Schon am Sonntagmorgen bei der Vorstellung des neuen Vorstandsvorsitzenden Daniel Sauer (lesen Sie dazu auch nebenstehenden Text) war die Tristesse des torlosen Samstagnachmittags verzogen. Von noch wenig konkreten Visionen war da die Rede, vom Werkeln an einer tollen Zukunft. Nach dem 0:0 gegen den SV Wehen Wiesbaden machte der Blick auf das große Ganze beim Fußball-Drittligisten FC Würzburger Kickers eben mehr Freude als der Rückblick auf 90 zähe Fußballminuten im Dezember-Nieselregen. Für ein „sensationelles Jahr 2015“ bedankten sich die Würzburger Drittliga-Fußballer nach der letzten Heimpartie am Samstag plakativ bei ihren Fans. Wer wollte da widersprechen nach einem Jahr, in dem die Kickers nach fast 40 Jahren zurückgekehrt sind in den Profifußball.
Und auch nach dem sechsten torlosen Remis dieser Kickers-Saison gab es ja durchaus positive Aspekte. „Endlich stand mal wieder die Null“, stellte Torhüter Robert Wulnikowski fest. Bei den letzten sechs Heimpartien war es der Rothosen-Hintermannschaft nicht gelungen, ohne Gegentor zu bleiben. „Wir sind jetzt seit sieben Spielen ungeschlagen“, betonte indes Trainer Bernd Hollerbach. An der Gesamtsituation gibt es ja auch tatsächlich nur wenig zu bekritteln.
Aber! Aber der Alltag in Liga drei wirkt dann doch längst nicht so schillernd wie im Sommer erhofft. Nicht nur weil die Kickers seit 29. August (1:0 gegen Aue) weiterhin auf den zweiten Heimsieg warten lassen. Es war am Samstag für die Zuschauer ein – passend zum Wetter – arg trüber Nachmittag gewesen am Dallenberg. Es gibt ja auch 0:0-Spiele der besseren Sorte, dies war eines von der miesen Art. Okay, hätte der zur Halbzeit eingewechselte Nico Gutjahr bei der von Nejmeddin Daghfous und Adam Jabiri mit dem besten Angriffszug der ganzen Begegnung klasse vorbereiteten Gelegenheit freistehend aus acht Metern getroffen (49.), man hätte gewiss beide Augen zugedrückt.
Augenfällige Schwächen
So aber war zumindest am Samstag manch Kickers-Schwäche am Ende arg augenfällig. Zuvorderst die im offensiven Mittelfeld. Da hatte es Daniel Nagy abermals nicht geschafft dem Spiel eine Struktur zu verleihen. Der Ungar, der beim Hamburger SV ausgebildet wurde und beim VfL Osnabrück bereits Drittliga-Erfahrung gesammelt hatte, war im Sommer einer jener Neuzugänge gewesen, mit denen man besondere Hoffnungen verband. Vom ungarischen Erstligisten Ferencvaros Budapest war er zurück nach Deutschland gewechselt.
Mittlerweile ahnt man, warum sich Nagy beim Verein des deutschen Trainers Thomas Doll keinen Stammplatz erkämpfen konnte. Denn auch in Würzburg – wo er trotz seiner langen Muskelverletzung als Spielmacher gesetzt ist – wirkt Nagy derzeit einfach nicht durchsetzungsstark genug. In der Dritten Liga, wo der Fußball mehr gekämpft denn gespielt wird, wo die Abwehrreihen dicht stehen und meist über 90 Minuten dicht stehen bleiben, wirkt Nagy irgendwie verloren und am Ende auch unglücklich.
Nagy als Sündenbock für die Offensivschwäche der Kickers – 17 Tore bedeuten hinter dem Tabellendritten (!) Aue die zweitschlechteste Bilanz – verantwortlich zu machen, wäre freilich falsch. Da ist zum einen die oft mangelnde Chancenverwertung. Am Samstag fehlte es den Kickers schlichtweg aber auch an den spielerischen Möglichkeiten, die intensiv verteidigenden Hessen auszuspielen.
Ein Problem, mit dem viele Drittliga-Vereine zu kämpfen haben. Nicht umsonst endeten gleich drei Spiele an diesem Spieltag in der Dritten Liga 0:0. Sieben Partien der bislang neun Partien dieses Spieltags endeten remis. Es ist die Remis-Liga, und die Kickers sind mit elf Unentschieden – zusammen mit Gegner SV Wehen Wiesbaden – die Könige in dieser Bilanz.
Am Donnerstag (20.30 Uhr, live im MDR) geht es nun zum Spitzenreiter Dresden. Auch dort mischt sich mittlerweile etwas Unzufriedenheit in die allgemeine Freude. Fünfmal in Serie hat der Tabellenführer zuletzt unentschieden gespielt. Selbst beim Liga-Primus scheint man sich zu quälen. „Wir freuen uns jetzt auf dieses Spiel vor fast 30 000 Zuschauern. Das wird für einige junge Spieler ein besonderes Erlebnis“, so Hollerbach. Der passende Abschluss eines besonderen Jahres.
Die Statistik des Spiels
FC Würzburger Kickers – SV Wehen Wiesbaden 0:0
Würzburg: Wulnikowski – Billick, Weil, Schoppenhauer, Kurzweg – Fennell (90. Weißenberger), Benatelli – Daghfous, Nagy (46. Gutjahr), Shapourzadeh (70. Bieber) – Jabiri. Wehen Wiesbaden: Kokle – Funk, Geyer, Ruprecht, Mintzel – Pezzoni – Schindler, Mrowca, Book (90. Mende), Lorenz (90. Lorenz) – Schnellbacher (78. Blacha). Gelb: Kurzweg – Ruprecht, Kolke Schiedsrichter: Börner (Iserlohn).
Zuschauer: 3301.