FRAGE: In Ihrem Jahresrückblick sprachen Sie von "vielschichtigen Gründen", die 16 Schiedsrichter dazu bewogen hätten, die Gruppe zu verlassen.
HELMUT WITTIGER: Es sind die Vorgaben, die wir momentan haben. Wir haben einen Kollegen aus Erbshausen. Der ist unter 18 und muss jedes Mal bis nach Eibelstadt fahren. Da machen seine Eltern nicht mehr mit. Zwei Kollegen beschweren sich, weil sie nur noch innerhalb von 32 Vereinen unserer Gruppe Ochsenfurt bei der Jugend pfeifen. Es macht keinen Spaß, immer wieder zu denselben Vereinen zu kommen.
Sie fordern von den Bezirksverantwortlichen, wieder selbst Schiedsrichter einteilen zu dürfen. Haben Sie das nicht mehr gemacht.
WITTIGER: Doch, aber uns wird die Einteilung vom Bezirk vorgeschrieben.
Durch die Kilometerbegrenzung, innerhalb derer die Schiedsrichter eingeteilt werden dürfen und die den Vereinen eigentlich Geld sparen soll?
WITTIGER: Nicht allein, sondern durch weitergehende Vorschriften.
Beispiele bitte.
WITTIGER: Wir sollen die Spiele der zweiten Mannschaften in der A-Klasse mit Schiedsrichtern aus unserer eigenen Gruppe besetzen.
Gilt das mittlerweile nicht auch für die ersten Mannschaften?
WITTIGER: Für die ersten sind nur zwei Spiele vorgeschrieben. Da kommt es auch zu gewissen Schieflagen, weil die A-Klasse 4 für die Vereine teurer wird als andere Ligen. Über diese Geschichte kann man streiten. Ich habe mir mal eine Karte ausdrucken lassen mit einem Ausschnitt der Umgebung von Ochsenfurt. Da fallen 22 Vereine hinein, aus denen ich in meiner Gruppe 31 Schiedsrichter habe. Insgesamt haben wir aber 124. Das heißt, die anderen Schiedsrichter sind zwischen Uffenheim und Erbshausen verstreut. Wenn ich Ochsenfurter Spiele mit eigenen Leuten besetze, habe ich keinen Kostenvorteil.
Die Gruppe Ochsenfurt ist ein Auffangbecken für Schiedsrichter, denen es in ihren Gruppen nicht mehr gefallen hat - auch Bezirksspielleiter Christof Hille. Lassen sich da auf dem kleinen Dienstweg Probleme aus dem Weg räumen?
WITTIGER: Wir haben im Februar noch eine Sitzung. Da müssen wir schauen, was wir erreichen können. Er hat ja meine Kritik auf der Weihnachtsfeier gehört, sich aber bisher nicht geäußert. Mein Problem ist, dass es vier Fußballkreise gibt. Den Vorreiter muss der Bezirk spielen. Wenn ich in Verhandlungen trete, fühlen sich Kollegen vielleicht auf den Schlips getreten.
Also müssten die Bemühungen um Veränderungen über Bezirks-Schiedsrichterobmann Norbert Kröckel laufen?
WITTIGER: Ja. Aber: Er kann sich nie im Bezirksausschuss durchsetzen. Das Stimmenverhältnis lautet immer 1:9 gegen ihn. Er selbst stimmt immer dagegen. Ich war stets der Meinung, erst muss die Satzung geändert werden, bevor man die diese Regelung einführt. Dann wären wir auch alle damit einverstanden gewesen. Das hat man nicht gewollt, sondern es durchgeboxt nach dem Motto: "Ich habe die Macht!" Die momentane Einteilungs-Richtlinie ist nicht auf die Schiedsrichter abgestimmt. Das heißt: Kitzingen und Ochsenfurt besetzen für ihre vielen Schiedsrichter zu wenige Spiele. In Würzburg müssen sie die 75-Jährigen noch auf den Sportplatz schicken, damit sie alle Spiele besetzen können, weil Sie zu wenige Schiedsrichter für die vielen Spiele haben. Da müsste man eine vernünftige Basis finden.
Sie vertreten immer Ihre Meinung, und das nicht nur im stillen Kämmerlein, sondern auch nach außen wie zum Beispiel bei der Weihnachtsfeier Ihrer Gruppe. Spüren Sie Druck von oben?
WITTIGER: Das habe ich schon gespürt. Es gibt zwei Leute, die für die Bezirksverantwortlichen ein rotes Tuch sind: Heinz Götschel von der Schiedsrichtergruppe Bad Kissingen und ich.
Zur Person
Helmut Wittiger
Der Diplom-Kaufmann pfeift seit
1993 Fußballspiele für den FC Och-
senfurt. Seit 1997 steht der 52-Jäh-
rige sowohl bei der Ochsenfurter
Gruppe als auch beim Fußballkreis
Würzburg als Schiedsrichter-Ob-
mann in der Verantwortung.