
Mit Matthias „Matze“ Bielek kommentiert ein Unterfranke seit dieser Wintersaison die Skispringen auf Eurosport. Der Partner und Experte an seiner Seite ist die Skisprunglegende Sven Hannawald. Wir sprachen in Oberstdorf kurz vor dem ersten Springen der Vierschanzentournee mit beiden über ihre neue Aufgabe, über den 17-jährigen Tourneefavoriten Domen Prevc und natürlich über den legendären Tourneesieg von Hannawald im Winter 2001/2002.
Matthias Bielek: Ja natürlich. Zuhause mit meinem Vater vor dem Fernseher, ich bin abgegangen wie ein Zäpfchen.
Bielek: Ja, am Anfang war das irgendwie unwirklich für mich. Sven ist ein super angenehmer Mensch. Damals hatte ich sogar ein Interview für Radio Gong im Kaufhaus Wöhrl in Würzburg mit ihm gemacht. Ich war wahninnig stolz. Aber Sven, Du wirst Dich daran nicht mehr erinnern.
Sven Hannawald: Nein, tatsächlich, ich hatte so viele Interviews damals. Das war ein Kaufhaus, sagst Du. Nein, ich erinnere mich nicht.
Bielek: Ich war schon immer ein begeisterter Skifahrer und habe auch im Fernsehen mit Begeisterung Wintersport verfolgt.
Bielek: Bisher habe ich es nicht gemacht. Es würde mich aber schon reizen.
Hannawald: Wir haben schon miteinander geflunkert. Es wäre ein interessantes Experiment, wie weit man einen Erwachsenen bringen kann, der vorher noch von keiner Schanze gesprungen ist. Ich würde Dich dabei unterstützen.
Bielek (lacht): Ja, verrückt genug wäre ich.
Bielek: Natürlich muss ich mich auskennen. Als Experte habe ich aber eben Sven an meiner Seite. Er ist einer der Besten dieser Sportart. Wenn er die Sprünge mit seinem Blick fürs Detail bewertet, lerne ich auch noch ständig dazu. Ich selbst bin erst einmal für die Geschichten drumherum verantwortlich, ich will das Event emotionalisieren und in die Wohnzimmer transportieren.
Bielek: Ich habe mich hier in der Springerszene gleich mega wohlgefühlt. Das ist wirklich eine große Familie. Der Umgang mit Journalisten ist hier auch sehr angenehm, das habe ich in meiner Zeit als Reporter bei Sky im Fußballgeschäft auch schon mal anders erlebt.
Bielek: Das kann man nicht vergleichen. Hallensprecher war mein Hobby, das habe ich nur aus Leidenschaft gemacht, aber zeitlich geht das jetzt leider nicht mehr. Sportreporter ist mein Beruf, den ich aber auch mit viel Leidenschaft und gerne mache.
Hannawald: Ja, aber das wäre er auch gewesen, wenn ich die Tournee ohne Rekord gewonnen hätte. Der Sieg der Tournee – das war mein größtes Ziel, schon als ich klein war. Dass es mir mit vier Siegen gelungen ist, umso schöner.
Hannawald: Das war nie geplant. Ich habe das von Schanze zu Schanze entschieden. Nach den Probesprüngen hatte ich das Gefühl, es passt. Es war schon ein gewisses Wagnis. Misslingt dir der erste Wertungssprung, da geht es ja Mann gegen Mann, dann ist der Tourneesieg verloren.
Hannawald: Ja, aber wenn Du auch nicht in die Wertung kommst, bist du draußen.
Hannawald: Mit jeder Tournee, in der es nicht gelingt, habe ich den Rekord alleine ein Jahr länger. Janne Ahonen war schon nah dran. Ich werde der Erste sein, der dem gratuliert, der viermal siegt.
Hannawald: Er hat eine unglaubliche Beweglichkeit in seinem Fußgelenk. Dadurch gelingt es ihm, seine Sprungski noch näher an sich heranzuziehen und diese zu stabilisieren. Dies lässt seinen Stil so aggressiv wirken. Das sieht man schon in der Anlaufspur. Es ist in gewisser Weise ein Quantensprung.
Bielek: Von ihm wurde schon 2012 gesagt, dass da ein Juwel heranreift.
Hannawald: Was hätte ich davon? Es gibt drei Dinge, die dagegen sprechen. Mein Gewicht, der Fitnesszustand und mein Alter. Skisprung ist nicht so wie im Fußball oder Tennis, wo man die erlernte Schusstechnik oder das Ballgefühl auch untrainiert abrufen kann. Ich würde verzichten.
Hannawald: Der Motorsport ist vergleichbar mit dem Skispringen, was den Adrenalinausstoß betrifft. Aber ich freue mich, an die Schanzen zurückkehren zu dürfen. Ich war in der Vergangenheit immer wieder als Zuschauer dabei. Froh bin ich auch, mit Matze als Kommentator meinen Wunschpartner gefunden zu haben.
Bielek: Wir haben uns während unserer gemeinsamen Zeit bei Sky kennengelernt. Haben danach auch privat immer wieder Kontakt gehabt – unter anderem beim Golfspielen. Schön, dass es jetzt so geklappt hat. Mit im Team ist auch Martin Schmitt. Er wird uns als Experte im Auslauf bei den Großveranstaltungen unterstützen.
Hannawald: Eurosport hatte einen Wechsel beschlossen, erst danach ist der Sender an uns herangetreten. Wir wollen versuchen, durch gute Arbeit zu überzeugen.
Hannawald: Domen Prevc sagen ja alle. Ich tippe aber auf Daniel-Andre Tande vor Prevc und Kamil Stoch.
Bielek: Ich wette auf Prevc vor Tande und Michael Hayböck.
Hannawald: Bester Deutscher wird Markus Eisenbichler, aber Severin Freund ist nicht abzuschreiben.
Bielek: Ich glaube auch an Eisenbichler, aber Freund hat zum Saisonstart mit seinem Sieg in Kuusamo gezeigt, dass er auch ganz vorne mitspringen kann.