Wenn nach einem Fußballspiel nicht über die Leistung der Mannschaften, sondern über eine Schiedsrichter-Entscheidung diskutiert wird, ist das für alle ärgerlich.
Genau das war nach der Partie zwischen dem Würzburger FV und dem ATSV Erlangen in der Fußball-Bayernliga Nord der Fall. Das letzte Heimspiel des Jahres an der Mainaustraße endete vor 402 Zuschauerinnen und Zuschauern mit 0:1 (0:0), was auf beiden Seiten die bestehenden Serien verlängerte: Der WFV ist seit sechs Partien sieglos, der ATSV seit sieben Spielen ungeschlagen und zudem neuer Tabellenführer.
Kein Foul: Videobilder entlasten den Bestraften
Mit einer Roten Karte zuungunsten einer Mannschaft ins Spiel einzugreifen, dafür muss einen triftigen Grund geben. Diesen glaubte der Schiedsrichter in Minute 51 zu haben, als ein Erlanger Spieler nach einem Zweikampf mit Simon Schäffer auf halbem Weg zwischen Mittellinie und Strafraum zu Boden gegangen war.
Schäffer sah Rot (51.). Seine und die vehementen Proteste seiner Mitspieler gegen diese Entscheidung waren nachvollziehbar. Als Erlangens Spieler aus dem Lauf abbremste und sich nach links drehte, so zeigen es die Bilder bei Sporttotal.tv, könnte Schäffer – dessen Blick und Aktion aber nach rechts und somit weg vom Gegenspieler gingen – aus seiner Laufbewegung heraus mit dem Absatz des linken Schuhs dessen Bein berührt haben. Ein solches "Hängenbleiben" aber als Foul und gar als grobes zu werten, war nach Ansicht vieler eben ein Irrtum.
Torhüter André Koob muss zweimal klären
Für FV-Trainer Philipp Eckart war der Platzverweis daher "ein Skandal. Eine Mannschaft hat 96 Minuten lang lamentiert, Bälle weggeschossen, Karten gefordert – und wir werden bestraft." Erlangens Trainer Shqipran Skeraj gab zu, dass es für ihn "schwierig zu erkennen" gewesen sei, sprach aber von "einem Riesenstrich bis zum Knie" am Bein des Spielers. Für ihn habe der Schiedsrichter "alles richtig gemacht".
Für den Verbands-Schiedsrichterausschuss (VSA) äußerte sich Beisitzer Michael Völk noch am Sonntag auf Anfrage dieser Redaktion sowie nach Rücksprache mit dem Schiedsrichter zu der umstrittenen Szene: Die Rote Karte sei aus VSA-Sicht "eine harte, aber vertretbare Entscheidung" gewesen, die "aufgrund des Trefferbildes" gefallen sei.
Die Entscheidung veränderte die Statik der Partie. Zuvor hatte der WFV mehr Ballbesitz und in der ersten Halbzeit auch die Mehrzahl an Möglichkeiten gehabt. Um den zentralen Bereich um Sechser, Achter und Zehner zu stärken, hatte Eckart seine vier Mittelfeldspieler diesmal in einer Rauten-Formation angeordnet. Bis auf diese neue Raumaufteilung war es dieselbe Anfangself wie im vorherigen Auswärtsspiel bei Jahn Regensburg II.
Die Nullvierer kamen über Steffen Krautscheider und Fabio Hock zu ersten Aktionen. Ebenso klärte Torhüter André Koob mit dem Fuß gegen Timo Armbruster und lenkte einen Freistoß von Lucas Markert über die Latte. Es waren die einzigen zwei Chancen der Gäste in der ersten Hälfte. Der WFV hatte dagegen noch ein paar, doch fehlte den Aktionen mal die Genauigkeit, mal der Wumms: Krautschneiders Schuss blieb in der Abwehr hängen, Erlangens Torhüter parierte gegen Schäffer im Nachfassen und hielt Marcel Fischers Kopfball.
In Unterzahl kann der WFV in Führung gehen
Bis zum Platzverweis hatte es trotz sich wiederholender Nickeligkeiten nur eine Gelbe Karte gegeben. Auch das änderte sich in einer danach hitzigen Atmosphäre: Acht weitere folgten. Torgelegenheiten gab es auf beiden Seiten jedoch lange Zeit keine mehr, obwohl nun Erlangen mehr am Ball war. Der WFV kam nach einer anfänglichen Schockstarre besser mit der Unterzahl zurecht und besaß sogar die größte Gelegenheit: Nach Hendrik Hansens Flanke zog Krautschneider direkt ab, schoss aber knapp links vorbei (78.).
Das einzige und somit entscheidende Tor fiel nach einem Freistoß. Lucas Markert schoss den Ball aus 16 Metern zunächst mitten in die Mauer, von dieser prallte er ab und trudelte unglücklich über die Linie ins Tor (84.). "Das fühlt sich alles extrem ungerecht an", fand Eckart. "Leistung und Ergebnis stehen für uns mal wieder in keinem Verhältnis. Ich kann meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen. Wir haben gut gespielt."
Der Würzburger FV bestreitet sein letztes Spiel in diesem Jahr am nächsten Freitag, 29. November, beim TSV Neudrossenfeld (19 Uhr). Das erste Spiel nach der Winterpause findet am Samstag, 8. März 2025, zu Hause gegen Bayern Hof statt.
Fußball: Bayernliga Nord, Männer
Würzburger FV – ATSV Erlangen 0:1 (0:0)
Würzburg: Koob – Vierneisel (90. L. Wagner), L. Breunig, Hansen (75. Schebak), Gobbo (90. Röthlein) – Lotzen, Schäffer – Fischer, Istrefi – Hock (80. Herbert), Krautschneider.
Erlangen: Agyekum – Floros, Harandt, Kaya, Dimitriadis (75. Pisanu) – A. Rexhepi, Perera, E. Rexhepi, Rizai – Armbruster (71. Luft), Markert (90.+6 Gündling).
Schiedsrichter: Maximilian Graf (JFG Rhön). Zuschauende: 402. Tore: 0:1 Lucas Markert (84.). Rot: Simon Schäffer (51., Würzburg).