Spiele gegen den Tabellenletzten sind kein Selbstläufer und nicht per se eine angenehme Aufgabe. Gewinnt man, nimmt der Anhang das als selbstverständlich hin. Reicht es nur zu einem Unentschieden oder lässt man gar drei Punkte liegen, ist man der Gelackmeierte. So warnte WFV-Coach Marc Reitmaier auch vor dem Spiel gegen den mit 15 Zählern auf dem letzten Platz stehenden FC Amberg, dass man nie wisse, welche Wendung so ein Spiel nehmen könne – um dann am Samstag an der Mainaustraße befriedigt dabei zusehen zu können, wie sein hochfavorisierter Würzburger FV kein einziges Mal wirklich in Bedrängnis kam. Damit bleiben die Blauen zu Hause in dieser Saison in der Liga ungeschlagen. Über 90 Minuten – 35 davon in Überzahl – hielt Reitmaiers Mannschaft die Gäste in deren Hälfte gefangen, während sie selbst einen Ball nach dem anderen aufs Tor brachte. Sechs landeten im Kasten und so wurde der erste Sieg nach einem eher holprigen Start ins Jahr 2018 zu einem für die Seele. Zumal sich die Blauen nach den Remis gegen Großbardorf (2:2), Eltersdorf (2:2) und Sand (1:1) wieder bis auf fünf Punkte an den zweiten Tabellenplatz herangekämpft haben – bei einem Spiel weniger als der SC Eltersdorf.
Kampf um den Aufstieg
So könnte die Nachholpartie am Mittwoch gegen die SpVgg Hof zum richtungsweisenden Spiel im Kampf um den Aufstieg in die vierte Liga werden, den der Verein mit dem Projekt #Wirfürvier erst vor kurzem als klares Ziel ausgerufen hat. Phasenweise war dem Spiel an der Mainaustraße anzumerken, dass die Zellerauer mit angezogener Handbremse agierten, um Energie zu sparen. „Uns war es wichtig, dass wir mit den Kräften haushalten. Denn natürlich treffen wir in Hof am Mittwoch auf einen ganz anderen Gegner“, sagte Reitmaier nach dem Spiel, in das er mit leicht veränderter Startaufstellung gegangen war. Als rechter Innenverteidiger ersetzte Neuzugang Andreas Bauer, der damit nach Sand zum zweiten Mal in der Anfangsformation stand, David Drösler. Ben Müller agierte nicht wie sonst auf der Sechs, sondern als linker Innenverteidiger anstelle von Tim Lorenz. Ansonsten setzte der Trainer auf Bewährtes, ließ Wojtek Droszcz und Adrian Istrefi die Bälle verteilen und das Spiel aufbauen, während Patrick Hofmann, Sebastian Fries, Kevin Röckert und Cristian Alexandru Dan in der Offensive agierten. Die Blauen rannten von Beginn an gegen die im 4-4-2-System agierenden Amberger an und bauten so den von Reitmaier gewünschten Druck auf.
Türöffner in der neunten Minute
Bereits in der neunten Minute köpfte Dan einen Eckball von Istrefi in den Kasten. Ein wichtiges Tor. „Es war entscheidend, dass wir zeitig in Führung gegangen sind. Das 1:0 war der Türöffner gegen einen sehr defensiv stehenden Gegner“, sagte Reitmaier, der in der 28. Minute eine fast identische Istrefi-Dan-Einlage zu sehen bekam. Nach einer scharf getretenen Ecke musste der Stürmer nur noch den Fuß hinhalten – 2:0. Auch die restlichen Minuten bis zur Pause spielten sich nahezu nur in der Hälfte der Gäste ab. Einem Tor am nächsten waren die Oberpfälzer, als Würzburgs Andreas Ganzinger einen verunglückten Rückpass schlug, ansonsten kam von dem mit nur drei Ersatzspielern angereisten Häufchen nicht viel. Das sollte sich auch in der zweiten Halbzeit nicht ändern. Und dem FC drohte weiteres Unheil.
Dans Dreierpack
Es waren kaum zehn Minuten gespielt, da holte Ambergs Daniel Gömmel in einem Akt der Verzweiflung den davoneilenden Fries kurz vor dem Strafraum von den Füßen und sah dafür die Rote Karte. Wenig später stoppte Pascal Tischler im Sechzehner Hofmann unsanft. Dan verwandelte den fälligen Elfmeter souverän und machte damit seinen Dreierpack komplett (68.). In diesem Moment ging auch beim letzten Amberger der Kopf nach unten. Dass dieses Spiel nicht mehr zu drehen war, war allen klar. „Für uns war heute hier definitiv nichts zu holen“, resümierte FC-Coach Lutz Ernemann, der als Devise ausgegeben hatte, „das Spiel so gut wie möglich über die Runden zu bringen.“ Inwiefern das aus Sicht der Gäste gelungen ist, bleibt fraglich. Schmerzlich ist auf jeden Fall der Ausfall von Gömmel durch die Rotsperre. „Uns wird ein eminent wichtiger Spieler fehlen“, sagte Ernemann, der die Berechtigung der Strafe in dieser Härte anzweifelte.
Gelungenes Comeback
Da war es den Gästen wohl auch fast schon egal, dass im weiteren Verlauf noch Ben Müller (70.), Sebastian Fries (85.) und Dennie Michel (78.) das Ergebnis in die Höhe schraubten. Für letzteren war sein Treffer zum 5:0 ein besonderer, stand Michel doch zum ersten Mal seit dem Testspiel gegen Höchberg im Februar, bei dem er sich das Syndesmoseband angerissen hatte, wieder auf dem Platz. In der 72. Minute wechselte Reitmaier ihn für Hofmann ein, nur sechs Minuten später setzte sich Michel über Rechtsaußen durch und schob elegant ein. Ein würdiges Comeback und „ein echt schönes Gefühl“, wie der 25-Jährige nach der Partie resümierte.
Die Statistik des Spiels
Würzburger FV – FC Amberg 6:0 (2:0)
Würzburg: Koob – Ganzinger, Bauer, Müller, Schömig – Droszcz (68. Drösler), Istrefi – Hofmann (72. Michel), Fries, Röckert – Dan (78. Obrusnik).
Amberg: Bleisteiner (46. Plößl) – Haller, Helleder, Spieß, Gömmel – Wild (46. Stadler), Tischler, Keilholz, Fruth – Schulik, Popp.
Schiedsrichter: Roman Potemkin (Kronach)
Zuschauer: 335.
Tore: 1:0/2:0/3:0 Cristian Alexandru Dan (9./28./68. Foulelfmeter), 4:0 Ben Müller (70.), 5:0 Dennie Michel (78.), 6:0 Sebastian Fries (85.)
Rote Karte: - / Gömmel ( 54., Foulspiel)