Fußball, Bayernliga Nord, Männer
FV 04 Würzburg – TSV Abtswind 0:1 (0:0).
Der FV 04 Würzburg hat nach dem 0:1 (0:0) gegen den TSV Abtswind seinen Vorsprung auf einen Relegationsrang in der Fußball-Bayernliga Nord eingebüßt. Das hätte aber nicht sein müssen.
In der 68. Minute änderte sich die Partie: Als der Abtswinder Michael Herrmann den Ball auf der Tribünenseite einwarf, pfiff der Schiedsrichter zweifach, insgesamt vier kurze Pfiffe, während der Bewegung des Einwerfenden – vermutlich um den einen Würzburger, der auch einwerfen wollte, zurückzupfeifen. Jedoch so spät, dass mindestens drei Nullvierer für einen Moment irritiert stehenblieben, ehe sie feststellten, dass das Spiel gar nicht unterbrochen war, sondern weiterlief.
Würzburg und Abtswind gehen anfangs kaum ein Risiko ein
Daraus entstand in direkter Folge das Abtswinder 1:0 – das Tor, das den Gästen später zum Auswärtssieg reichen sollte – und die Gemüter auf und neben dem Platz erregte. Roman Hartleb schob ein Zuspiel von Ferdinand Hansel freistehend ins Tor, wonach mehrere Würzburger Spieler zum Schiedsrichter und seinem Assistenten auf besagter Seite rannten.
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Bis Mitte der zweiten Halbzeit hatten sich beide Konkurrenten ein allenfalls mäßiges Bayernliga-Spiel geliefert, mit einzelnen Chancen auf beiden Seiten, doch ohne die eigene Absicherung zu vernachlässigen. "Keiner wollte riskieren, in Rückstand zu geraten, sondern hinten gut stehen und auf den Fehler des anderen warten", stellte TSV-Trainer Claudiu Bozesan fest. Früh hätten die Abtswinder in Führung gehen können, doch FV-Torhüter André Koob baute sich vor Abtswinds Angreifer Severo Sturm auf, der im Sechzehner freigespielt worden war (10.).
Würzburgs beste Chancen ergeben sich nach einer halben Stunde
Erst nach einer halben Stunde kamen auch die Hausherren zu Gelegenheiten, wonach die Abtswinder Seite erleichtert aufatmete, denn Nico Kuß schoss den Ball am Fünfer volley über das Tor (30.) und Essa Ganes' strammer Schuss von links verfehlte das gegnerische Tor nur knapp am langen Pfosten (31.).
Dem FV war anzumerken, dass sich seine Spieler nach zahlreichen positionellen Umstellungen erst einmal zurechtfinden mussten. So verteidigte Dennie Michel rechts hinten, "um die linke Abtswinder Seite dicht zu bekommen", erklärte der Würzburger Trainer Harald Funsch. Michel fehlte dadurch aber als Antreiber im Offensivspiel der Zellerauer.
Elfmeter, Platzverweis und Tor innerhalb von zehn Minuten
Mit dem Seitenwechsel agierten die Blauen weniger gehemmt, erlangten in den ersten Minuten der zweiten Halbzeit Feldvorteile, die Grünen waren nun meist in der eigenen Hälfte gefordert. "In dieser Phase haben wir den FV zu viel spielen lassen", stellte Bozesan fest.
Strittig wurde es trotzdem auf der Gegenseite: Ferdinand Hansel fiel nach einem Zweikampf mit David Drösler im Strafraum, was der Schiedsrichter als elfmeterwürdig bewertete. Die Proteste der Heimelf linderte es, dass Adrian Dußler den Elfer an Koob verschoss (59.).
Die Aufregung hielt jedoch an. Bei der Gelb-Roten Karte gegen Moritz Lotzen fehlte dem Unparteiischen das Maß, gegen vergleichbar minderschwere Vergehen zuvor nicht mit der gleichen Konsequenz vorgegangen zu sein (67.). Als der Ärger darüber noch nicht verraucht war, folgte aus Würzburger Sicht das Gegentor. "Es war bis zum Tor ein 0:0-Spiel. Dann hat es der Schiedsrichter beeinflusst. Alles, was danach kam, waren Folgen aus dieser einen Szene", urteilte Funsch.
Auch Bozesan bewertete das Tor als Wendepunkt des Geschehens: "Mit dem Tor kam Unruhe ins Spiel. Ich stand auf der anderen Seite, kann nicht sagen, was der Schiedsrichter da gemacht hat." Abtswinds Fußball-Manager Christoph Mix stellte dazu fest: "Hörmi war beim Einwurf einfach zu schnell für den Schiedsrichter."
Hektische und hitzige Schlussphase zwischen dem FV 04 und TSV
Die nun hitziger, ruppiger, von einigen Akteuren theatralischer, von anderen übermotivierter geführte Partie führte zu weiteren Platzverweisen, die allerdings unstrittig waren: Fabio Bozesan, erst fünf Minuten zuvor eingewechselt, grätschte Marko Korene an der Seitenlinie ab (78.) und Calvin Gehret holte von hinten Florian Gutheil von den Beinen (90.+5). "Die Reaktionen sind vielleicht auch menschlich, aber in so einer Situation müssen wir gerade im Abstiegskampf die Nerven bewahren", meinte Funsch.
Obwohl die Abtswinder in der Schlussphase erst mit zwei, am Ende sogar mit drei Mann mehr auf dem Platz standen, ließen sie die Würzburger noch mehrmals vor ihr Tor kommen und gingen selbst mit Überzahlsituationen, als mehrere Grüne gegen eine zerfledderte FV-Abwehr anliefen, fahrlässig um. "Wir haben unsere Aktionen zu schlampig zu Ende gespielt", fand Bozesan. Zudem habe André Koob "überragend gehalten".
Der TSV Abtswind überschreitet mit den drei Punkten von der Mainaustraße, der vierte Sieg in Serie, die 40-Punkte-Marke und darf vom Klassenerhalt ausgehen. Am nächsten Samstag empfangen sie den ASV Cham, der auch sechs ungeschlagene Spiele in Serie aufzuweisen hat.
Der FV 04 will nach der Niederlage "die Lage in Ruhe bewerten" und sich "gar nicht mehr so lange mit diesem Spiel beschäftigen, sondern auf das nächste wichtige Heimspiel vorbereiten", sagte Funsch. Das folgt bereits am nächsten Samstag gegen den SC Feucht.