvollen Freiwurf von Halbrechts über die gegnerische Mauer ins linke obere Eck glich Steffen Kaufmann zur Pause zum umjubelten 12:12 aus. "Ein Kunstwurf", kommentierte Hallensprecher Gerd Nöth den Streich des neunfachen Torschützen und besten Rimparers.
Halbzeitübergreifender 5:0-Lauf
Mit Dampf kamen die Hausherren zurück aus der Kabine. Dominik Schömig von Linksaußen und Schmidt aus der Mitte sorgten durch den halbzeitübergreifenden 5:0-Lauf erstmals seit der siebten Minute wieder für eine Führung ihrer Farben 14:12 (34.).
Doch die leidenschaftlichen Bodenseeler egalisierten erneut (16:16, 42.), bevor die Wölfe eine Drei-Tore-Serie auflegten: Auf der zweiten Welle surfte Julian Sauer von Rechtsaußen als Einläufer daher und netzte per Heber zum 19:16 ein (44.). "Unsere rechte Seite war im Umschaltspiel heute sehr stark", lobte Klatt.
In der packenden Schlussphase sah Rimpar nach 59:30 Minuten wie der mögliche Sieger aus. "Es war klar, dass heute der verliert, der mehr Fehler macht", bilanzierte der DJK-Coach. "Den einen Fehler mehr haben wir gemacht."