Der Kapitän hatte das Schiff auf hoher See nicht alleine gelassen. Wobei, so richtig passt dieses Bild ja nicht. Schließlich führte die Drittliga-Reise die Fußballer der Würzburger Kickers am Samstag nicht ans Meer, sondern auf den Berg. Auf den Betzenberg in Kaiserslautern. Sebastian Schuppan, der gesperrte Spielführer der Rothosen, wollte bei diesem, womöglich richtungsweisenden Spiel vor Ort dabei sein und nicht daheim auf der Couch vor dem TV mitfiebern.
- Die Noten der Roten: die Kickers in der Einzelkritik
Als sich die Kickers-Akteure nach dem 3:2-Erfolg beim 1. FC Kaiserslautern vom mitgereisten Anhang im für Drittliga-Verhältnisse unwirklich mächtig wirkenden Stadion feiern ließen, bedankte sich Schuppan zusammen mit seinen Kameraden für die Unterstützung bei den Fans. Ein Dreier gegen den vierfachen deutschen Meister Kaiserslautern ist noch immer etwas Besonderes. Es war ein Sieg für das Gefühl und für die Nerven.
Die Kickers haben einstweilen mal wieder ein Polster auf die Abstiegsränge, und sie haben sich in den letzten Wochen selbst bewiesen, dass sie auch in der Fremde erfolgreich sein können. Der zweite Auswärtssieg der Saison war das Produkt ziemlich gnadenloser Effizienz. Als die Kickers nach 47 Minuten mit 2:1 in Führung gingen, hatten sie tatsächlich kein einziges Mal aus dem Spiel heraus auf das Tor geschossen. Tor Nummer eins war ein von Albion Vrenezi verwandelter Elfmeter (12.). Ob sich das ursächliche Handspiel des Lauterers Andre Hainault knapp innerhalb oder knapp außerhalb des Strafraums ereignete, konnten auch die Fernsehbilder nicht aufklären.
Unstrittig war indes Kickers-Tor Nummer zwei, das erzielte aber Lauterns Christoph Hemlein mit der Brust in den eigenen Kasten. Erst nach Elfmetertreffer und Eigentor, schossen die Kickers mal selbst. Der erste Ball, der auf das Tor ging, war dann auch schon drin: Luca Pfeiffer machte mit seinem fünften Saisontor das 3:1 (69.).
Einen einzigen Schuss konnte FCK-Keeper Lennart Grill, einige Tage zuvor noch Pfälzer DFB-Pokal-Held beim Zweitrundensieg gegen den 1. FC Nürnberg, in 90 Minuten abwehren (Pfeiffer, 90.+2). Die drei weiteren Kickers-Versuche gingen drüber oder vorbei. Dass die Gäste viele Konterchancen vertändelten, war einer der Kritikpunkte, die am Ende auch Kickers-Trainer Michael Schiele vorbrachte.
Es war kein Offensiv-Feuerwerk, das den Kickers den Sieg brachte. „Wir haben über 90 Minuten ein gutes Spiel gemacht“, fand Schiele trotzdem. Die Rothosen hatten, den Lauterer Pokalschwung zu Beginn der Partie schnell eingedämmt, indem sie das Spiel weit in die gegnerische Hälfte verlagerten. Dass die Hausherren, wie beim 1:1 durch Philipp Hercher (28.), lange Zeit nur bei Standardsituationen gefährlich wurden, war kein Zufall.
Die Gastgeber, bei denen mit Janik Bachmann ein Ex-Würzburger verletzt fehlte, brachten nicht viel zustande. Das konnten die Kickers nutzen. Die eingewechselte ehemalige Rothose Simon Skarlatidis erzielte nach einem feinen Solo das 2:3 (87.). Ein Tor, das am Ende zu unwichtig war, um eine eigene Geschichte zu schreiben.