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DRESDEN
Dynamo Dresden: Der Favorit gibt sich die Ehre
Daniel Klein
 |  aktualisiert: 31.07.2015 17:32 Uhr

Abheben strengstens verboten! Die Aufforderung stand wie ein Motto über dem 4:1-Auftaktsieg der Dresdner Dynamos vor einer Woche. „Man sollte das Ergebnis definitiv mit Vorsicht betrachten“, erklärte Torgarant Justin Eilers. Ähnlich formulierten das seine Mitspieler, die Zweifel anmeldeten, ob die ängstlichen Amateure des VfB Stuttgart ein wirklicher Gradmesser waren für die kommenden Aufgaben in der Dritten Liga – wie etwa an diesem Samstagnachmittag bei den Würzburger Kickers.

Der Tritt auf die Euphoriebremse ist angebracht in einer fußballverrückten Stadt, in der die Ausschläge immer extrem sind, egal in welche Richtung. Vor einem Jahr wandelte sich die Abstiegslethargie innerhalb von wenigen Wochen und einigen Siegen in Aufstiegshoffnung. Nach neun Niederlagen in Folge in der Rückrunde stiegen die wütenden Fans dann auf die Barrikaden, verhöhnten die Mannschaft. Von Euphorie keine Spur mehr.

Zum Start dieser Saison überwiegt mal wieder der Optimismus. Der scheint diesmal aber auch angebracht. Mit Uwe Neuhaus engagierten die Dresdner einen Trainer, der mit Union Berlin bewiesen hat, dass er eine Mannschaft über einen langen Zeitraum entwickeln kann. Fehlende Kontinuität war in den vergangenen Jahren das Hauptmanko bei Dynamo.

Hinzu kommt, dass sämtliche Leistungsträger gehalten werden konnten – Stand jetzt. Die Transferperiode endet bekanntlich erst in einem Monat, und Justin Eilers und Marvin Stefaniak sollen auf den Wunschzetteln von Bundesligisten stehen. „Wir wollen keinen Spieler mehr abgeben“, betont Sportdirektor Ralf Minge zwar, gesteht aber auch: „Bei einigen haben wir das Heft nicht selber in der Hand, weil Ausstiegsklauseln formuliert sind.“ Allerdings soll die festgeschriebene Ablösesumme im Fall Eilers bei 1,5 Millionen Euro liegen, was sehr sportlich ist für einen Drittliga-Spieler.

Verstärkt hat sich Dynamo vor allem mit Erfahrung. Prominentester Neuzugang ist Andreas Lambertz. Das 30-jährige Urgestein der Düsseldorfer Fortuna soll bei seinem neuen Verein Regie führen, den Überblick behalten, Anweisungen geben. Erfahrung hat in der vergangenen Saison gefehlt – ein Grund für die großen Schwankungen. In die Kategorie Kurskorrektur fallen auch die Transfers von Außenverteidiger Fabian Müller (28, Aue) und Pascal Testroet (24, Bielefeld).

Mit dem ausgeglichen und stark besetzten Kader haben sich die Dresdner fast zwangsläufig in eine Favoritenrolle gedrängt. Gleich 17 Drittliga-Trainer halten Dynamo für einen Aufstiegskandidaten. Deutlicher geht es kaum. Minge, einst einer der besten DDR-Stürmer und eine der wenigen verbliebenen Identifikationsfiguren im Verein, formuliert das Saisonziel offensiv: „Ja, wir wollen aufsteigen.“

Nicht nur sportlich läuft es, auch wirtschaftlich geht es beim Traditionsklub endlich aufwärts. Nach dem Zwangsabstieg aus der Bundesliga vor 20 Jahren stand Dynamo mehrmals kurz vor der Insolvenz. Der Medienunternehmer Michael Kölmel half vor 15 Jahren aus, die erste von insgesamt mehr als sieben Millionen Euro Schulden konnte der Verein kürzlich zurückzahlen.

Die restliche Summe soll so schnell wie möglich getilgt werden, um die damals veräußerten Fernsehrechte vollständig zurückzubekommen. Helfen wird dabei auch ein Benefizspiel gegen Bayern München am 17. August, bei dem der Rekordmeister komplett auf die übliche Antrittsgage verzichtet. Die Partie ist längst ausverkauft.

Dynamo ist der Zuschauer-Krösus der Dritten Liga, das wirtschaftliche Umfeld in der Halbmillionen-Stadt eines der besten im Osten Deutschlands. Nun will Dresden auch im Fußball aufsteigen. Ohne abzuheben.

 
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  • " Die Partie ist längst ausverkauft." Das stimmt aber hoffentlich keinesfalls, denn das Vorverkaufsrecht für Mitglieder Beginnt erst am 4. August genau 10:00. Dann wird das Spiel innerhalb weniger Minuten ausverkauft sein Aber etwa die Hälfte der Karten dürfte Momentan tatsächlich schon verkauft sein.
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