Wirklich beste Freunde werden die beiden in diesem Leben bestimmt nicht mehr. Nesa Kovacevic warf Dirk Bauermann in dieser Saison ja bereits einmal aus der Halle, beim 81:64-Heimsieg von Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg gegen die Skyliners Frankfurt im Dezember, als der Schiedsrichter zwei Technische Fouls gegen den Trainer der Baskets aussprach. Am Sonntag, beim Rückspiel in der mit 5002 Zuschauern ausverkauften Fraport Arena, beließ es der Referee bei einem Technischen Foul gegen den Coach, aber nicht das trieb Bauermann beinahe zur Weißglut, sondern die gesamte – aus seiner Sicht – „abgrundtief schlechte“ Leistung der Referees.
Zwar wollte er mit seiner abermaligen Schiedsrichterschelte, die er in dieser Saison schon mehrfach vorgetragen hatte, nicht die Leistung der Hausherren schmälern, die sich in der erwartet engen Begegnung am Ende mit 78:72 (29:33) laut Bauermann auch „verdient“ durchsetzten. Aber Einfluss auf den Spielverlauf habe so eine Schiedsrichterleistung selbstverständlich, davon ist der 60-Jährige überzeugt. Genauso wie davon: „Herr Kovacevic gehört nicht in die erste Liga.“ Wenn auch Schiedsrichter nur Menschen seien, so vermutet Bauermann aber etwas Persönliches in diesem speziellen Fall: „Wenn ein Schiedsrichter Dinge persönlich nimmt und persönlich macht, dann hat er nichts bei uns verloren.“ Die Baskets werden sich abermals bei der Liga beschweren, kündigte der Coach an.
Natürlich kann man die Frage stellen, ob es besonders glücklich ist von der Bundesliga, bei einer solchen Vorgeschichte denselben Referee zum Rückspiel zu schicken, wenn es nicht sein muss. Andererseits sollte das natürlich auch keine Rolle spielen. Wie dem auch sei: Auch wenn das Spiel durch die teilweise überfordert wirkenden Schiedsrichter natürlich beeinflusst worden war – ausschließlich an ihnen lag es nicht, dass die Baskets einen ersten Dämpfer erhielten bei ihrem Kampf um die Play-off-Plätze, bei dem im März noch die anderen direkten Konkurrenten Gießen, Bamberg und Ulm warten. Wenigstens den direkten Vergleich gegen Frankfurt haben die Würzburger gewonnen, „das kann möglicherweise noch sehr wichtig werden“, meinte Bauermann.
Es war die erwartet enge Begegnung in Frankfurt, die zwar nur dann hochklassiger wurde, wenn die Mannschaften die Kugel schnell bewegten – darauf aber verzichteten sie auch häufiger. Dafür war die Partie sehr intensiv geführt – und bis zwei Minuten vor Schluss auch stets spannend, weil die Baskets es verstanden, sich auch nach Acht-Punkte-Rückständen immer wieder heranzukämpfen. Ein Zeichen für die Intensität offenbarte auch der Statistikbogen: 64 Mal standen die Spieler an der Freiwurflinie (31 Mal davon die Würzburger) – lässt man mal die Schiedsrichter außen vor, die auch reichlich kleinlich pfiffen, ist so eine Häufung von Freiwürfen auch ein Indiz dafür, dass es schon zur Sache ging, was zwischendurch freilich auch zu einer gewissen Zerfahrenheit führte.
Der Blick auf den Bogen wird die Würzburger allerdings bei zwei anderen Werten noch viel mehr schmerzen, und die sind auch ursächlich für die Niederlage: die unterirdische Wurfquote von außen und das „ungenügende Reboundverhalten“, wie es Bauermann nannte. Gerade einmal zwei der sage und schreibe 22 Dreierversuche fanden den Weg in den Korb, und das Spiel „Wer schnappt sich die meisten Abpraller?“ gewannen die Frankfurter mit 39:25. Da konnten die Hessen es auch verschmerzen, dass auch ihre gesamte Wurfquote fast so unterdurchschnittlich war wie die der Baskets.
Dass sich Maurice Stuckey bereits nach den ersten zehn Minuten aus der Partie verabschieden musste, machte es freilich auch nicht leichter für die Gäste. Bei einem Korbleger, bei dem er heftig attackiert wurde, verletzte er sich am Bein. Eine Untersuchung am Montag soll Aufschluss über die Schwere der Verletzung geben. Bauermann schwant nichts Gutes: „Klar ist: Wenn ein Kämpfer wie er nicht mehr aufs Feld zurückkehren kann, wird es sich nicht um eine Bagatellverletzung handeln.“
Lichtblick Miles Jackson-Cartwright
Natürlich fehlte Stuckey, der in seinen siebeneinhalb Minuten auf dem Parkett acht Punkte warf, den Baskets – aber sie fanden einen so sicherlich nicht zu erwartenden Ersatz: Nach der Trennung von Vaughn Duggins beorderte Bauermann Miles Jackson-Cartwright aus dem Farmteam, das gerade gegen den Abstieg aus der ProB kämpft, hoch in die Bundesliga. Und der 25-jährige Amerikaner zahlte das in ihn gesetzte Vertrauen mit einem nicht nur rotzfrechen und selbstbewussten Auftritt zurück. Er erzielte auch wichtige Körbe, außerdem setzte er seine Kollegen mit manch blitzgescheitem Pass schön in Szene. „Er hat seine Sache super gemacht, und er gibt uns mit seiner Schnelligkeit eine Dimension, die wir bisher nicht hatten“, lobte Bauermann seinen Frischling: „Miles hat heute Herz und Charakter gezeigt.“ Knapp 25 Minuten auf dem Feld, mit 13 Punkten Zweittreffsicherster hinter Robin Benzing (21), drei Assists, so viele wie kein anderer, und hinter Gaddy und mit Benzing zweiteffektivster Würzburger – außerordentlich beachtliche Zahlen für ein Bundesligadebüt. Und vielleicht so etwas wie ein Lichtblick für die Baskets nach einem unterm Strich eher unerquicklichen Sonntagsausflug mainabwärts.