Alle Jahre wieder ist es das gleiche Wechselspielchen bei Fußball-Drittligist FC Würzburger Kickers. Auch heuer wurde der halbe Kader im Sommer getauscht. Gar nicht so leicht, da den Überblick zu behalten, sich Namen und Gesichter zu merken. Da ist es hilfreich, wenn unter den bislang zwölf Neuen einer schon optisch hervor sticht. Mit seinen strohblonden Haaren ist Luke Hemmerich schnell zu erkennen. Auf dem Spielfeld ist der 21-Jährige ohnehin rasch zu finden – auf der rechten Außenbahn. "Ich laufe den Flügel rauf und runter", kündigt der Neuzugang an, der in der vergangenen Saison mit Energie Cottbus aus der Dritten Liga abgestiegen ist.
Hemmerich soll Nachfolger von Patrick Göbel werden. Der war vor seinem Wechsel zum Liga-Rivalen nach Halle als Rechtsverteidiger gesetzt. Und Hemmerich? Der will in Würzburg gerne zu einer festen Größe werden. "Als Rechtsverteidiger fühle ich mich am wohlsten", sagt er. Dass er bei den Kickers auf seiner Lieblingsposition ran darf, war auch ein Argument, sich für den Wechsel an den Main zu entscheiden.
Die beste Zeit unter Norbert Elgert in der Schalker Jugend
Einst hat er unter dem womöglich besten und bekanntesten Juniorentrainer in Deutschlnd gelernt. Der gebürtige Essener kickte in der Jugend für den FC Schalke 04 und erzählt: "In der U 19 hatte ich Norbert Elgert als Trainer. Er hat mich enorm vorangebracht. Er hat mich zum Profi gemacht. Das war sicherlich bislang meine beste Zeit als Fußballer." Elgert, der schon zahlreiche Nationalspieler wie Mesut Özil und Leroy Sane ausbildete, setzte auf Hemmerich und der rückte auch erst einmal in den Schalker Profi-Kader auf, um dann nach Bochum verliehen zu werden. "Ein schweres Jahr, mit Verletzungen und Trainerwechseln", sagt er rückblickend.
Hemmerich, das Kind des Ruhrgebiets, verließ den Pott und landete im Erzgebirge in Aue. Aber auch da kam er in der zweiten Bundesliga nicht richtig zum Zug. "Mir war klar, dass ich vor allem Spielpraxis brauche." Er wurde im vergangenen Winter nach Cottbus verliehen. Sein erstes Drittligaspiel für die Lausitzer bestritt er gegen die Würzburger Kickers und verlor 1:2. Am Ende der Saison stand der bittere Abstieg in die Regionalliga. "Ich bin schlau genug, aus solchen Erfahrungen zu lernen", sagt Hemmerich, der in Würzburg nun einen neuen Anlauf nimmt.
"Die Dynamik ist sicher das, was mich auszeichnet"
Dass der Neuzugang bei den Rothosen auffällt, liegt freilich nicht nur an seiner Haarfarbe. Auch mit seiner Spielweise will er herausstechen: "Ich versuche bei jedem Angriff mit nach vorne zu gehen, ohne die Defensive zu vernachlässigen. Die Dynamik ist sicher das, was mich auszeichnet." Als er noch auf Schalke kickte, schaute er natürlich besonders aufmerksam beim eigenen Bundesliga-Team zu. Wie Daniel Caligiuri dort seine Rolle interpretierte, das habe ihm gefallen, so Hemmerich, wenn er nach seinen Vorbildern gefragt wird. Er aber sei eben eher "ein Kämpfertyp" und einer, der gerne mal einen Spaß macht im Kollegenkreis.
Da trifft es sich gut, dass er bei den Kickers auf viele Teamkameraden im gleichen Alter trifft. Gerade einmal 23,1 Jahre sind die Kickers-Spieler im Durchschnitt alt. Nur das U23-Team des FC Bayern (21,1 Jahre) ist noch jünger. Alle anderen Drittligisten haben einen höheren Altersdurchschnitt. "Es ist schön, wenn man viele Mitspieler in seinem Alter hat", sagt Hemmerich, der auch stellvertretend für den Jugendstil stehen könnte. Denn er hat beste Chancen, sich dauerhaft den Stammplatz rechts hinten zu sichern. Genau das ist auch das Ziel des Serienjunkies. Im Internet TV-Serien zu schauen, das macht Hemmerich in seiner Freizeit gerne. "Prison Break" und "Haus des Geldes" heißen seine Favoriten. Nun will der Kicker, der am Dallenberg einen Zweijahresvertrag unterschrieben hat, eine eigene Serie starten, als Stammkraft bei den Kickers.