Viel gibt es nicht, was Rimpars scheidenden Kreisläufer Michael Schulz stoppen kann. Vergangenen Samstag beim 30:29-Sieg in Fürstenfeldbruck bremste ihn TuS-Star Falk Kolodziej in der Anfangsphase nur unsanft mit einem Foul – und sah hierfür die Rote Karte. "Eine harte Entscheidung", fand auch Schulz.
Im November hatte es ihn selbst sogar noch früher getroffen – in Wilhelmshaven. Nach knapp 600 Kilometern Anreise bekam der 24-Jährige bereits in der dritten Minute Rot, weil er seinen Gegenspieler im Gesicht getroffen hatte. "In solchen Situationen wünsche ich mir generell etwas mehr Fingerspitzengefühl – vor allem dann, wenn keine Absicht im Spiel ist", sagt Schulz vor dem ersten Heimspiel im neuen Jahr gegen den TSV Bayer Dormagen am Sonntag ab 17 Uhr in der s.Oliver Arena.
115 Kilo Durchsetzungsfähigkeit
Außer Schiedsrichter, die ihn für seine Abwehrarbeit bestrafen ("Das mit den zwei Minuten ist in dieser Saison weniger geworden"), sind es im Angriff große und breite Kontrahenten, die ihm das Leben schwer machen. "Im letzten Jahr habe ich körperlich zugelegt. Deshalb kann ich mich vorne mit Drehungen nun besser durchsetzen", so der 115-Kilo-Mann.
Auch im übertragenen Sinne lässt sich Schulz, der kurz vor seinem Bachelorabschluss an einer Berufsakademie steht, nicht aufhalten. Im Sommer wechselt er nach drei Jahren im Rimparer Dress zum HC Elbflorenz Dresden – und damit tief in den Osten der Republik. Schulz spricht, wie so viele Sportler bei diesen Anlässen vom Gesamtpaket, das dort einfach gepasst habe. Er macht kein Geheimnis daraus, dass er sich bei den Sachsen finanziell besserstellt – und ihn die Ambitionen dort reizen.
"Die Dresdner wollen in die Spitzengruppe der Liga", berichtet Schulz – und sie hätten praktisch alle Spieler für zwei Jahre gebunden. Dass er selbst ein Teil des Vorhabens werden und sogar den früheren Erstliga-Kreisläufer Jonas Thümmler ersetzen soll, hat der Ligakonkurrent ihn früh wissen lassen. HCE-Trainer Rico Göde, einst selbst ein Kreisläufer von Format, hat das Match der Wölfe am ersten Spieltag in Aue in der Halle verfolgt – und ist so auf Schulz aufmerksam geworden. Im November traten die Dresdner dann an ihn heran. "Wir haben uns ausgetauscht und es hat gepasst", erinnert sich Schulz, der im Januar in die 560 000-Einwohner-Stadt gefahren ist und den Zweijahres-Vertrag unterschrieben hat. "Wegen der Corona-Beschränkungen habe ich noch nicht viel von Dresden gesehen, das wird aber nachgeholt."
Bis auf den langzeitverletzten Rechtsaußen Nils Gugisch – beide spielten sie in der Junioren-Nationalmannschaft – kennt Schulz noch niemanden in Dresden. Die Großregion ist dennoch ein Teil von ihm. Er hat Verwandtschaft in Halle an der Saale. Seine Mutter stammt ursprünglich aus der Stadt, sein Vater aus dem Umkreis – beide spielten sie einst Handball beim damaligen DDR-Serienmeister SC Magdeburg. Über Luxemburg verschlug es die Familie ins Saarland, wo der Sohnemann bei der HG Saarlouis erst in der Jugend, dann im Zweitliga-Abstiegskampf seinen Dienst verrichtete.
Dass er am Kreis landete, sei eigentlich nicht sein Wunsch gewesen, bemerkt Schulz. "Ich mache auch lieber die Deckungsarbeit im Innenblock." Anfang Dezember hat der Kreisspieler gegen seinen künftigen Klub sein Angriffspotenzial aufblitzen lassen. Beim 25:23-Heimerfolg seiner Wölfe erzielte der 24-Jährige fünf Treffer. "Davon, dass in Rimpar viel über den Kreis läuft, profitiere ich natürlich."
Auf das Zusammenspiel mit dem Rückraum wird es auch gegen die starken Dormagener ankommen – genau wie auf die Abwehr. "Sie haben auch aufgrund ihrer guten Jugendarbeit einen breiten und qualitativ guten Kader. Da kann es immer passieren, dass ein junger Spieler reinkommt, den man nicht auf der Rechnung hatte." Kaum hat Schulz das ausgesprochen, werden er und der Autor dieser Zeilen gestoppt: vom Main-Hochwasser. Das kann ihm auch an der Elbe in Dresden blühen.